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Uschi Zietsch

Uschi Zietsch

Titel: Uschi Zietsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sternwolke und Eiszauber
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betäubt durch den stillen Park im Burgkreis. Melwin ist tot ... Konnte das sein? Würde er ihn wirklich niemals wiedersehen und nie mehr seine melodische Stimme hören, sollte nie mehr die Verbundenheit spüren, konnte ihm nie Gorwyna vorstellen, gespannt auf seine Reaktion?
    Melwin war nicht mehr, sein Freund und Bruder, der ihm so nahe gestanden hatte wie niemand sonst, mit dem er den größten Teil seines Lebens verbracht hatte, dessen Gedanken und Träume er ebenso gekannt hatte wie dieser die seinen; mit dem er sich eins gefühlt hatte, stärker verbunden und verwandt als je mit seinen Eltern.
    Melwin war tot, und er war ganz allein, zurückgelassen wie ein halbes Herz. Kelric sank auf die Knie, vergrub das Gesicht in Händen und begann laut zu schluchzen. Zum zweiten Mal seit dem Kampf mit dem Ghûlen zerbrach etwas in ihm in viele tausend Trümmer, die ziellos umherirrten. »Melwin!«, schrie er in tiefem Schmerz. Zehn Jahre waren vergangen, seit sie sich getrennt hatten. Jeden Tag hatte er an Melwin gedacht, jeden Tag sein aristokratisches Gesicht mit dem sanften, wissenden Lächeln vor sich gesehen. Jeden Tag hatte er gewusst, dass der Augenblick des Wiedersehens ein Stück näher kam.
    Niemals hatte er geglaubt, dass er ausgerechnet auf diese Weise angegriffen würde. Überhaupt angreifbar war. Verletzbar.
    Es war alles nur eine Lüge gewesen, das Tabu nichts als eine Blase voller Gas.
    Die Zauberer waren immer noch Menschen, keineswegs erhaben über Leid und Trauer.
    Sie hatten ihm Melwin genommen. Nun blieb ihm nur noch eines.
    Hass loderte wie ein eisiges blaues Feuer aus Kelrics Augen, als er den Blick langsam zum Himmel hob.
    »Nun gut«, sprach er langsam, mit steinerner Stimme. »Du hast gewonnen, Oloïn. Beide habt ihr gewonnen. Ich nehme eure Herausforderung an!«

    Als Kelric zurückkehrte, war sein Gesicht wieder vollkommen beherrscht, und er nahm Platz, als wäre nichts gewesen, und streichelte kurz Gorwynas Hand. Weder die Prinzessin noch der Dwing wagten es, ihm in die Augen zu sehen, und sie waren beide deutlich unsicher, wie sie sich verhalten sollten.
    »Ich danke Euch für die Nachricht, Dwing«, sprach Kelric ruhig. »Es ist eine schreckliche Botschaft, und sie zeigt mir, dass meine Weigerung die ganzen Jahre über sinnlos war. Ich weigerte mich, gegen etwas zu kämpfen, das mich nicht unmittelbar bedrohte. Und nun ist Melwin tot, aber er soll nicht umsonst sein Leben gegeben haben.«
    »Ihr ... Ihr geht nach Lindala?«, rief der Fürst erschrocken.
    Kelric nickte. »Ich muss, Dwing.« Grimmig fuhr er fort: »Zuvor aber fliege ich wie geplant nach Laïre, denn ich vergesse meine Pflicht und vor allem meinen Schwur gegenüber Oloïn keinesfalls. Aber der Gott muss nun warten. Wenn ich meinen Bericht gegeben habe, werde ich mich auf meinen Kampf mit Aranwir dem Eisigen vorbereiten und mich ihm stellen.«
    »Und ich gehe mit«, sagte Gorwyna entschlossen. »Mit unseren Geisteskräften werden wir es schaffen, den Alten Zauberer zu vernichten.«

    Die Pfeilstiere, die wie versprochen gegen Mittag eintrafen, waren mächtige geflügelte Wesen. Der starke, aber keineswegs massige Bullenkörper war so schimmernd hellgelb wie die heißesten Flammen des Feuers, die großen gebogenen, doppelten Hörnerpaare hatten eine kräftige Orangefarbe; Augen und Nüstern waren rosa. Sie besaßen weit geschwungene, leuchtend weiße Federflügel, mit denen sie weite Strecken fast so schnell wie ein Falke zurücklegten.
    Der Abschied von den Dwarg fiel herzlich aus, trotz der Trauer. Der Dwing versprach, die Menschen im Kampf gegen Oloïns finstere Völker zu unterstützen. Er hatte bereits Truppen nach Laïmor entsandt, um Lefras gegen das Phantomheer zu verteidigen und dem jungen neuen König, dem minderjährigen Bruder von Prinz Lyrwe, zu helfen. Immerhin trennte nur der Schwefelfluss die beiden Länder, und das Dwarg-Reich bot allerhand Verlockungen. Die Dwarg konnten zwar zahlenmäßig nicht viel auf die Beine stellen, aber jeder Einzelne von ihnen war so mächtig wie mindestens drei Menschen.
    Gorwyna geriet zum zweiten Mal in einen Rausch, als die schweren Körper der Pfeilstiere sich nach einem kurzen Anlaufgalopp und heftig schlagenden Schwingen in die Luft erhoben und stiegen und stiegen, bis die Welt unter ihnen winzig versank. Die zauberische Aura der Pfeilstiere umhüllte sie schützend, so dass sie nicht fror, und sie jauchzte, als sie die starken Tiere schnauben und prusten hörte, während sie

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