Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Urmels toller Traum

Urmels toller Traum

Titel: Urmels toller Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
Vom Netzwerk:
die Gruppe stehen. Diese Sonderbriefmarken
wollte jeder gleich serienweise erwerben. Ping Pinguin verlor schier den Kopf
bei dem plötzlichen Ansturm. Und Direktor Doktor Zwengelmann musste sich von
König Futsch sogar Geld borgen, weil er nicht daran gedacht hatte, genug
mitzunehmen.
    Danach aber marschierte die
fröhliche Gesellschaft in das Schloss, über den Hof, die Außentreppe empor, am
Schilderhäuschen vorbei.
    Die Schildwache, nämlich Babu
der Bär, hatte sich den glänzenden Honigeimer aus Messing als Helm auf den Kopf
gestülpt. Da er ihn vorher leer geschleckt hatte, rann ihm nur wenig klebrige
goldene Masse ins Fell. Er präsentierte den Honiglöffel wie einen Degen.

    »Ach, hättest du dich nicht
vorher waschen können, öfföff?«, fragte Wutz, unglücklich über seinen wenig
würdigen Anblick.
    »Keine Zeit, ihrrr seid zu
rrrasch gekommen«, brummte Babu, er machte überhaupt kein verlegenes Gesicht.
Direktor Doktor Zwengelmann kniff die Augen zusammen und blickte den Bären
starr an. »Er kommt mir so bekannt vor«, murmelte er.
    »Das glaube ich wohl«,
antwortete König Futsch, »denn er war ja kurze Zeit Gast in Ihrem Zoo. Aber da
hat er sich nicht wohl gefühlt. Hier geht es ihm — wie jeder sehen kann —
wesentlich besser.«
    Direktor Doktor Zwengelmann
schluckte nur einmal, sagte aber nichts mehr.
    In diesem Augenblick ertönte
ein lautes, ungeduldiges und gar nicht königliches Geschrei aus dem Inneren des
Schlosses. Man kann es ruhig auch ein Quäken nennen. Nur weil es einen langen
Weg durch viele Räume und um viele Ecken hinter sich hatte, war es nicht mehr
ganz so misstönend laut und erschreckend. Trotzdem rief König Futsch: »Um alles
in der Welt — wer wird denn dort verprügelt?«
    »Niemand, öfföff«, antwortete
die Hofmarschallin. Man schwieg, um besser hören zu können, und vernahm nun
deutlich des Urmels ungeduldige Stimme: »Heeeeee, huuuuu, wo bleibt ihr so
lange? So kommt doch schon!«
    »Sehr königlich klingt das
nicht«, stellte König Futsch sachkundig fest. Er lachte.
    Schnell durchschritten sie das
Portal.
    Oben, im ersten Stock, hatte
sich ein weißer Vorhang bewegt. Wawa linste da durchs Fenster. Man hatte ihn in
ein Zimmer gesteckt. »Es schickt sich nicht, dass man die Braut schon vor der
Hochzeit sieht«, hatte Wutz gemeint. Vermutlich stammte dieser altmodische
Unsinn aus einem Märchenbuch.
    Wawa fühlte sich jedenfalls
höchst unglücklich. Und überhaupt war es doch tschu doof, dass er die Braut
spielen sollte. Viel lieber wäre er wieder in seine Muschel gekrochen, über die
Sonne und Mond hinwegtschogen.
    Wutz führte ihre vier Besucher
in den Thronsaal. Hier saß Seine Majestät Urmel-König, feierlich geschmückt mit
Krone, Zepter und Umhang, auf dem goldenen Stuhl und plärrte: »Da seid ihr ja
endlich. Es ist gar nicht lustig, auf dem Thron zu sitzen und zu warten und zu
warten.«
    »Du kannst ja abdanken! Dann
kannst du aufstehen, herumlaufen und machen, was du willst, ohne Rücksicht auf
deine Würde zu nehmen«, meinte König Futsch und grinste. Dem Professor
flüsterte er ins Ohr: »Ich fühle mich, als ob ich ›Habakuk-Tibatong-Original-Lachbrunnen‹
getrunken hätte.«
    Das Urmel wackelte mit dem
Kopf, und die Krone wackelte mit, und es sagte: »Ich danke nie ab, nee danke!
Ich bleibe König, und ihr müsst Majestät zu mir sagen, auch wenn ich euch alle
sehr gern habe.«
    »Wünschen Majestät einen
Handkuss oder nur eine Verbeugung?«, fragte Naftaline, spöttisch lachend.
    »Ach, verwünscht, am liebsten
würde ich dich umarmen«, antwortete Seine Majestät Urmel-König, »aber ich
fürchte, das ist nicht königlich.«
    »Genauso ist es«, sagte König
Futsch. »Wäre ich kein abgedankter König gewesen, sondern noch Pumponell der
Fünfundfünfzigste, hätte ich Naftaline vielleicht auch nicht heiraten können.
Ich bin heute den Leuten richtig dankbar, die mich abgesetzt haben!« Zärtlich
drückte er seiner Frau Naftaline die Hand.
    Der Professor brummte: »Wer mir
das, was ich jetzt vor mir auf dem Thron sehe, damals vorausgesagt hätte, als
es aus dem Ei schlüpfte, den hätte ich für verrückt erklärt!«
    »Das glaube ich Ihnen aufs
Wort«, stimmte ihm Direktor Doktor Zwengelmann zu. Er hatte ja das Urmel bisher
überhaupt nur auf Felszeichnungen erblickt, sieht man einmal von einem
verwirrenden und unangenehmen Erlebnis im Naturkundemuseum ab.
    Er zupfte sich nochmals am
linken länglichen Ohrläppchen und vergewisserte sich:

Weitere Kostenlose Bücher