Urod - Die Quelle (German Edition)
Sebastian versuchte den Schmerz den Schmerz in seiner Schulter zu ignorieren und tastete hastig nach Dragos Messer. Enza, die kapierte, dass Sebastian in diesem Moment völlig schutzlos war, überwand ihre Furcht und stürzte sich auf den Urod. Seltsamerweise hat der Urod sich bis jetzt völlig ignoriert. Enza schob dieses Verhalten auf die Tatsache, dass der Urod Sebastian als gefährlicher einstufte. Vielleicht roch er das Testosteron oder sonst was. Egal! Er sollte schon sehen, dass das Weibchen auch gefährlich werden konnte. Der Urod sprang auf Sebastian zu, der reflexhaft weiter in das Gestrüpp hineinkroch. Als könne es ihn tatsächlich schützen. Der Urod riss die Äste auseinander und schnappte nach Sebastian wie wildgewordener Dobermann. Seine schwere aufgequollene Zunge schimmerte bläulich. Seine Zähne waren wuchtig und spitz und wurden von zwei scharfen Hauern gekrönt, die absolut tödlich sein mussten. Sebastian gelang es unter dem Busch hindurchzukriechen und auf die andere Seite zu gelangen. Seine Finger suchten fieberhaft nach dem Messer. Der Urod rannte jetzt auf ihn zu und an Enza vorbei, als würde sie gar nicht existieren. Enza handelte ohne groß zu überlegen und rammte ihm mit aller Kraft ihr Messer in seitlich in den Körper. Der Urod brüllte, konnte seine Bewegung aber nicht mehr abbremsen und das Messer tauchte tief in seinen Körper ein, zog eine fünfzig Zentimeter lange Spur durchtrennten Gewebes hinter sich her, bevor es seinen Körper wieder verließ. Der Urod blickte Enza erstaunt an, als hätte er sie zum ersten Mal gesehen. In dem Moment spürte Enza, wie ihre Knie weich wurden angesichts der Frage, was sie jetzt tun sollte. Sie schielte zu Sebastian herüber, der endlich Dragos Messer in Händen hielt und in Angriffsstellung verharrte. Auch er sah sie an. Jetzt waren sie zu allem bereit.
Sie waren ein Team.
Jetzt und hier waren sie ein Team, das ein gemeinsames Ziel verfolgte. Sie dachten das Gleiche, sie fühlten das Gleiche. Ohne Worte, ohne eine einzige Geste. Und dieses Team führte Eins zu Null.
Der Urod fixierte sie beide. Aus seiner Wunde quoll Blut und seine Unsicherheit war deutlich zu erkennen. Wen sollte er angreifen? Er legte den Kopf schief und verharrte vollkommen reglos in dieser Position. So viel Menschliches war noch in ihm, dass Enza genau erkennen konnte, dass er mit sich haderte. Einen Moment lang schien es, als entscheide er sich dafür, die Flucht zu ergreifen. Enza spürte, dass Bedauern in ihr aufstieg. Sie wollte den Kampf, wollte diesem Ding weh tun, wollte es auslöschen.
Flucht war keine Option.
Jede Faser ihres Körpers drängte darauf, diesem Wesen rohe Gewalt anzutun. Alles andere wäre eine Enttäuschung gewesen. Vernünftiger zwar, doch die Vernunft spielte keine Rolle in dieser gottverdammten Situation. Instinkt, Reaktionsvermögen und ein unbedingter Lebenswille war alles, was sie jetzt brauchte. Sie hatte es sich nicht eingebildet. Der Urod zögerte. Die Spannung wuchs ins Unerträgliche. Offensichtlich schien auch Sebastian das so zu empfinden.
„Was ist, du mieses Stück Scheiße. Hast du Angst? Willst du dich verpissen? Wage es ja nicht. Ich habe hier was für dich. Das wird dir gefallen. Komm nur her!“
Seine Stimme war rau, heiser, wahnsinnig männlich und unendlich sexy, fand Enza. Sie spornte sie nur noch mehr an. Auch sie wollte Blut sehen. Wollte, dass es endlich losging. Der Urod gab seine unentschlossene Haltung auf und duckte sich. Offenbar hatte er Sebastian verstanden. Er reagierte auf die Provokation und setzte zum Sprung an. Er sprang nicht besonders weit, dafür war er zu schwer, aber er bewegte sich wendig und schnell und hatte Sebastian, der sein Messer hob und zustechen wollte, fast erreicht, doch dazu kam es nicht. Der Urod drehte im letzten Moment ab und stürzte auf Enza zu. Dabei peitschte er mit seinem Schwanz, der ihm dabei half, die Richtung so abrupt zu wechseln. Sebastian wurde von dem Manöver völlig überrascht und der kräftige Schwanz des Urods erwischte ihn am Kopf. Sebastian taumelte.
Auch Enza war für einen Moment völlig perplex, schaffte es nicht mehr zur Seite zu springen, wurde zu Boden geschleudert und prallte mit dem Hinterkopf auf. Gottlob war der Boden so weich, dass es ihr nicht viel ausmachte. Im nächsten Moment setzte sich etwas unfassbar Schweres auf ihre Brust und presste ihr alle Luft wurde aus den Lungen. Ihr wurde schwarz vor Augen, doch sie kämpfte mit aller Macht dagegen an,
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