Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Urod - Die Quelle (German Edition)

Urod - Die Quelle (German Edition)

Titel: Urod - Die Quelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Levine
Vom Netzwerk:
öffnete den Mund, um die anderen davon zu überzeugen, dass sie lieber das Risiko eingehen sollten, gar nichts zu unternehmen, bevor die Sonne wieder aufging, als Sebastian sich laut räusperte. Er sah Viola in die Augen, als er sprach.
    „Du hast recht. Ich bin derjenige mit den größten Überlebenschancen. Also – was genau soll ich tun?“
    Er sah zu Miles hinüber, der erleichtert schien, dass endlich Bewegung in die Sache kam. Thomas hingegen konnte es kaum ertragen, dass sein Freund sich in Lebensgefahr begab. Natürlich wollte er bei Viola und dem Baby bleiben, aber andererseits waren seine Schuldgefühle Sebastian gegenüber schon groß genug. Wie konnte er ihn jetzt auch noch in sein mutmaßliches Verderben rennen lassen.
    Miles erklärte Sebastian indessen, dass die beiden großen Taschenlampen, die sie benötigten in der Baracke nebenan waren. Verstaut in einer Plastikkiste zusammen mit diversen Seilen und großen Pinseln, Stukkateureisen und sonstigen Werkzeugen, die für die Ausgrabungen wichtig waren. Er bat Sebastian, falls möglich, die ganze Kiste mitzubringen, denn man konnte nie wissen, was von dem Zeug noch zu gebrauchen wäre. Thomas wartete, bis die Aufmerksamkeit der anderen ganz Miles' Erklärungen gehörte. Dann schlich er zur Tür und schlüpfte, so leise es ihm möglich war, hinaus in die Nacht.
     

     

     

    Thomas blieb einige Sekunden stehen, um zu lauschen. Vielleicht konnte er Drago hören, der immer noch patrouillierte und nicht, wie angenommen, von den Urods erwischt worden war. Doch der Regen machte es ihm unmöglich eindeutige Geräusche auszumachen. Er hätte ihn verflucht, wenn er nicht gleichzeitig Schutz vor viel Schlimmerem gewesen wäre.
    Seine Augen gewöhnten sich langsam an die Dunkelheit. Der Mond war hinter einer Wolkendecke verborgen und es war auf eine Art finster, die man getrost als Basiszutat für jeden Albtraum hernehmen konnte. Thomas widerstand dem Impuls, Dragos Namen zu rufen, aus Angst, die Urods auf sich aufmerksam zu machen. Andererseits war er sicher, dass sie ihn längst gerochen oder gespürt hätten, wenn sie in unmittelbarer Nähe gewesen wären. Es half alles nichts, er musste blind agieren. Das hieß, so schnell wie möglich zur Baracke schleichen und dann nichts wie zurück. Noch einmal schaute er sich um, doch außer undefinierbaren Umrissen war nichts zu erkennen.
    Die Baracke neben ihm erhob sich groß und dunkel nur wenige Meter entfernt. Thomas' Herz klopfte ihm bis zum Hals und er war sicher, dass sie es hören konnten. Er musste sich beeilen, doch wie in einem Albtraum, kam er einfach nicht von der Stelle. Es war die Furcht, die ihn lähmte. Wie ein kleines Kind, das Angst vor dem Gang in den dunklen Keller hatte, und deswegen ewig am Treppenrand verweilte. Der Unterschied war nur: Das Kind fürchtete sich vor Fantasiegestalten.
    Thomas verfluchte sich selbst, dass er nicht daran gedacht hatte, wenigstens den Zimmermannshammer mitzunehmen. Auch wenn er nicht viel geholfen hätte, so wäre er dennoch beruhigend gewesen. Aber alles war so schnell gegangen. Sie hätte ihn nicht gehen lassen, wenn sie gewusst hätten, was er vorhatte. Er holte tief Luft und setzte sich in Bewegung. Er versuchte sich selber zu überlisten, seinen Verstand auszuschalten und einfach nur zu handeln. Wenn sie kamen, würde er draufgehen. So oder so. Also wollte er es hinter sich bringen.
    Er hastete weiter, immer weiter, spürte die harten Regentropfen im Gesicht, den weichen Boden unter seinen Füßen und plötzlich einen Widerstand. Er stolperte und fiel hin. Es tat nicht weh, aber der kalte, nasse Matsch jagte ihm eine Heidenangst ein und verstärkte in ihm das Gefühl der Hilflosigkeit. Schnell rappelte er sich wieder auf und eilte weiter, dieses Mal auf seine Schritte bedacht. Er nahm sich nicht die Zeit, zu lauschen, ob jemand in der Nähe war. Lieber verließ er sich auf das Gefühl, allein zu sein. Er glaubte nicht, dass die Urods hier waren. Das hätte er sicherlich gespürt. Aber vielleicht entsprang diese Gefühl auch nur seinem unbedingten Überlebenswillen. Weiter, weiter – raunte er sich in Gedanken zu, um sich selber anzutreiben. Die Tür der zweiten Baracke war nicht mehr weit. Nur noch zwanzig Schritte. Noch fünf. Noch drei.

Kapitel 7
    Sein Herz setzte einen Schlag aus, als er das Gefühl hatte, eine Hand auf seiner Schulter zu spüren. Sein Kopf flog herum, doch da war nichts und niemand hinter ihm.
    Reine Einbildung.
    Seine Nerven

Weitere Kostenlose Bücher