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Uschi Zietsch

Uschi Zietsch

Titel: Uschi Zietsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sternwolke und Eiszauber
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einschlafen. Ruhelos lag er auf dem Rücken und starrte mit weitgeöffneten Augen zu dem pechschwarzen Himmel hinauf, der aus unzähligen blitzenden kleinen Lichtern zu ihm herabzublinzeln schien. Gedanken wie Nebelschleier durchzogen seinen aufgewühlten Verstand, der Furcht vor dem empfand, was in ihm schlummerte und was vor ihm lag: ein Weg voller Gefahren und Bestimmungen. Er erinnerte sich wieder an Melwins Erzählung, in der der Alte Zauberer vorgekommen war, und wie jedes Mal überlief ihn der eiskalte Schauer eines schwarzen Grauens, wenn er daran dachte. Er hatte mehrmals versucht, von Melwin Auskunft über die Sagengestalt zu erhalten, aber der junge Zauberer war jedes Mal verschlossen, geradezu abweisend geworden. Kelric hatte einmal das Gefühl gehabt, in Melwins Augen den Spiegel eines verborgenen Schreckens zu sehen, ein Geheimnis, das nicht einmal Fergon kannte. Die Vorstellungen stürmten wie Nachtmahre auf ihn ein, und er spürte ihre Schatten neugierig um sich herumhuschen; er seufzte leise, weil er nichts verstehen konnte, und schickte seinen Geist in das schläfrige Land hinaus, dessen Schlummermelodie ihn in den Schlaf singen sollte ...
    Und plötzlich fuhr er hoch. In einiger Entfernung war sein Geist auf ein fremdes Wesen geprallt, das irgendwo in Not war und litt und dessen Schmerz und schrille Angst ihn wie einen Schraubstock umklammerten.
    Hilfehilfehilfehilfehilfe!!!
    Was ... was ... , dachte er erschrocken. Wer ruft da?
    Hilfehilfehilfehilfehilfe!!!
    Was ist denn? Wo bist du? Antworte doch!
    Auauauauau ... ahh ... hilfehilfehilfehilfe!!!
    Kelric sprang verstört hoch und überlegte hastig, ob es nicht besser sei, Melwin und Fergon zu wecken, aber die immer dringlicher und greller werdenden Hilfeschreie übertönten jeglichen vernünftigen Gedanken, und kopflos wie ein aufgescheuchter Hase rannte der Junge in die Dunkelheit hinein, obwohl er die Richtung nicht wusste. Aber seine Beine trugen ihn mit schlafwandlerischer Sicherheit auf einen Wald zu, dem schreienden Wesen entgegen. Je näher er kam, desto peinigender fühlte Kelric Schmerz und Panik in sich, und er presste aufstöhnend die Hände an die Ohren, was alles noch verschlimmerte, denn nun hörte er seinen eigenen keuchenden Atem wie fauchendes Buschfeuer und sein Herz wie rasende Trommeln pochen. Er versuchte anzuhalten, um Luft zu schöpfen, aber wie magisch angezogen musste er weiterrennen, und es begann ihm in den Ohren zu rauschen und zu dröhnen, roter Nebel flimmerte ihm vor den aufgerissenen Augen, und er prallte mehr als einmal heftig gegen Bäume und stieß sich den Kopf blutig, dornige Büsche rissen ihm Arme und Beine auf, die Füße verfingen sich in verschlungenen Wurzeln und knickten schmerzhaft um.
    Erschöpft und abgekämpft erreichte er endlich eine kleine Lichtung, und hier prasselten die Hilferufe wie spitze Hagelkörner auf seinen Verstand ein, so dass er nach Atem ringend stehen blieb und voller Schrecken auf eine primitive Tierfalle starrte, in deren scharfen dornigen Klammern ein Wompet im Todeskampf lag. Das Tier, das mit seinen starken Krallen den Boden aufgewühlt und moderndes Blattwerk zerfetzt hatte, lag still, als es den Jungen bemerkte, und blickte mit geweiteten, schmerzerfüllten Augen zu ihm auf.
    Hilf mir! Bitte!
    Du ... du hast geschrien?
    Ja. Nur einen Augenblick habe ich nicht aufgepasst ... es zerquetscht meine Schulter.
    Halt still, Kleines! Ich befreie dich.
    Kelric kniete bei dem Wompet nieder und versuchte die Klammern auseinander zu drücken. Die Anstrengung trieb ihm das Wasser in die Augen, und er verspürte ein schreckliches Stechen in der Brust.
    Ich schaffe es nicht.
    Du musst! Drück sie nur ein wenig auseinander ... dann schlüpfe ich hinaus.
    Kelric presste die Lippen aufeinander und knirschte mit den Zähnen. »Ich kann es nicht!«, schluchzte er laut auf. »Ich bin zu klein und zu schwach!« Zitternd wischte er sich Schweiß und Blut von der Stirn.
    Der Wompet sah still, mit einem seltsamen Ausdruck in den dunkelvioletten, sternspiegelnden Augen zu ihm auf. Lass nur. Es macht nichts. Ich danke dir, dass du gekommen bist. Erlöse mich!
    Kelric starrte das kleine Wesen an, dann schüttelte er stumm und verbissen den Kopf und atmete tief durch, bevor er den letzten Versuch unternahm. Die Kraftanstrengung war so groß, dass ihm schwarz vor Augen wurde, alles drehte sich, und er kippte um.

    Als er wieder zu sich kam, spürte er eine kleine zarte Zunge auf dem Gesicht. »He!«, fuhr

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