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V wie Viktor

V wie Viktor

Titel: V wie Viktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Schwarz
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irgendwie bekannt vor. Draußen wurden wir sofort in einen Wagen bugsiert. Lin saß neben mir, ich konnte ihr Parfüm riechen. Sie wimmerte immer noch leise. Ich versuchte, an ihre Hand zu kommen, wurde aber sofort wieder von ihr weggezogen. Der Wagen fuhr an und meine Angst verwandelte sich in helle Panik! Wer war das? Was wollten sie von uns?
    Oh Gott! Ich will nicht sterben!!!
    Ruhig Anna, nicht hysterisch werden.
    Wie lief das in den Filmen immer? Wenn sie dir ihr Gesicht nicht zeigen, hast du eine Chance lebend raus zu kommen. Das Ganze hatte irgendwie mit Viktor zu tun, das sagte mir meine innere Stimme. Wieder Pierre? Aber das waren keine Vampire, sonst hätten sie nicht auf solch »menschliche« Mittel zurückgreifen müssen. Ohne die Möglichkeit der visuellen Orientierung war es unmöglich nachzuvollziehen, in welche Richtung wir fuhren. Stocksteif saß ich in den weichen Polstern, versuchte verzweifelt mich auf meine anderen Sinne zu konzentrieren. Aber das Einzige, was ich hörte, war Lins Weinen. So leise es auch war, es überdeckte für mich alle anderen Geräusche und steigerte mein Schuldgefühl immer mehr. Der Wagen stoppte. Ich hielt vor Anspannung die Luft an. Ein Schwall kalter Luft traf meine nackten Arme, als die Tür geöffnet wurde. Ich wurde an den Fesseln wieder nach draußen gezerrt. Es war sehr still hier, keine Autos, keine Stadt zu hören, lediglich ein dumpfes, monotones, fernes Brummen. Auch unsere Entführer gaben keinerlei Geräusche von sich. Bevor ich dazu kam, weiter darüber nachzudenken, zog mich jemand hinter sich her. Ich stolperte mehrmals über etwas, vielleicht Äste oder Wurzeln. Der Untergrund war sehr weich.
    Waldboden?
    Dann änderte er sich, Kies knirschte unter meinen Füßen. Wieder ein Hindernis, eine Treppe. Zwei flache Stufen nach oben, die ich mehr fiel, als ging. Eine Hand griff unter die Kapuze und riss mir mit einem Ruck das Klebeband vom Mund.
    Verflucht nochmal!
    Das tat höllisch weh.
    Eine Tür öffnete sich und ich wurde hineingestoßen. Direkt nach mir Lin, die von hinten auf mich prallte und sich irgendwie an mir festklammerte, um nicht zu fallen. Die Tür knallte zu. Stille. Mein Herzschlag dröhnte laut in meinen Ohren. Lins keuchender Atem direkt neben mir.
    »Anna?« Sie flüsterte.
    »Ja Lin, ich bin hier.«
    »Anna …? Wo sind wir? Was sind das für Leute? Was wollen die von uns? Anna???«
    Ihre Stimme begann immer mehr zu zittern, ich hörte die sich steigernde Panik.
    »Ich weiß es nicht. Wir müssen Ruhe bewahren! Lin. Du musst mich kurz loslassen. Nur ganz kurz.«
    Ich löste meine immer noch gefesselten Hände vorsichtig aus ihrem Klammergriff und tastete nach oben zur Kapuze. Zog sie ganz langsam von meinem Kopf. Niemand hinderte mich daran. Aufatmend blinzelte ich ins Halbdunkel. Es war keiner da außer uns. Schnell befreite ich auch Lin von der Kapuze. Sie sah sich kurz um, stürzte zur Tür, nur um enttäuscht aufzuheulen. Keine Türklinke. Mit aller Kraft schlug sie dagegen, brüllte: »Lasst uns hier raus! Ihr Schweine! Was wollt ihr von uns?«
    Absolut keine Reaktion. Wieder und wieder drosch sie ihre Fäuste gegen das massive Holz.
    »Lin! Hör auf! Sieh mich an! LIN!!! Sieh mich an!«
    Keuchend hielt sie inne und drehte sich zu mir um. Riesengroße, dunkle Augen starrten mich aus einem leichenblassen Gesicht an. Ein kleiner, verzweifelter Laut kam über ihre Lippen. Dann sank sie an der Wand nach unten und schluchzte hemmungslos. Ich setzte mich dicht neben sie, wollte den Arm um sie legen, meine Hände waren aber immer noch mit Klebeband umwickelt. Zuerst versuchte ich es mit den Zähnen aufzubekommen, aber das war vollkommen sinnlos.
    »Lin, Liebes! Ich brauche deine Hilfe. Wir müssen unsere Hände freibekommen. Hörst du mich?«
    Sie sah mich mit leeren Augen verständnislos an. Dann flackerte ihr Blick kurz und sie riss sich sichtlich zusammen.
    »Ok … Ok! Was soll ich machen?«
    Gemeinsam schafften wir es, unsere Handgelenke zu befreien. Es war fast unerträglich, als das Blut wieder hineinschoss, als ob sie in Flammen stünden. Ich biss die Zähne zusammen, um nicht laut aufzuschreien. Wir fielen uns in die Arme und klammerten uns aneinander. Himmel, ich hatte doch kein bisschen weniger Angst als sie! Aber hier kam eine der typischen Anna-Eigenschaften durch. Wenn ich so richtig in der Scheiße saß, wurde ich immer ganz ruhig und klar im Kopf. Ich sah mich etwas genauer um. Der Raum war groß und bis auf jeweils eine

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