Uschi Zietsch
Anbeginn böse, und seine wachsende Machtgier ließ ihn unvorstellbar grausame Dinge tun, und das bis zum heutigen Tag. Ja, er lebt heute noch! Niemand weiß, wie das möglich ist, und man nennt ihn nun den Alten Zauberer. Er ist Laïres persönlicher und schrecklicher Feind, denn er tötet rücksichtslos alle Zauberer, die gegen ihn zu Felde ziehen. Keiner von ihnen kehrte mehr wieder.«
»Ist er denn wirklich so mächtig?«, fragte ein Junge zitternd.
»Er war und ist der Größte. Seine Macht konnte selbst den Tod besiegen, und sein Verstand ist voller Eis, ohne Gefühle. Er tötet alle, die ihm begegnen. – Kelric ... was ist denn?«
Der Junge saß sehr bleich, mit geweiteten Augen da.
»Melwin ... «, flüsterte er. »Er kommt doch aus Lindala ... «
Celion nickte. »Aranwir lebt völlig verborgen in einem abgeriegelten Teil des riesigen Schlosses Lefrad, das beinahe eine Stadt für sich ist. Melwin erzählte mir, dass er ihn einmal ganz von weitem an einem Fenster vorbeigehen sah. Niemand bekommt Aranwir zu Gesicht, nicht einmal seine Bediensteten. Bis heute wissen wir nicht, welche genauen Ziele er verfolgt. Wir wissen nur, dass er unser Feind ist.«
»Dann ist Melwin doch König Lindhelms Sohn?«, fragte Kelric.
»Nein, höchstwahrscheinlich nicht«, meinte Celion. »Das Gerücht hält sich hartnäckig, aber Lefrad ist groß, wie gesagt, und hat viele Bewohner. Wäre Melwin der Prinz, würde Aranwir ihn kennen und hätte ihn längst getötet, denn seine Macht ist sehr groß.« Er lächelte und verschränkte die Hände ineinander. »Für heute wollen wir es damit genug sein lassen. Genießt den letzten freien Tag, und seid heute Abend pünktlich beim Lordmeister! Ich wünsche euch alles Gute.«
Tarmin hob erneut die Hand und fragte schüchtern: »Und wenn einer gar nicht Zauberer werden will?«
Celion musterte ihn, dann erwiderte er freundlich: »Wir sind doch keine Sklaventreiber. Du wirst sehen, dass du dich hier bald wie zu Hause fühlen wirst.«
»Ja, Herr«, sagte Tarmin kläglich. »Ich hoffe, Ihr habt recht.«
Kelric starrte ihn entgeistert an, dann brüllte er los: »Wie kann man nur so ein schwabbliger Weichling sein! Sitzt da wie ein Wickelkind und greint nach der Mama!«
Tarmin glotzte ihn mit aufgerissenen Augen an und begann tatsächlich zu heulen. Ein Tumult entstand, als die anderen gemeinsam über ihn herfielen.
Celion verschwand unbemerkt und schloss leise lächelnd die Tür hinter sich. Auf dem Gang begegnete er einem älteren Lehrer, der verwundert dem Lärm lauschte.
»Was ist denn da los?«, fragte er.
»Die Neuen prügeln sich«, berichtete Celion. »Der Dicke hat sich wie erwartet Ärger eingehandelt. Der Lordmeister will ihn zum Verwalter ausbilden lassen.«
»Zum Verw ...?! Ich glaube, Marbon wird alt.«
»O nein! Der hat noch die scharfen Augen eines Himmelsstürmers. Tarmin ist völlig verzogen, aber seine Kameraden helfen ihm schon. Sie werden bald einträchtig nach einem Brunnen suchen, um die erhitzten Gemüter zu abzukühlen. Kelric ist dabei, und der Junge hat einen klaren Verstand.«
»Wie ist er so?«
Celion hob die Schultern. »Zwiespältig wie Melwin. Ich spürte seine Kraft, aber er machte keinen Versuch, meine Gedanken zu lesen. Fergon erzählte, dass er bereits Magie anwenden kann.«
»Hmm«, brummte der ältere Zauberer. »Er ist also tatsächlich ungewöhnlich. Marbon hofft vielleicht nicht zu Unrecht, dass er Aranwir vernichten wird.«
Celion wandte den Kopf zurück. »Wenn der Lordmeister da nur seinen Willen nicht unterschätzt«, murmelte er ahnungsvoll.
»Was hast du denn angestellt?«, prustete Fandor los, als er Kelric mittags mit einem blutunterlaufenen linken Auge an einem Brunnen entdeckte.
»Ich hab mich geprügelt«, grinste Kelric. »Hat Spaß gemacht.«
Fandor lachte schallend. »Und wer hat gewonnen?«
»Keiner. Wir haben alle blaue Augen. Wir mussten irgendwann so sehr lachen, dass wir nicht weitermachen konnten. Was ist – gehen wir essen?«
»Natürlich, alle warten schon auf dich. Hör mal, wenn ich dir beim Aufholen des Stoffes helfe, könntest du doch in meine Klasse kommen. Du bist schon viel weiter als die Anfänger, und mir tut die Übung gut. Ich komme mit zum Lordmeister, wenn du willst.«
»Gern, Fandor. Ich muss lernen. Viel lernen.«
»Nanu?«
Kelric nickte ernst; ein seltsames Feuer brannte in seinen Augen. »Herr Celion hat uns Lerranees Urgeschichte und vom Alten Zauberer erzählt. Aranwir ist eine Gefahr,
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