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Uschi Zietsch

Uschi Zietsch

Titel: Uschi Zietsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sternwolke und Eiszauber
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aber darüber noch dicke Pelze von Bären und Katzen trugen. Aus den ausgefransten Mündern troff der Speichel, und die Augen funkelten durch die Maskenschlitze in gierigem Feuer. Kelric begriff, dass sie ihn lebend in ihr Lager bringen wollten, und überlegte sich, ob er noch fliehen konnte.
    In diesem Augenblick begannen die Bäume im ganzen Umkreis zu pfeifen, und zwerghafte Wesen mit leuchtenden Augen schwangen sich schwirrend an Schlingpflanzen durch die Luft und schlugen im Vorbeisausen mit mächtigen Keulen gezielt auf die empfindlichen Hinterköpfe der Waldmenschen. Bevor deren Leiber dumpf auf den Boden prallten und Kelric einen Entsetzensschrei ausstoßen konnte, wurde er von drei, vier der Wesen gepackt, empor gerissen und im Lianenflug durch die Bäume entführt.
    Kelric verschwamm die Umgebung vor Augen, und er verlor halb das Bewusstsein, bis er sich auf einem Plateau hoch über dem Erdboden auf einem riesigen Baumwipfel wiederfand und staunend auf eine hellerleuchtete, verschlungene Koboldstadt schaute; es gab etwa zehn solcher Bäume, die die doppelte Dicke und mehr Höhe als alle anderen hatten, die dicht nebeneinander standen und ideal Platz für eine ganze Siedlung boten. Unzählige Leitern und Brücken führten von Haus zu Haus und von Platz zu Platz, zum Erdboden hinunter und zu anderen Bäumen hinauf.
    Die Kobolde waren nicht einmal einen Meter groß und von ziemlich magerer Statur mit überlangen Armen und lächerlich dünnen Beinen; die Gesichter, von einer wilden struppigen schwarzen Haarmähne umrahmt, waren klein und runzlig, mit Hakennasen und boshaft blinzelnden Augen. Sie trugen die unterschiedlichste Fellbekleidung und Stofffetzen, und sie besaßen als Waffen kleine Speere, Keulen und scharfe Messer. Alles in allem waren es ungehobelte hässliche Geschöpfe, und Kelric begriff schnell, dass er vom Regen in die Traufe gekommen war. Sie kreischten und lachten zu seiner Begrüßung, ziepten und zerrten ihn an den Haaren und piesackten ihn mit quietschendem Vergnügen. Sie wichen ein wenig zurück, als die lächerlichste Gestalt von allen erschien: der »Koboldmjin! Koboldmjin!«, wie sie schrien, mit einem weit schlabbernden, viel zu großen Umhang, den er wohl einmal einem Reisenden abgenommen hatte, und einem Zepter als Zeichen der Königswürde, einem ausgebleichten Knochen mit einem daran befestigten Rubin. Mit schnatternden Stimmen verbeugten sich die Untertanen mehrmals vor ihrem Herrn, der mit hoch erhobenem Kopf zwischen ihnen hindurchstelzte und Kelric mit zahnlosem Mund angrinste.
    »Sieh da, sieh da, was für ein hübsches Kerlchen, ja, in der Tat!«, fistelte er mit hoher Stimme, und seine Untertanen begannen laut zu klatschen und Hochrufe auszustoßen.
    Kelric musterte den Koboldmjin schweigend; er begriff schnell, dass er sich in sein Schicksal ergeben musste, wenn er die kleinen boshaften Geschöpfe nicht zu neuen Spielen reizen wollte. Der Mjin erklärte ihm nun, dass er als Dank für seine Rettung den Kobolden als Sklave zu dienen hatte, und er klärte ihn langsam Punkt für Punkt über seine Pflichten und Aufgaben auf und berichtete auch gleich die Strafen bei Befehlsverweigerung. Den lautesten Beifall erhielt sein letzter Vorschlag, doch gleich seinen guten Willen und seine Geschicklichkeit zu beweisen, indem er ihnen allen zur Feier seiner Ankunft das Essen auftragen solle.
    »So seht ihr aus«, sprach eine kräftige tiefe Stimme ruhig dazwischen, und es trat verdutztes Schweigen ein; die runden Augen der Kobolde wurden noch kugeliger, als sie so spät erst der großen schlanken Gestalt hinter Kelric gewahr wurden; der Junge, der rasch herumfuhr, erkannte zu seiner unendlichen Erleichterung und Freude Melwin, wenn er auch ein wenig vor ihm erschrak, denn dies war nicht der fröhliche junge Mann, den er kannte, sondern ein großer und mächtiger Zauberer, von einer schimmernden Aura umgeben, ehrfurchtgebietend in seiner stolzen Haltung, der tiefblaue zornige Blick furchteinflößend; das edle Gesicht wurde von den zuckenden flackernden Flammen der Feuer schemenhaft beleuchtet und erschien so geheimnisvoller und gebietender. Die Kobolde waren vor Entsetzen erstarrt.
    »Der Junge gehört mir«, erklärte Melwin in kaltem unerbittlichen Befehlston. »Gebt ihn mir!«
    Der Koboldmjin faßte sich endlich und quietschte in tollkühnem Mut: »Aber dies ist Koboldark, unser Reich, und Ihr steht auf meinem heiligsten Besitz! Der Kleine gehört jetzt mir, jawohl!« Er raffte seine

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