Urod - Die Quelle (German Edition)
unmöglich war, sie weiterhin mit Felsbrocken zu bewerfen. Die Urods hatten sie offenbar dorthin verfrachtet. Was zunächst wie ein Rückschlag erschien, stellte sich bald als große Chance heraus. Der Vorsprung, unter dem die Quelle nun lag, war so groß und wuchtig, dass er die Quelle komplett bedecken würde. Wenn es ihnen gelänge, ihn vom Felsen abzusprengen, dann wäre die Quelle Vergangenheit. Allerdings hatten sie nicht genug Sprengstoff, deswegen waren Miles und Drago täglich dort, um den Felsbrocken zu untergraben. Es gab nur eine Chance, bei der alles klappen müsste, damit die Quelle erneut verschüttging und möglichst nicht wieder frei gelegt werden konnte. Da sie es zudem mit Basalt zu tun hatten, würden sie sehr clever vorgehen müssen, damit das Unterfangen auch gelang.
Während Miles ihnen zeigte, in welcher Richtung die Quelle zu finden wäre, schärfte Drago mit einem aufklappbaren Diamantschärfer sein imposantes Messer. Danach fragte er die anderen, ob sie etwas dabei hatten, das als Waffe dienen könnte, um sie als Verteidigung gegen zu erwartende Angriffe von Urods zu benutzen. Sebastian und Thomas hatten ihre Pickel dabei, die Teil ihrer Kletterausrüstung waren. Drago scheuchte sie, diese sofort heranzuschaffen, damit er sie schärfen konnte. Enza zeigt auf das Küchenmesser, das Lea in der Nacht zuvor dort abgelegt hatte. Das entlockte Drago nur ein müdes Grinsen. Er ging nach draußen und kam kurz darauf mit einer verdreckten Spitzkelle wieder herein, die er penibel säuberte, um sie dann ebenfalls zu schärfen, bis die Ränder Kelle glänzten. Dann bohrte er mit einer kleinen Bohrmaschine ein Loch in einen alten Besenstiel, entfernte den Holzgriff der Spitzkelle und rammte sie in den Besenstiel, sodass eine Art Speer entstand, den er Enza hinhielt.
„ Das ist viel besser als das kleine Tomatenmesser. Aber sei vorsichtig, es ist höllisch scharf."
Enza nahm den Speer an sich und fuchtelte wild damit herum, um ihn auszuprobieren. Drago musste sich bücken, um nicht ein Auge ausgestochen zu bekommen. Kopfschüttelnd nahm er Enza den Speer wieder ab und hielt ihr stattdessen sein Messer hin, das er vorher in einer Scheide verstaute. Enza schluckte ihren Stolz herunter, sie fand nämlich, dass sie ganz gut mit dem Speer umgegangen war, und nahm das Messer an. Als Sebastian und Thomas mit ihren Pickeln zurück waren, begann Drago auch diese zu schärfen. Sebastians Bemühungen, seinen Pickel selber zu schleifen, wurden sofort im Keim erstickt.
„ Wir sind hier nicht bei den Pfadfindern", grunzte Drago und Sebastian ließ es zur allgemeinen Verwunderung dabei bewenden.
„ Ihr habt nicht zufällig eine Pistole oder ein Gewehr oder so was?" fragte Enza, die Dragos Messer an ihrem Gürtel befestigt hatte, es aber immer wieder skeptisch musterte, ob es auch hielt.
„ Wir hatten ein Gewehr. Aber erstens ist die Munition bereits verschossen und zweitens würdet ihr wahrscheinlich sowieso nicht damit umgehen können, oder doch?" erklärte Drago.
„ Keine Ahnung. Aber wenn es zum Kampf kommt, ist so eine Gewehr bestimmt immer noch effektiver als ein Messer", parierte Enza.
Drago wandte sich wieder dem Schleifen der Pickel zu. Für ihn war das Thema damit beendet.
„ Wieso fahren wir nicht einfach neue Munition holen?" fragte Enza.
Drago hob den Kopf.
„ Zeig es ihnen!" sagte er zu Miles.
Miles ging zu einer Ecke des Raumes, in der verdreckte alte Tücher lagen, die er anhob. In dem Moment sah Enza, dass es sich um Hosen und Hemden handelte, die einen beißenden Geruch nach altem Schweiß, Moder und Exkrementen verströmten. Endlich hatte Miles gefunden, wonach er suchte und hob es hoch, damit sie es alle sehen konnten. Es war ein Kleinkaliber Gewehr, dessen Lauf verbogen war.
„ Was ist passiert?" fragte Viola erschrocken.
„ Das wollt ihr lieber nicht wissen", konstatierte Drago knapp.
„ Die Urods sind ziemlich stark, wie ihr seht. Und ich war einfach nicht schnell genug mit dem Entsichern, also... Drago hat mich rausgehauen, aber das Gewehr konnten wir vergessen."
Mehr wollte Miles dazu nicht sagen. Ihm lag es jetzt am Herzen, die Truppe so gut vorzubereiten, dass keiner von ihnen auf der Strecke blieb.
Er selbst war mithilfe Dragos durch eine harte Schule gegangen. Als er im Camp ankam, war er ein ganz normaler Teenager, der Waffen lediglich aus Computerspielen kannte und selbst die musste er meist heimlich spielen, denn die Elite-Internate, in denen er seine Kindheit
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