Urmels toller Traum
verwundert.
»Weil du keine Ahnung von
Hochzeiten hast, öfföff!«, belehrte ihn Wutz. »Du bist eben nur ein Vogel — und
Vogelhochzeiten sind natürlich nichts Besonderes. Aber es gibt nichts auf der
Welt, was so viele wichtige Vorbereitungen und Überlegungen erfordert wie eine
richtige, wundervolle Heirat.«
»Ich gehe doch lieberrr
hinaus«, brummte Babu. Der Bär, so drollig er aussah, schien kein Freund von
Mühen zu sein. Überraschenderweise war Urmel-König einverstanden. »Ja, geh«,
rief er. »Aber nur bis zum Portal. Ich ernenne dich zur Schlosswache. Hinaus
aus der Stube — und hinein in das Schilderhäuschen!«
Einen ganz kurzen Augenblick
dachte Babu daran, zu widersprechen. Aber dann gefiel ihm das Wort
»Schilderhäuschen«. Wenn er schon kein Baumhaus mehr hatte, war das vielleicht
der nächstbeste Aufenthaltsort für ihn. Haus ist Haus! Und daher trollte er
sich brummend auf seinen vier weichen Patschpfoten davon. Er trabte zu dem
rotweiß gestreiften Schilderhaus mit dem spitzen Dach, das sich draußen auf der
Treppe neben dem Schlossportal befand. Kurze Zeit nur stand er allerdings
aufrecht darinnen und machte einen fürchterlich wachsamen Eindruck. Bald rollte
er sich auf dem Boden zusammen und bettete den Kopf auf die Vorderpfoten.
Manchmal blinzelte er. Meist aber hatte er die Augen zu. Doch auch Wach- und
Hofhunde können ja wachsam sein, obwohl sie in ihren Hütten zu schlummern
scheinen.
Im Thronsaal sprach Wutz sich
inzwischen lang und breit über die Hochzeitsvorbereitungen aus. Da schwirrte
bald allen der Kopf von gedruckten Einladungen und Blumensträußen, von
Geschenken und Festessen, von Suppen, Soßen und Torten, von Orgelmusik und
Tanzmusik, von Glückwünschen und Hochzeitsfotos, von Trauung und Festschmuck,
von Garderoben und Hochzeitskleid...
»Hälfe, Hälfe!«, stöhnte
Schusch. »Mär wärd ganz wärr.«
»Nun, dass dir wirr wird, dazu
fehlt ja wirklich nicht viel, öfföff«, raunzte Wutz herablassend. Sie war
wieder einmal in ihrem Element und glühte vor Eifer.
Urmel-König beförderte sie
rasch zur Hofmarschallin.
»Muss ich denn wirklich ein
Hochtscheitschkleid tragen?«, fragte Wawa mehr verlegen als entzückt.
»Natürlich, öfföff. Los, stell
dich vor diesen Spiegel. Oh, du geschabte Rübe, mach doch den Mund zu und glotz
nicht so töricht. Zu deiner grünen Haut würde sicher hellgelbe Seide gut
passen, wenn sie dich nicht zu blass macht, aber ich denke, es wird gehen.«
»Aufrecht laufen kann ich aber
gar nicht!«, meinte Wawa schüchtern.
»Oh, das ist schlecht! Nun,
dann bekommst du kein Kleid, sondern eine Art Überwurf, wie eine Schleppe. Aber
vor dem Pfarrer... Es wird doch natürlich eine kirchliche Trauung, Majestät,
öfföff?«
»Onkel Pitsch könnte uns
vermählen«, sagte Urmel-König und wich damit einer klaren Entscheidung aus.
Wutz war zufrieden und beschäftigte sich in Gedanken schon wieder mit dem
schneeweißen, duftigen Schleier, den Wawa tragen sollte und den sie mit Röschen
zu besticken dachte. »Wenn das kein Kitpf ist«, sagte Ping Pinguin sehr leise
zu sich selbst, wobei er sich fast die Zunge abbrach. Noch nie war es bisher
auf Titiwu notwendig gewesen, das Wort Kitsch auszusprechen. So etwas gab es
hier gar nicht.
Wutz’ scharfe Ohren hatten die
abfällige Bemerkung aufgeschnappt. Sie warf Ping Pinguin einen vernichtenden
Blick zu.
Das genügte. Dieser Blick fuhr
ihm durch und durch! Wie eine Degenklinge. Außerdem ließ sich Urmel-König nun
herab, Ping Pinguin anzusprechen. »Dich ernenne ich zum königlichen
Generalpostmeister!«
»Ist das viel?«, fragte Ping
Pinguin, rasch wieder erfreut.
»Furchtbar viel!«
»Aber lange nicht so viel wie
Braut und Königin!«, zischelte Wawa.
»Bräute und zukünftige
Königinnen sind vor allem still und bescheiden«, wies ihn Urmel-König zurecht.
Dann erläuterte er seinem königlichen Generalpostmeister, wie groß die Aufgaben
sein würden. »Früher warst du schon einmal königlicher Briefträger!«
»Oh ja, oh ja!« Ping Pinguin
erinnerte sich nur zu gut. »Da wurde aber auf mich mit dem Gewehr gepfossen.
Wenn ich als Generalpostmeister mehr bin, wird womöglich noch mit Kanonen auf
mich gepfossen. Ich meine, weil Kanonen doch auch größer sind als Gewehre und
weil General so militäripf klingt.«
»Unsinn. Niemand schießt auf
dich. Du bekommst ein feines Postamt.«
»So eines mit Pfalter und Briefwaage
und Pfild vor der Tür: Pfalterstunden von 8 bis 12 und von 14
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