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Uschi Zietsch

Uschi Zietsch

Titel: Uschi Zietsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sternwolke und Eiszauber
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kräftig und gleichmäßig mit den funkensprühenden Flügeln schlugen und eine leuchtende Spur wie goldene Pfeile über den dämmernden Himmel zogen.

18.

Zurück in Laïre

    Die Welt zog unter Gorwyna vorbei. Die Salzwüste, das Grau-Land, das gewaltige Nebelgebirge. In der Ferne, weiter Richtung Süden, entdeckte sie die blinkenden Wasser des Dor-Teiches – welch eine kühne Bezeichnung, denn dieses Gebiet war ein riesiger See, eingebettet in zerklüftete Berge, bevölkert mit Angehörigen Oloïns.
    Die Stiere schlugen nun westliche Richtung ein und flogen über die Ausläufer des Nebelgebirges und des Endzeit-Massivs, die hier zusammentrafen. Ewig schneebedeckte Gipfel, steile Grate, tiefe Karste, in denen sich kaum Leben hielt.
    Und dann, umgeben von Gebirgen, schließlich Laïre, liebliches Land, und die leuchtende Schule der Zauberer, umgeben von bunten Feldern.
    »Und wenn sie uns nicht landen lassen?«, rief Gorwyna klopfenden Herzens, als Kelric den Pfeilstier nach unten lenkte.
    Er lachte. »Sie tun es bereits, Libellchen. Nichts hindert uns daran.«
    Die Art, wie er das sagte, machte ihr deutlich, dass es sich um ein Geheimnis handelte. Es hieß also nicht umsonst, dass niemand Laïre betreten konnte, der nicht willkommen war. Und weil der Zauberer so aufgeräumt und heiter wirkte, schien wohl schon die ganze Bruderschaft zu wissen, wer soeben zur Landung einsetzte.
    Gorwynas Kehle schnürte sich zusammen, ihr schlug das Herz bis zum Hals, und sie fühlte, wie sich ihre Nackenhaare aufstellten. Fast bereute sie ihren Entschluss, Kelric hierher zu begleiten.
    Keine Angst, meine Libelle. Niemand wird dir etwas tun. Sie sind viel zu glücklich, dass wir beide noch am Leben sind, dass jetzt keiner an Tabus oder Regeln denkt. Und vergiss nicht, du bist die Prophezeiung.
    An die keiner glauben wollte!
    Was sie nicht unwahr macht.
    Während die Pfeilstiere bedächtig hernieder sanken, liefen unten schon alle zusammen, Zauberer und Gesinde durcheinander. So etwas hatte es wohl noch nie gegeben, und Kelric schien sich bestens darüber zu amüsieren.
    Vor den großen Portalstufen des Eingangs landeten die Pfeilstiere schließlich, umgeben von einer aufgeregten Menschenschar, allerdings auf respektvollem Abstand.
    Gorwyna war sich bewusst, wie sie aus großen Augen angegafft wurde, als sie von dem mächtigen Flugwesen herabglitt und es liebevoll am dicken Hals tätschelte. »Braver Junge«, murmelte sie und hielt den Blick fest auf den gehörnten Schädel gerichtet. Der Pfeilstier schnaubte und stampfte auf, während er die Flügel zusammenfaltete und dicht an den Körper legte.
    Endlich kam Kelric zu ihr. »Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass jeder vor dem anderen Angst hat«, grinste er vergnügt. »Nun komm schon, mein Herz. Du hast dich durch ein Phantomheer geschlagen, einen Sternwolf gezähmt und die Dwarg zu Verbündeten gemacht. Wovor fürchtest du dich?«
    »Vor Legenden«, flüsterte sie.
    »Seltsam, wo du doch selbst eine bist.« Er lachte, legte den Arm um ihre Schultern und zog sie mit sich. Sie konnte spüren, wie glücklich er war, nach langer Abwesenheit wieder hier zu sein. Dies war seine Heimat, hier war er unter Gleichgesinnten, da gab es keine Geheimnisse mehr. So gelöst hatte sie ihn noch nie erlebt.
    Ein Mann löste sich aus der Menge; mit seiner muskulösen Größe und der ungewöhnlichen Hautfarbe eindeutig als Grau-Mensch erkennbar. Er musste schon auf die Siebzig zugehen, doch sein Gang war immer noch beschwingt.
    »Teng!«, rief Kelric und drückte dem Mann die Hand. »Welch eine Freude, bist du etwa immer noch zum Empfang kommandiert?«
    Der Ältere zeigte ein weißes Gebiss in einem breiten Grinsen. »Denkst du, dies lasse ich mir entgehen, alter Freund? Wie du dir denken kannst, wirst du bereits sehnsüchtig erwartet.« Er drehte sich um und hob die Hände. »Ihr habt nun alle gesehen, dass Lord Kelric wohlbehalten hier eingetroffen ist«, sprach er in die immer noch gaffende Runde, »und einen Gast mitgebracht hat, den wir seit Jahrhunderten erwarten. Die Zeit der Prophezeiung ist nahe. Doch bevor ihr den Lord mit eurer Begrüßung überfallt, gestattet dem Lordmeister den Vortritt. Es gibt später noch genug Gelegenheit zu Gesprächen.«
    »Danke«, flüsterte Kelric ihm zu und zog Gorwyna weiter mit sich, die großen Stufen hinauf. Viel zu schnell, wie sie fand, denn sie konnte sich kaum satt sehen an diesen Wundern, diesem Liebreiz und der lichten Schönheit

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