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V wie Viktor

V wie Viktor

Titel: V wie Viktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Schwarz
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vor Kurzem mit ihm gesprochen. Wahlwiederholung …
    Ja! Da steht es – Mac!
    Jetzt nur noch die grüne Taste. Fast hätte ich triumphierend aufgeschrien, als das Klingelzeichen ertönte und nach dem zweiten Ton eine bekannte Stimme sagte: »Hey, was ist los Bruder? Ihr wolltet doch ungestört sein? Oder brauchst du etwa Hilfe?«
    Er lachte leise.
    »Andrew? Hier ist Anna. Bitte komm schnell. Ich weiß nicht, was passiert ist, aber Viktor ist verletzt. Bitte!!!«
    Eine Sekunde lang war Stille.
    »Ich bin schon da.«
    Er hatte wieder aufgelegt. Erleichtert ließ ich das Telefon fallen und wandte mich wieder Viktor zu. In dem schlechten Licht konnte ich keine Verletzungen erkennen, aber er schien starke Schmerzen zu haben. Vorsichtig zog ich ihn zu mir, in eine angenehmere Position und bettete seinen Kopf in meinen Schoß. Ich strich ihm über die Wange, seine Haut war eiskalt.
    »Viktor. Liebling. Hörst du mich?«
    Ein kaum hörbares Seufzen war die Antwort. Fieberhaft überlegte ich, was ich tun könnte. Was er jetzt brauchen könnte? Aber woher hätte ich das wissen sollen? Er war schließlich kein normaler Mensch. Tränen liefen mir über die Wangen, tropften von meiner Nasenspitze auf sein Gesicht. Ein leises Klingeln kündigte den Fahrstuhl an. Für einen kurzen Moment schoss Panik in mir hoch. Was, wenn es nicht Andrew war? Die Türen glitten auseinander und eine riesige Silhouette trat ins Zimmer. Mein Herz schlug hart gegen meine Brust. Da fiel ein Lichtschimmer auf die rotblonden Locken und ich atmete erleichtert auf. Mit drei großen Schritten war er bei uns, kniete sich neben uns und sah erst Viktor, dann mich prüfend an.
    »Was ist passiert?«
    Wieder schossen mir die Tränen aus den Augen.
    »Ich weiß es nicht …«
    Ich erzählte ihm in Kurzform, was ich mitbekommen hatte.
    »Bitte! Tu etwas! Er muss verletzt sein, er hat Schmerzen.«
    Vorsichtig nahm er mir den fast Bewusstlosen ab, legte ihn flach auf den Boden und tastete ihn sachte ab. Dabei brummte er vor sich hin und seine besorgte Miene verhieß nichts Gutes.
    »Ok Anna. Das wird jetzt ziemlich unschön. Vielleicht solltest du besser nebenan warten.«
    »Nein!«
    Mein Tonfall war fast schon hysterisch.
    »Ich bleibe bei ihm, egal was passiert.«
    Nach einem kurzen Seitenblick sagte er: »Gut, dann setz dich hier mit dem Rücken ans Sofa. Halt ihn einfach nur.«
    Er legte mir Viktor zwischen die Beine, seinen Rücken an meine Brust gelehnt und zog ihm das Shirt hoch. Ich schrie entsetzt auf! Eine riesige Wunde klaffte mitten in seinem Bauch, allerdings hatte ich eine derartige Verletzung noch nie gesehen. Es war kein Schnitt oder Schuss oder Derartiges, es sah mehr aus, als ob sich etwas in ihn hineinfraß, wie eine Säure.
    »Das ist Silber. Wir sind darauf hochgradig allergisch. Und wenn ich es nicht aus ihm heraushole, bringt es ihn um.«
    Seine Augen verdunkelten sich vor Zorn.
    »Diese verfluchten Schweine, wie haben sie ihn nur gefunden?«
    »Wer? Wer hat das getan?«
    »Später Anna, jetzt ist er dran.«
    Er zog etwas aus der Tasche, das auf den ersten Blick wie ein Messer aussah. Erschrocken hielt ich die Luft an. Beim zweiten Hinsehen fiel mir auf, dass die vermeintliche Klinge irgendwie seltsam gebogen war.
    Andrew sah mir fest in die Augen.
    »Anna! Hör gut zu jetzt. Ich werde das Silber jetzt damit herausholen. Es wird verdammt wehtun. Er wird schreien und sich wehren. Halt ihn einfach nur in deinen Armen, er spürt, dass du es bist. Ok?«
    Tief durchatmen.
    »Ja! Ich bin soweit.«
    Ich schlang meine Arme von hinten um Viktors Schultern und presste meine Wange gegen seine. Andrew kniete sich über seine Beine und setzte sich dann darauf, um ihn zu fixieren. Dann nahm er das seltsame Instrument zur Hand, konzentrierte sich einen Moment — und stach damit tief in die Wunde hinein. Viktor brüllte ohrenbetäubend, bäumte sich in meinen Armen auf. Oh Gott, das war noch viel schlimmer, als ich es erwartet hatte. Ich konnte nicht hinsehen, mir wurde übel. Also schloss ich die Augen, versuchte den sich windenden und um sich schlagenden Viktor zu beruhigen. Der Schrei ging in ein gequältes Heulen über. Er klang wie ein wildes Tier, das in einer Falle hängt.
    Bitte! Aufhören! Bitte bitte, das ertrage ich nicht!
    Ich hörte Andrews schweren Atem und sein Fluchen. Dann war es vorbei.
    Mit einem letzten Aufheulen fiel Viktor in meine Arme zurück und bleib dort liegen. Ich öffnete die Augen. Andrew hielt das Messer noch in der Hand,

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