Uschi Zietsch
schrecklicher und gewaltiger, und plötzlich zerbarst Weltenreich im Chaos der Mächte in unzählige kleine Splitter. Ihr sterbendes Licht glühte nochmals auf wie eine Sternwolke, und aus ihr hervor kam ein großer Splitter, rund wie eine Welt, der funkelnd wie ein Stern in die Außenlande zu fliehen versuchte. Die beiden Götter des zerstörten Weltenreichs hielten den Splitter an und sahen, dass er groß genug für eine Welt war und dass sein Name aufgrund seiner Herkunft nur Lerranee, Sternwolke, lauten konnte, und dass dieses letzte Erbe Weltenreichs bewahrt werden musste. Aber immer noch wollte Oloïn alles für sich allein, und der Kampf wurde fortgesetzt, und schließlich konnte der Gelbe Gott Ringwe mit seiner finstren Macht binden, und er verbannte ihn auf eine unbekannte Insel mitten im heutigen Kalaga Meer, weit entfernt von unserem Kontinent. Elwin erkannte bald, dass er allein den Gelben Gott niemals besiegen konnte, und da er keinen anderen Ausweg mehr wusste, gab er Oloïns Herrschaft schmeichelnd nach, bis jener so eingelullt war, dass Elwin ihm listenreich die Hälfte der Macht über den Kontinent abrang, den jener soeben für seine Völker vorbereiten wollte. Oloïn bemerkte später seine Dummheit und geriet in schrecklichen Zorn darüber; wieder brach er den Frieden, trieb Elwin zurück und besetzte den ganzen Kontinent mit seinen Völkern. Elwin musste kummervoll Oloïns Taten zusehen, ohne sich selbst oder dem gefangenen Ringwe helfen zu können, bis eines Tages zwei schwerkranke, sehr alte Männer zu ihm kamen.
Sie hießen Milmadan und Gornedan und nannten sich die Gründer der Ersten Menschheit. Elwin aber erschrak, als er in ihnen Eldaron und Eldamar erkannte, den Zorn der Götter und den Held aus Eisen , die zu den größten Helden des Ewigen Krieges auf Seiten des Regenbogens zählten und dafür mit ihrer Unsterblichkeit bezahlt hatten. Sie sprachen zu Elwin dem Sanften, dass sie bald sterben müssten, aber zuvor wollten sie noch das Menschenvolk einer ebenfalls sterbenden Welt retten, das sie einst dort gegründet hatten. Elwin versprach ihnen sofort Hilfe und sammelte seine Kräfte, und als die Gelegenheit günstig war, schenkte er ihnen die heutigen Drei Königreiche, Laïre und einen Teil des Grau Landes. Zusammen mit den Brüdern errichtete er einen Schutz gegen Oloïns Zerstörungswut, vertrieb dessen dunklen Völker und brachte die wenigen Überlebenden der Ersten Menschheit nach Lerranee. Dies sind unsere Vorfahren.
Eldaron und Eldamar zogen in Frieden davon auf immer. Oloïn aber vermochte seine Niederlage nicht zu verwinden, und wieder brach ein Kampf aus, in dessen Verlauf magische Gegenden wie das Regental und die Salzwüste entstanden. Der Kampf dauert an bis heute, und Elwins Macht wird immer schwächer, und der Tag wird kommen, an dem wir alle um unser Leben werden kämpfen müssen, wenn sich zuvor nicht eine Legende erfüllen wird, deren Ende offen ist. Denn solange es Zauberer gibt, haben wir Hoffnung, uns behaupten zu können. Oloïn versucht oft, uns zu verführen, um uns zu seinen Dienern zu machen, aber wir streben nicht nach Macht, und durch unser einsames Leben können wir nicht erpresst werden.
Celion machte eine kurze Pause. Kelric saß da mit offenem Mund und leuchtenden Augen. Die Bedeutung der Zauberer war noch viel größer, als er jemals angenommen hatte.
»Wie alle Völker sind auch wir Gast auf dieser Welt«, fuhr Celion fort, »und es ist unsere Aufgabe als Zauberer, die Menschen ohne Magie vor dem Hass von Oloïns Völkern zu schützen. Und dennoch sind auch wir bedroht, denn ein Feind erwuchs aus unseren eigenen Reihen, der seine persönlichen Ziele verfolgt. Er dient weder Elwin noch Oloïn, nur sich selbst.«
Kelric beugte sich nach vorn. Seine Hände waren vor Aufregung schwitzefeucht. Nun erhielt er die Antwort auf seine Fragen nach dem geheimnisvollen Alten Zauberer, dessen war er sicher. Der, dessen Name nicht öffentlich genannt werden durfte ...
»Er erhielt seine Ausbildung vor dreitausend Jahren, und man nannte ihn Aranwir den Eisigen, denn er beherrschte den Eiszauber wie kein anderer, und seine Macht war so groß, dass man glaubte, er würde der beste aller Lordmeister. Aber er kehrte in sein Heimatland Lindala zurück und zwang den damaligen König Lindhelm unter seinen Willen, um sein eigenes Reich zu errichten, und bald wurde sein Name verflucht, und niemals mehr wird er außerhalb von Laïre ausgesprochen. Aranwirs Charakter war von
Weitere Kostenlose Bücher