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V wie Viktor

V wie Viktor

Titel: V wie Viktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Schwarz
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war ein Befehl, keine Bitte.
    Er zog die Tür hinter sich zu und ich drehte mit zitternden Händen den Schlüssel um.
    Was ist da gerade passiert?
    Ich hatte keine Ahnung, aber ein sehr ungutes Gefühl machte sich in meinem Magen breit. Nach einigem Tasten fand ich endlich den Lichtschalter und sah mich um. Ich war im Schlafzimmer. Ein monströs großes Himmelbett nahm fast die Hälfte des Raumes ein. Im Gegensatz zur restlichen, eher modernen Einrichtung des Penthouse war es antik, verspielte Ornamente schlängelten sich um die massiven dunklen Holzbalken, von denen ein schwerer Stoffbehang aus tiefrotem Samt zu Boden floss. Der ganze Raum war in warme, dunkle Farben gehalten, an den Wänden schimmerten Seidentapeten in einem zarten Muster. Allerdings war ich gerade nicht in der Verfassung, diese Schönheit zu würdigen. Ich hing mit dem Ohr an der Tür und lauschte angestrengt nach draußen.
    Aber es war kein Laut zu hören.
    Zunächst.
    Dann brach die Hölle los.
    Panisch schreckte ich von der Tür zurück, stolperte im Rückwartslaufen über den Teppichrand und fiel hart auf den Boden, robbte mich weiter nach hinten, bis ich ganz hinten zwischen Bett und Wand saß.
    Zitternd kauerte ich mich in die Ecke, schlang die Arme um mich und begann leise zu beten. Diese Laute hatten nichts Menschliches – so etwas Schreckliches hatte ich noch nie in meinem Leben gehört. Unfähig zu irgendeiner weiteren Bewegung rechnete ich damit, dass jeden Moment ein Monster durch diese Tür brach und mich mit Haut und Haaren verschlang. Zu den grausamen Schreien kam ein lautes Poltern, als ob Möbel fielen. Dort draußen tobte etwas, das ich mir in meinen schlimmsten Albträumen nicht ausmalen wollte. Und Viktor war bei ihm! Ein Schluchzen stieg in meiner Kehle hoch.
    Bitte, lieber Gott! Bitte lass ihm nichts geschehen! Bitte!!!
    Plötzlich war es totenstill.
    Selbst mein eigener Atem war so laut, dass ich unwillkürlich die Luft anhielt, bis meine Lungen anfingen zu brennen. Ich lauschte. Die Minuten zogen sich zäh wie Kaugummi. Nichts. Ganz vorsichtig kroch ich um das Bett herum, richtete mich auf. Wartete.
    Nichts. Kein Laut.
    Auf Zehenspitzen, bei dem dicken Teppich völlig unsinnig, ging ich zur Tür, legte zum zweiten Mal an diesem Abend das Ohr daran.
    Absolut nichts!
    Als ob die Welt hinter dieser Tür enden würde.
    Zaghaft drehte ich, so leise ich konnte, den Schlüssel und öffnete sie einen winzigen Spalt, voller Angst, sie könnte quietschen oder knarren. Dann versuchte ich im Wohnzimmer irgendetwas zu erkennen, aber es war zu dunkel. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen, zog sie noch ein bisschen weiter auf und schlüpfte hinaus, presste mich sofort wieder eng an die Wand und verharrte so. Immer noch diese Totenstille. Kein gutes Zeichen.
    Was war das?
    Ein schwarzer Schatten schoss an mir vorbei, streifte mich dabei fast. Ich schrie auf. Aber er verschwand durch das zerborstene Panorama-Fenster. Meine Nerven lagen blank. Da schnitt mir ein leises Stöhnen wie ein Messerstich mitten ins Herz.
    Viktor!
    Wo bist du?
    Meine Augen gewöhnten sich an das Dämmerlicht und ich sah neben der Couch eine winzige Bewegung und das Aufleuchten blauer Augen. Alle Vorsicht war vergessen, ich stürzte zu ihm, kniete mich neben ihn.
    »Viktor! Liebster! Bist du verletzt?«
    Sein Blick war leicht vernebelt, er schien mich erst nicht richtig zu erkennen.
    »Viktor! Sag doch was. Bitte!«
    Stöhnend versuchte er sich aufzurichten, sackte aber mit einem kleinen Schmerzensschrei wieder zusammen.
    »Mein Handy … Mac … »
    Er konnte fast nicht weitersprechen.
    »Nur er … kann helfen …«
    Seine Augen schlossen sich. Jetzt stieg die pure Angst in mir hoch. Hektisch suchte ich seine Taschen ab, aber es war kein Handy zu finden.
    Verdammt! Wo ist dieses Scheiß-Ding?
    Ich sah mich um und bemerkte jetzt erst das ganze Ausmaß der Zerstörung. Was immer hier gewütet hatte, es hatte das Mobiliar in Einzelteile zerlegt. Die Fenster waren komplett zerstört, ein kalter Wind pfiff durch den Raum.
    Das Handy! Wo ist dieses gottverdammte Telefon?
    Ich kroch auf Händen und Knien durch den Raum, tastete den Boden ab und endlich – da war es. Mit einem Schluchzer der Erleichterung kroch ich zu Viktor zurück. Seine Augen waren immer noch geschlossen, seine Haut fahlblass und sein Atem schwer. In meiner Aufregung fand ich die richtige Taste nicht, drückte wild im Menü herum.
    Ok Anna, ruhig jetzt! Ganz langsam, du schaffst das.
    Er hatte bestimmt

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