Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Utopia 2050

Utopia 2050

Titel: Utopia 2050 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
Vom Netzwerk:
der Gegenwart – die sozialen Sachzwänge, die Erschaffung eines ökonomischen und politischen Molochs, der nun außer Kontrolle geriet, der den steilen Hang in die Zukunft blindlings hinabraste, dem unvermeidlichen Untergang entgegen, der ihn am Ende der Sackgasse ereilen mußte. Es gab keine Möglichkeit, diesen Moloch aufzuhalten. Aber man konnte seinen Kurs korrigieren. Ein paar kleine, wirksame Hindernisse an den richtigen Stellen würden das ganze massive Machwerk von seinem ursprünglichen Weg ablenken und in eine andere Straße leiten, statt in die Sackgasse ...
    »Et?«
    Ruckartig entriß die Anrede ihn der Welt seiner Gedanken. Im Zimmer stand Maea und starrte ihn an. »Es tut mir leid«, sagte sie. »Ich wollte dich nicht stören.«
    »Macht nichts«, sagte er geistesabwesend. »Was möchtest du?«
    »Es ist wegen Wally«, antwortete sie. »Die Sensoren zeigen an, daß er zu einer Art von Bewußtsein zurückkehrt. Aber er kann nicht gesunden, Et, oder?«
    »Nein, unmöglich.« Er sah sie jetzt mit anderen Augen. Auch sie hatte Wally einmal geliebt, und die Erinnerung daran bewog ihn fast, ihr zu verzeihen. »Beantworte mir ein paar Fragen«, bat er mit sanfterer Stimme. »Deine Prognosen sozialer und kultureller Veränderungen – wie zuverlässig sind sie?«
    »Gut, innerhalb gewisser Grenzen«, sagte sie und trat näher. »Allgemeine Tendenzen lassen sich recht genau erkennen und in die Zukunft verlängern. Selbstverständlich vermag sich niemand etwas vorzustellen, das sich noch keiner ausgedacht hat, das noch nicht erfunden oder entwickelt worden ist. Eine unvorhersehbare technische Verbesserung, eine chemische oder medizinische Entdeckung – solche Dinge können unsere Prognosen aus dem Gleis werfen.«
    »Kannst du mir Beispiele davon aus den letzten fünfzehn Jahren geben?«
    »Mir fällt nichts ein. Solche Entdeckungen sind in den vergangenen fünfzehn Jahren nicht gemacht worden. Beim heutigen Durchschnittswohlstand erübrigt es sich, auf irgendeinem Gebiet großangelegte Forschungen anzustellen.«
    »Ja ... nein ... Stillstand ...« Seine Zunge war außerstande, der Geschwindigkeit seiner Gedanken zu folgen. »Die Entwicklung, der Fortschritt, sie stagnieren in jenem Maß, in dem die Kultur sich auf ein Gleichgewicht einpendelt. Ein Streben nach Gleichtakt hat die gesamte Gesellschaftsstruktur verändert, das Streben der WK-Bürokratie, die eigenen und die gesellschaftlichen Mechanismen in Gleichtakt zu versetzen. Diese Gesellschaft ist ein auf Sand errichtetes Gebäude. Betrachte diese Übel ... Duelle, Tierschlächtereien, geheime Akten ... Symptome der Brüchigkeit des Bauwerks. Es wird um so morscher, je höher man es baut – oder je perfekter der Gleichtakt wird. Schließlich wird es infolge seiner Konstruktionsfehler zusammenbrechen.«
    »Die MGW wissen das schon seit geraumer Zeit«, sagte Maea.
    »Nein. Sie haben es gespürt, geahnt, aber nicht gewußt. Ich weiß es jetzt. Begreifst du, worauf hinaus ich will?«
    »Nein«, bekannte sie.
    »Fehlerhaftigkeit bedeutet Schwäche. Darum geht es. Wie bekämpft man ein bürokratisches System?«
    »Indem man es entlarvt?« meinte Maea.
    »Was entlarvt? Du kannst Bürokraten entlarven, indem du ihnen verbotene Handlungen nachweist. Aber ein System? Nein. Ein System nicht. Unruhen erschüttern es nicht. Gesetze bieten ihm keinen Einhalt. Bürokratie, das ist eine geistige Einstellung. Nicht einmal die blutige Ausrottung der Bürokraten würde helfen – mit der nächsten Generation wären sie wieder zur Stelle, um den alten Weg einzuschlagen. Dagegen hilft nur ein neuer Weg.«
    »Was für einer?«
    Er schüttelte den Kopf. Plötzlich fühlte er sich wieder grenzenlos erschöpft. Er stützte sich mit dem Arm an die Wand und musterte Maea. »Du verlangst zuviel auf einmal«, sagte er, mehr zu sich selbst als zu ihr. »Zuviel und zu schnell. Ich muß eingehender darüber nachdenken ...« Seine Erschöpfung war größer als jemals zuvor. Er wandte sich zur Tür. »Ich ruhe mich wohl lieber etwas aus.«
    Sie folgte ihm. »Brauchst du Hilfe?« fragte sie.
    »Nein. Ich schaffe es schon.« Sie berührte ihn nicht, begleitete ihn jedoch bis ins Schlafzimmer. Er ließ sich auf das Antigrav-Bett sinken. »Viel Arbeit«, sagte er. »Ich muß bald weitermachen. Aber ein kurzes Nickerchen ...« Der Schlaf überwältigte ihn, bevor er den Satz zu beenden vermochte. Seine letzte Wahrnehmung bestand aus dem Eindruck, daß Maea sich leise und wortlos an sein Bett

Weitere Kostenlose Bücher