Utopia 2050
als weitaus geeigneter für diesen Zweck erachte.«
»Ich bin dankbar dafür, daß Dr. Hoskides sich in Bereitschaft hält, und Sie beide können sich über meinen Fall verständigen und so weiter, was immer Sie wollen. Aber was mich betrifft, ich wünsche ausschließlich mit Ihnen Umgang. Ist diese Regelung möglich?«
»Sie wird möglich sein müssen«, erwiderte Carwell, »wenn Sie es so wollen.«
»Gut«, sagte Et. »Und nun untersuchen Sie mich.«
Carwell tat es. »Soweit ich das feststellen kann«, erklärte er nach ungefähr zehn Minuten, »sind Sie im üblichen Rahmen gesund. Ihr Pulsschlag ist ein bißchen beschleunigt, aber der Blutdruck ist normal. Anscheinend sind Sie etwas angespannter als bei meiner letzten Untersuchung vor der R 47-Injektion. Wie ist Ihr Allgemeinbefinden?«
»Wie nach starkem Alkoholgenuß«, sagte Et. »Leichte Kopf- und Rückenschmerzen, bleierne Glieder ...« Er äußerte einige geringfügigere Symptome. Carwell schüttelte seinen Kopf. »Geht es jedem R-Meister so?« erkundigte sich Et.
»Nach meiner Kenntnis gibt es keine einheitlichen Folgesymptome«, erklärte Carwell. »Bei jedem R-Meister ist es anders. Die WK-Leibärzte bemühen sich, ihnen über die Nebenwirkungen wegzuhelfen, ohne anderweitige Beschwerden zu verursachen.«
»Ich verstehe«, sagte Et. »Wissen Sie, etwas ist hochinteressant in diesem Zusammenhang. Mir fällt auf, daß man mir bisher etwas stets vorenthalten hat – nämlich Informationen.«
»Was möchten Sie erfahren?« fragte Carwell.
»In der Klinik müssen sämtliche Kenntnisse über das R 47 aufgezeichnet sein«, sagte Et. »Die Entwicklungsgeschichte, alle Behandlungserfahrungen. Wie viele Menschen es nehmen, die Prozentsätze von Idioten und R-Meistern, die dabei herauskommen – alles. Wie würde es Ihnen gefallen, sich als Forscher zu betätigen?«
»Jeder Mediziner denkt irgendwann einmal an Forschungsarbeiten«, antwortete Carwell. »Ich habe auch schon meinen Träumen nachgehangen. Sie möchten, daß ich diese Dinge ermittle?«
»Ja. Geben Sie zur Antwort, daß Sie's für mich tun, falls jemand fragt, aber verraten Sie nicht den Grund.«
»Ich kenne ihn nicht«, sagte Carwell.
»Sie ...?« Et stutzte. »Natürlich nicht. Um so besser. Und sorgen Sie dafür, daß dieser – wie heißt er? – dieser Hoskides soll mir vom Leibe bleiben, während Sie sich darum kümmern.«
»Ich werde es ihm beizubringen versuchen«, versprach Carwell und ging hinaus. Et starrte die Tür an.
»Al«, sagte er und lachte. »Ursprünglich wollte ich dir die Sarah übereignen, aber wenn ich sie dir jetzt anböte, sähe es wohl zu sehr nach einer Belohnung aus, daß du bei mir bleibst.«
»Keine Sorge«, sagte Al. »Ich mißverstehe dich nicht. Ich nehme die Sarah jederzeit und unter jeder Bedingung. Dir bedeutet sie nicht länger etwas, mir aber nach wie vor sehr viel.«
»Ich bin froh, daß du sie annimmst.« Et schüttelte den Kopf. »Ich habe mich nicht wesentlich verändert. Ich hoffe, du wirst dich davon überzeugen können. Will noch jemand zu mir?«
»Am dringendsten dieser Rico Erm.«
»Gut. Ich habe ohnehin Arbeit für ihn. Laß ihn herein.«
Al öffnete die Tür, schob den Kopf hinaus und rief etwas, das Et nicht verstehen konnte. Rico kam ins Zimmer und – ohne Al zu beachten – zu Et herüber. »Mr. Ho, Ihnen steht hier auf der Insel umfangreiches Personal zur Verfügung«, sagte er. »Ich muß Ihre Wünsche erfahren, damit ich die entsprechenden Anweisungen erteilen kann.«
»Ich wünsche, vollständig in Ruhe gelassen zu werden«, sagte Et, »bis ich etwas anderes anordne. Ich möchte, daß dieser Mann, Alaric Amundssen, auf die Gehaltsliste gesetzt wird – ich nehme an, so etwas gibt's?« Rico nickte. »Er soll offiziell zum Chef meiner Leibgarde ernannt werden. Ähnliches gilt für Carwell. Man soll ihn offiziell zu meinem Leibarzt ernennen.«
»Ich werde die diesbezüglichen Gesuche einreichen. Mr. Ho«, versicherte Rico. »Darf ich nun ...«
»Ich bin noch nicht fertig. Ich möchte die kompletteste Bibliothekarische Einheit, die erhältlich ist ...«
»Es befindet sich eine hier.«
»Gut. Von Zeit zu Zeit wünsche ich Gespräche mit Experten verschiedener Fachgebiete zu führen. Da fällt mir ein, ich hatte den Wunsch geäußert, mich mit einer Temporal-Soziologin namens Maea Tornoy unterhalten zu ...«
»Sie ist hier.«
»Dann schicken Sie sie herein – nein, einen Moment.« Mühsam erhob Et sich vom Bett. »Erst ziehe
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