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V wie Viktor

V wie Viktor

Titel: V wie Viktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Schwarz
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weit aufgerissenen Augen starrte ich sie fassungslos an. Großer Gott! Das war jetzt mehr als unheimlich. Ein spöttisches Lachen ertönte.
    »Sie haben doch wohl keine Angst vor mir. Ach Anna … Ich würde mich doch nie mit Viktor anlegen.«
    Sie sprach wieder normal mit mir.
    »Wenn ich mich nicht irre, stehen Sie ja wohl unter seinem Schutz. Das ist ein Gesetz, das niemand von uns brechen wird. Also machen Sie sich ganz unnötige Sorgen.«
    »Niemand von uns? Was heißt das? Wie viele gibt es denn Sasha? Und warum brauche ich seinen Schutz?«
    Sasha lehnte sich zurück, sah aus dem Fenster.
    »Diese Fragen sollte er Ihnen beantworten, das ist nicht meine Aufgabe.«
    Langsam war ich etwas genervt.
    »Und was ist dann Ihre Aufgabe? Was wollen Sie überhaupt von mir?«
    Mit hochgezogenen Augenbrauen drehte sie sich überrascht zu mir und schmunzelte.
    »Sieh an, da wird aber jemand mutig.«
    Diese Überheblichkeit brachte mich zum Kochen.
    »Ich mag Ihre Spielchen nicht Sasha. Wenn Sie mir was sagen wollen, dann tun sie es. Direkt.«
    Ihre Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen und fixierten mich. Schraubten sich wieder in mein Hirn. Es schnürte mir den Hals zu. War ich zu mutig?
    Der Druck in meinem Kopf verstärkte sich, verwandelte sich in einen stechenden Schmerz, meine Augen begannen zu tränen. Ich stöhnte auf. Ihre Stimme dröhnte in meinem Kopf.
    »Legen Sie sich nicht mit mir an, Anna. Das können Sie nicht gewinnen. Im Moment beschützt er Sie noch, aber das ändert sich. Das war immer schon so.«
    Das Grün wurde immer intensiver, begann zu leuchten. Jetzt hatte ich eine Scheißangst!
    Der Wagen hielt. Ich sandte ein erleichtertes Stoßgebet nach oben und wartete nicht ab, dass Darius mir öffnete, sondern floh ins Freie, Viktor direkt in die Arme.
    »Engel! So stürmisch? Verfolgt dich jemand?« lachte er.
    Im gleichen Moment fuhr der Wagen wieder an. Er sah mir in die Augen, stockte kurz und fluchte dann.
    »Sasha! Verdammt! Was sollte das denn schon wieder?«
    Wandte sich wieder zu mir, zog mich fest in seine Arme.
    »Ist alles in Ordnung? Hat sie dir was getan? Geht es dir gut?«
    Ich klammerte mich an ihn, konnte ein Aufschluchzen nicht unterdrücken. Sein ganzer Körper begann zu vibrieren, ich konnte seinen Zorn fühlen. Er hatte sichtlich Mühe, sich zu beherrschen. In meinem Schädel tobte ein regelrechter Orkan, mir wurde schlecht und die Beine gaben unter mir nach. Als wäre ich eine Feder, hob er mich hoch. Max öffnete mit einem besorgten Gesichtsausdruck die Tür, aber Viktor schüttelte nur den Kopf und trug mich durch die Halle zu den Fahrstühlen.
    Oben angekommen bettete er mich vorsichtig auf das Sofa und setzte sich neben mich. Er strich mir zärtlich die Haare aus dem Gesicht.
    »Was ist passiert mein Herz? Erzähl es mir.«
    Ich war immer noch völlig durcheinander, der Orkan hatte an Stärke zugenommen.
    »Sie war auf einmal so … wütend. Ihre Augen begannen seltsam zu leuchten. Und dann kamen diese heftigen Schmerzen.«
    Er zog mich an sich und legte seine Hände auf meine Schläfen. Küsste mich sanft auf die Augenlider und sofort wurde mein Kopf leicht und klar. Ich spürte nichts mehr, keine Schmerzen. Erleichtert seufzte ich auf, konnte die Tränen nicht zurückhalten.
    »Nicht weinen«, beruhigte er mich, »alles wird gut. Ich verspreche es dir.«
    Seine Lippen wanderten tiefer zu meinem Mund und ließen mich dieses kalte, grüne Leuchten für eine Weile vergessen.
    Viktors gleichmäßiger Atem streichelte sanft über meinen Nacken. Ich öffnete träge die Augen. Wir mussten uns wohl irgendwann gedreht haben, denn er lag hinter mir, hielt mich auch im Schlaf fest in seinen Armen. Der Raum war dunkel, bis auf den Bereich direkt am Fenster, der vom Widerschein der Stadt in ein diffuses Licht getaucht war. Ganz vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, befreite ich mich aus der Umarmung und glitt so leise ich konnte vom Sofa. Ich blieb einen Augenblick in der Hocke neben ihm sitzen und betrachtete ihn. Seine Augen waren fest geschlossen und die Züge vollkommen entspannt. Lächelnd hauchte ich ihm einen zärtlichen Kuss auf die Stirn, stand auf und trat ans Fenster. Die Ereignisse der letzten Tage kamen mir immer noch so unwirklich vor, aber war das ein Wunder?
    Vampire! Absurd!
    Nun musste ich mich wohl oder übel mit dem Gedanken anfreunden, denn ich hatte nicht vor, diesen Mann wieder aus meinem Leben zu lassen. Allerdings war das auch das Einzige, was ich sicher wusste.

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