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Uschi Zietsch

Uschi Zietsch

Titel: Uschi Zietsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sternwolke und Eiszauber
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Erfüllung gehen. Oloïn jagte mich damals durch ganz Loïree, damit ich nach Gorga ginge und dich mit mir nähme. Er schickte das Phantomheer gegen mich, um unsere Krieger zu vernichten, und er ließ Laïmor besetzen, um dich mir ganz in die Hände zu spielen. Er sah voraus, dass ich mich wegen unserer gemeinsamen Gabe zu dir hingezogen fühlen würde. Nachdem Laïmor besetzt war, wusste er, dass ich dich nach Laïre mitnehmen musste, um dich keiner Gefahr auszusetzen. Du wurdest ausgebildet, deine Macht geschult, soweit es in der kurzen Zeit eben möglich war. Dass ich den Kampf mit dem Ghûlen überlebte, versetzte ihn zwar in ohnmächtige Wut, aber andererseits diente ich ihm auch als Lebender, indem ich dich nun wieder aus Laïre fortbringe. Die ganze Zeit über stand es offen vor meinen Augen, doch ich beachtete die bedrohlichen Zeichen nicht, weil mein Herz blind vor Hass geworden war. Melwins Tod kam Oloïn so gelegen wie nie, denn damit geriet ich vollends außer Fassung. Im Grunde wussten wir alle, dass Melwin eines Tages durch Aranwir sterben musste, denn seine Macht war zu groß, und er stammte aus Lindala. Aber ich wollte es nicht wahrhaben; wir alle schoben diesen Gedanken weit von uns, und daher war sein Tod ein solcher Schock für mich. Ich dachte nur noch an meine Rache und ließ dich mit mir ziehen. Erst hier öffnete ich meinen Geist wieder, und Elwin sprach zu mir, zum ersten Mal nach langer Zeit. Oloïn hat bald alles, was er will. Einer von uns, Aranwir oder ich, wird in diesem Kampf sicher sterben, und so muss er nur noch gegen einen kämpfen.«
    »Aber ... aber was will er?«, fragte sie entgeistert.
    »Dich«, antwortete er. »Als er sah, dass du die Gabe besitzt, benutzte er mich nur noch, um dich zu bekommen.«
    Sie starrte ihn an, als wäre er verrückt geworden. »Warum?«, flüsterte sie.
    Er sah ihr in die Augen. »Du bist eine Frau«, sagte er. »Du bist jung und schön, und deine Gabe ist einzigartig. Du bist die menschgewordene Erdkönigin, und er will dich und deine Macht. Er will die Menschlichkeit in dir töten und dich zu seiner Dienerin machen. Er will deinen Geist und deinen Körper.«
    Sie presste die Hände gegen ihre Brust. »Nein!«, stieß sie gepresst hervor. » Nein! «
    Er zog sie an sich. »Als er mich nicht bekam, suchte er nach neuen Möglichkeiten, und er fand dich. Und ich Narr dachte nie daran und führte dich zu ihm.«
    »Aber warum hat er mich nicht längst geholt?«, fragte sie.
    »Er wollte abwarten, bis du deine Macht entfalten konntest und gleichzeitig ... mich, Melwin, eben alle ausschalten, die ihm im Wege standen. Elwin durchschaute Oloïns Pläne zu spät, und als er mich warnen wollte, konnte ich ihn nicht hören. Und nun können wir nicht mehr nach Laïre zurück, Gorwyna«, verkündete er. »Oloïn hat den Weg versperrt. Heute Nacht fällt die Entscheidung, denn er und Elwin haben im Augenblick Gleichstand, und er kann frei herumstreifen.«
    Sie wischte mit zitternder Hand über ihre Augen. »Dann ist diesmal wirklich das Ende für uns gekommen?«, flüsterte sie.
    »Ja, mein Herz. Es war ein dämonisches Spiel, das wir in jedem Fall verlieren mussten, sobald wir Laïre verließen. Es ist nur ein Trost für mich, dass Laïre noch lange Zeit gegen den Gelben bestehen kann dank unseres Dunklen Freundes.« Er zögerte, ehe er weitersprach: »Nur in Gestalt des Sternwolfs kann ich dich beschützen. Aber je länger ich dieses Ungeheuer sein werde, desto mehr wird Kelric sterben.«
    »Und ich mit ihm«, sagte sie leise. »Ich habe einen Dolch bei mir und werde sterben, bevor Oloïn mich bekommt.« Sie schloss die Augen, und er drückte sie stumm an sich. Es gab keine Worte mehr.

    Kurze Zeit darauf fegte eine gewaltige Wolfskreatur mit einer Frau auf dem Rücken in weiten Sätzen über das Land davon. Der Sternwolf lief schnell, aber nicht so rasend wie das letzte Mal, um seine Kräfte für den Kampf zu schonen. Als die Nacht hereinbrach, machten sie Rast.
    Gorwyna entfachte ein Feuer und verzehrte ein einfaches Mahl, während der Wolf ruhend dicht bei ihr lag. Das Mädchen starrte grübelnd in die Flammen, ohne recht zu bemerken, wie die Stunden verrannen, als der Sternwolf plötzlich den Kopf hob, die spitzen Ohren steil aufrichtete und die gelben Zähne in einem grollenden Knurren fletschte. Mit einem Satz war er auf den Beinen, die Diamantaugen versprühten weiße Blitze, das sternglitzernde Fell war gesträubt, die lange Rute steil aufgestellt.

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