Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
V wie Viktor

V wie Viktor

Titel: V wie Viktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Schwarz
Vom Netzwerk:
kalte, grüne Leuchten kroch die Angst wieder in mir hoch. Andrew sah mich mit seinen babyblauen Augen prüfend an. Dann lächelte er mir beruhigend zu.
    »Keine Angst Anna. Wir passen auf dich auf. Sieh nur zu, dass du nicht mit ihr alleine bist.«
    Ich lächelte ein wenig verkrampft zurück. Wie sollte ich das denn anstellen? Sie hatte mich ja schon einmal überrumpelt, und ich ahnte irgendwie, dass es nicht das letzte Mal war.
    Die folgenden Stunden vergingen wie im Flug. Andrew machte sich einen Spaß daraus, frech grinsend immer wieder kleine Anekdoten aus Viktors Vergangenheit zu erzählen, sodass ich aus dem Lachen kaum rauskam. Dann sprach er mit glänzenden Augen und Wehmut in der Stimme über seine Heimat, die Highlands.
    »Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt? Ein Russe und ein Schotte?«
    Fragend sah ich von einem zum anderen. Viktor grinste breit.
    »Frag ihn. Das soll er dir selbst erzählen. Und warum er sich seitdem von Kneipen und Schnaps fernhält.«
    Andrew lachte laut auf.
    »Das musste ja jetzt kommen! Ok, ich beichte.«
    Sie hatten sich in einer, im wahrsten Sinne des Wortes, brenzligen Situation kennengelernt. Viktor hatte ihn schwer verletzt aus einer hell in Flammen stehenden Lagerhalle gerettet. Zufällig waren beide zur gleichen Zeit in London. Eine Horde pöbelnder Halbstarker, mit denen Andrew schon mehrmals aneinandergeraten war, hatten dem Sturzbetrunkenen vor einem Pub aufgelauert, ihn mit Knüppeln zusammengeschlagen und dann in der Halle festgebunden.
    Erst als die Flammen aus dem Dach schlugen, war er wieder zu sich gekommen und hatte einen mentalen Hilfeschrei ausgesandt, den Viktor aufgefangen hatte. Dieser hatte ihn kurz vorm endgültigen Zusammensturz des Gebäudes rausgeholt und mit nach Hause genommen, zum Glück gerade noch so rechzeitig, dass seine Regenerationskräfte die Verbrennungen und Brüche wieder heilen konnten. Seitdem waren die beiden unzertrennlich.
    »Und deshalb lasse ich lieber die Finger vom Schnaps, denn ich weiß nicht, ob er beim nächsten Mal wieder so nah ist und meinen Arsch rettet.«
    Sie zwinkerten sich zu. Wieder hatte ich etwas Neues gelernt. Sie waren zwar nicht in der Lage untereinander Gedanken zu lesen, aber sie konnten sich »anfunken«, eine Art SOS. In den folgenden Jahren, und das waren viele, hatten sie so einiges zusammen erlebt, und auch wenn sich ihre Wege für kurze Zeit trennten, immer wieder zueinandergefunden. Zwischen den beiden entstand ein besonderes Band, das von Jahr zu Jahr stärker wurde.
    Ich hätte Andrew noch Stunden zuhören können, er hatte eine sehr fesselnde und malerische Art zu erzählen. An Viktor gekuschelt, die Beine untergeschlagen, saß ich zwischen den beiden und entdeckte fasziniert eine ganz neue Seite an meinem Liebsten. In der Gegenwart seines Bruders war er ausgelassen, vollkommen gelöst. Sie alberten rum wie kleine Jungs, lachten immer wieder schallend. Irgendwann stand Andrew auf, streckte die Arme über den Kopf und dehnte seinen muskulösen Körper.
    »Ich glaube, ich lass euch zwei noch ein wenig alleine, die Nacht ist bald vorbei. Und der lüsterne Knabe hier kann seine Hände nicht mehr stillhalten.«
    Auf unser etwas lahmes Potestieren grinste er nur breit. Er nahm mich zum Abschied fest in die Arme, flüsterte mir ins Ohr: »Schön, dass er dich gefunden hat, so glücklich hab ich ihn schon hundert Jahre nicht mehr erlebt.«
    Mir floss so das Herz über für diesen verrückten Riesen, dass ich ihn einfach auf beide Wangen küssen musste. Er lächelte mich mit glänzenden Augen an.
    »Hey, nicht so dolle. Sonst reißt er mir den Kopf ab.«
    Viktor verpasste ihm einen liebevollen Hieb auf den Arm und schubste ihn Richtung Fahrstuhl.
    »Raus jetzt, bevor ich es wirklich tue.«
    Mit einem letzten Luftkuss in meine Richtung verschwand Andrew hinter der sich schließenden Tür. Ich seufzte zufrieden. Viktor drehte sich zu mir, in seinen Augen stand schon ein sinnliches Versprechen für die nächsten Stunden. In seine Arme geschmiegt, bot ich ihm meine Lippen zum Kuss, als sich sein Gesicht plötzlich versteinerte. Er nahm mich an der Hand, zog mich ruckartig zu einer Tür am anderen Ende des Raums. Schob mich hinein.
    »Warte hier. Rühr dich nicht vom Fleck und mach auf gar keinen Fall jemandem außer mir oder Andrew die Tür auf. Hast du verstanden?«
    Völlig verwirrt sah ich ihn an.
    »Aber was …«
    »Nein! Keine Fragen jetzt! Tu, was ich sage! Schließ ab! Und versteck dich! Sofort!«
    Das

Weitere Kostenlose Bücher