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Urmels toller Traum

Urmels toller Traum

Titel: Urmels toller Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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Kurbel.
    Nach geraumer Zeit meldete sich
die bekannte Stimme des Postmeisters Ping Pinguin.
    »Hier Postamt Titiwu, was
wünpfen Sie bitte?«
    »Ich wünsche, den Professor zu
sprechen.«
    »Oje«, sagte der Postmeister
unglücklich, »ich weiß ja nicht, wie ich die Verbindung herstellen kann. Wo ist
er denn überhaupt?«
    »In Pumpolon, du Trottel!«
    »Aha!«, krähte der königliche
Postmeister und schaute seine Apparate noch hilfloser an.
    Aber wunderbarerweise —
vielleicht steckte der Traumkobold in der Vermittlung — wunderbarerweise war
dann doch plötzlich der Professor am Telefon, am fernen anderen Ende der
Leitung.
    »Hier spricht Habakuk
Tibatong«, sagte er, »wer spricht dort?«
    »Dort, nein hier ist das Urmel,
ich meine: Urmel-König. Ich bin nämlich zum König gewählt worden. Da staunst
du, was?«
    »Allerdings«, antwortete der
Professor. »Was ist denn das wieder für ein Unsinn? Wem, um alles in der Welt,
spielst du gerade einen Streich? Von wo telefonierst du?«
    »Aus meinem Schloss! Und ich
liege in deinem Bett!«
    »In meinem Bett?«, rief der
Professor aufgebracht, sodass die Ohrmuschel klirrte. »Das kann ich aber nicht
leiden! Mach sofort, dass du rauskommst!«
    »Ich denke nicht daran«, sagte
das Urmel. »Bäh!« Es zeigte dem Professor die lange Zunge. Glücklicherweise
konnte dieser das durch den Draht nicht sehen. Doch gleich knallte Seine
Majestät Urmel-König den Hörer auf die Gabel.
    Eine Weile schmollte er. Später
beschloss der gekränkte Urmel-König, den Professor trotzdem zur Hochzeit
einzuladen. Per Telegramm oder per Luftpost.
    Und nach wenigen Minuten
ertönte ein lautes, gleichmäßiges Schnarchen aus dem Schlafgemach.
    Die Nacht verging so schnell,
vielleicht war es nicht einmal eine richtige Nacht gewesen? Genug, Urmel-König
erwachte und die Sonne strahlte — und es war still, so still im Schloss. Seine
Majestät rüttelte ungeduldig am Klingelzug. Sehr bald stürzte die
Hofmarschallin ins Gemach. Vielleicht hatte sie schon vor der Tür auf das
Erwachen des höchsten Herrn gewartet? Sie hatte hochrote Backen.
    Und Seine Majestät Urmel-König
empfing sie ungnädig.
    »Ich wünsche, mit Musik geweckt
zu werden«, raunzte er und gähnte dreimal, zum Zeichen, dass er noch müde sei.
    »Mit Musik, öfföff?«, fragte
die Hofmarschallin. »Was ist das nun wieder Neues?«
    »Nicht mit Musik öfföff,
sondern mit Musik tsching-bumm!«, verbesserte sie Urmel-König schroff. »Ich
will eine Kapelle haben. Eine Musikkapelle natürlich, keine zum Beten. Jeden
Morgen soll sie im Schlosshof spielen. Wir brauchen sie ja auch zur Hochzeit.
Keine Heirat ohne Festmusik! Also sorge dafür. Ich ernenne dich zur
Kapellmeisterin!«
    Wutz wollte schüchterne, wenn
auch vernünftige Einwendungen machen, doch Urmel-König scheuchte sie aus der
Tür. Ehe sie ging, wandte sie noch einmal ihr Haupt: »Dürfte ich vielleicht
zuerst noch rasch Musik studieren, öfföff? In meiner Jugend hatte ich leider
keine Gelegenheit dazu.«
    Davon konnte natürlich keine
Rede sein, so viel Zeit hatte niemand. Zum Glück aber gab es ja den
Traumkobold, der sich durch nichts verblüffen ließ und stets die Wünsche des
Königs ausführte. Urmel-König konnte sich ganz auf ihn verlassen.
    Und so wunderte er sich auch
nicht, als er später auf den Balkon trat und in den Schlosshof schaute, wo die
königliche Musikkapelle sich redlich mühte, Töne zu erzeugen. Wutz, die
Kapellmeisterin, drehte Seiner Majestät Urmel-König den breiten Rücken und ihre
eindrucksvolle Vorderansicht den versammelten Musikern zu.
    Da war Tim Tintenklecks, der
einer blitzenden Trompete quärrende Töne entlockte...

    Da hatte Ping Pinguin eine
Trommel vor dem Bauch, deren Fell er eifrig mit den Schlegeln rührte...
    Da saß Seele-Fant auf einem
kräftigen Stuhl und strich den Bogen über die Bassgeige, deren Saiten er mit
der breiten, linken Flosse alle auf einmal herabdrückte...
    Da stand Schusch mit
ausgestrecktem Schnabel, um ihn im Takt gegen ein Glockenspiel zu schmettern...
    Und der Schlosswächter Babu
musste das Schilderhäuschen verlassen, um die dicke Pauke zu schlagen.
    Sie alle wurden angefeuert und
im Takt gehalten von der unübertrefflichen Wutz, in deren rechter Vorderklaue
der Taktstock klemmte und die mit den kurzen Ärmchen wilde, zuckende Bewegungen
vollführte.
    Seine Majestät Urmel-König war
zufrieden, wenngleich es quietschte, wummerte, jaulte und heulte, dass es einem
die Schuhe ausziehen konnte, so

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