Urod - Die Quelle (German Edition)
es?“
„Natürlich. Hast du doch gesehen.“
„Ja, aber das war nur einer. Ein einziger und sieh uns an! Wir sind reif für's Krankenhaus.“
Sebastian besah sich Enzas Arm und ihr blutverkrustetes T-Shirt. In dem Lichtschein, der durch das Fenster drang, konnten sie erkennen, wie übel zugerichtet sie aussahen. Die anderen würden einen Schreck kriegen, dachte er. Dabei fühlte er sich gar nicht so schlecht. Er war müde und sein kompletter Körper tat weh. Er lechzte nach einer Dusche, zehn Stunden Schlaf und einer fetten Lasagne, aber dafür war noch nicht die Zeit, also verkniff er sich die Gedanken daran.
„Wir kriegen das hin!“ beharrte er.
„Wie viele waren es? Sechs oder acht? Und dann noch Prof. Harris. Wenn sie uns angreifen, dann haben wir keine Chance. Das weißt du genauso gut wie ich.“
„Deswegen haben wir ja auch den genialen Plan, sie in die Luft zu jagen. Und wenn es doch zweien oder dreien gelingt, uns zu folgen, dann werden wir schon mit ihnen fertig.“
Enza sah keinesfalls überzeugt aus. Sebastian wurde langsam wütend.
„Hör zu, wenn wir da jetzt reingehen, dann will ich keine Spur mehr von deinen Zweifeln sehen. Wir haben alle schon genug Angst. Und wenn wir nicht an das glauben, was wir tun, dann können wir's auch direkt lassen. Vielleicht schaffen wir es nicht alle. Aber einige von uns werden durchkommen. Und wenn wir hier noch länger rumstehen und plaudern, dann werden wir entweder doch noch gefressen, oder meine Kopfschmerzen bringen mich um“, er brach ab.
„Ja, schon gut, ich hab's ja kapiert.“
„Super.“
Er hob erneut den Arm und klopfte an die Tür. Dieses Mal hielt Enza ihn nicht auf. Von drinnen hörten sie tumultartige Geräusche. Sie tauschten einen erschrockenen Blick. Doch dann war Miles' Stimme zu hören.
„ Ja?“
„ Pizza-Service“, rief Sebastian. „Mach auf, du Spacko! Glaubst du die Monster klopfen an die Tür und bitten höflich um Einlass?“
Wieder war ein Rumpeln hinter der Tür zu vernehmen, dann erschienen Thomas und Miles in der geöffneten Tür. Ihre Wangen waren rot, sie wirkten verschwitzt und außer Atem. Hinter ihnen kam Viola angelaufen und fiel Sebastian um den Hals.
„Au! Schatz, nicht so fest, bitte!“
„Oh, Entschuldigung, tut mir leid, ich wollte nicht…“
„Schon gut, schon gut.“
Sebastian genoss es sichtlich, den verletzten Helden spielen zu können. Enza und er wurden von den anderen in die Baracke gezogen. Thomas und Miles schoben den großen, schweren Tisch vor die Tür. Daher stammten also die Geräusche, die Enza und Sebastian gehört hatten.
Wie bereits geahnt, war das Erschrecken über ihre Läsionen groß und während Sebastian erzählte, was ihnen zugestoßen war, versorgte Viola sie mit Ibuprofen und säuberte so gut es ging ihre Wunden. Als sie Enzas rote Brüste erblickte, entrang sich ihrer Kehle ein empathischer Klagelaut. Schon in ein paar Stunden würden sie blau und grün verfärbt sein. In dem Moment, in dem Enza Violas Reaktion wahrnahm, spürte sie, wie körperliche Schwäche sie zu übermannen drohte. In Viola spiegelten sich Enzas eigene Schmerzen und sie musste wegschauen, um ihre Fassung bewahren zu können.
Sebastian war weniger schlimm verletzt. Auch er hatte jede Menge Prellungen, aber sonst war er weitgehend verschont geblieben. Enzas Arm schien zwar nicht gebrochen, doch zumindest verstaucht zu sein. Viola wusste nicht recht, was sie tun sollten, zumal Enza laut aufstöhnte, sobald sie ihn auch nur sanft berührte. Der Arm war rot und auf seine doppelte Breite angeschwollen.
„ Du musst ihn schienen“, stieß Enza zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
„ Lass mal sehen!“ sagte Miles, der bis jetzt fasziniert Sebastians Schilderungen gelauscht hatte.
Er kam näher und sah sich Enzas Arm genauer an.
„ Haben wir irgendwo ein glattes Stück Holz, oder Aluminium, oder so was?“ fragte er in die Runde.
Die anderen sahen sich um. Schließlich schlug Thomas mit dem Hammer einfach ein Stuhlbein ab und reichte es Miles, der es noch etwas mit seinem Messer bearbeitete und es dann als Schiene benutzte. Verbände hatten sie jede Menge zur Verfügung und Miles hatte Enzas Arm innerhalb kürzester Zeit professionell geschient und verbunden. Dabei war er so vorsichtig, dass sie den Schmerz gut ertragen hatte. Nachdem der Arm ruhig gestellt war, ließ auch der Schmerz schnell nach. Enza dankte Miles verwundert.
„Woher kannst du so was?“ fragte sie ihn.
„Ich
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