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v204525

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Titel: v204525 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Fellber
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essen von Maga mitgebracht, Sie müssen sich also nicht beeilen.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, packte er eine Tüte aus, stellte Teller und eine Flache Wein auf den Tisch. Dazu eine Schale mit schwarzen und grünen Oliven, Weißbrot, Tomaten, Olivenöl und Hartkäse.
    Wir setzten uns.
    »Sie müssen etwas aufpassen, Herr André. Sie wissen schon, was ich meine. Mir macht es nichts aus, ich weiß davon, ich habe Sie und Lou zusammen gesehen und habe auch mit Maga darüber gesprochen. Aber es soll sich nicht im Dorf verbreiten und ich möchte auch nicht, dass Besucher, sagen wir mal, überrascht werden.«
    Ich war erstaunt. Ich hätte schwören können, dass wir unbeobachtet geblieben waren. Andererseits waren wir häufig so vertieft in unsere Liebesspiele gewesen, dass wir wahrscheinlich auch Touristen in Reisebusstärke nicht wahrgenommen hätten.
    »Sie haben Recht. Ich verspreche, vorsichtiger zu sein.«
    »Gut. Das wäre also geklärt. Aber das war es nicht, worüber ich mit Ihnen sprechen wollte. Sie sind jetzt einige Wochen hier, sieben, um genau zu sein. Es wird Zeit, dass sie mehr über die Essenzen erfahren. Haben Sie schon welche probiert?«
    Ich fühlte mich ertappt und deutete lediglich ein Nicken an.
    »Gut, ich habe es mir bereits gedacht und es schadet auch nichts. Wir bewahren im Keller in der Stadtverwaltung die großen Flaschen mit den reinen Essenzen auf, diese hier sind verdünnt. Man muss immer damit rechnen, dass jemand davon trinkt, eine Flasche fallen lässt, eine klaut oder irgendetwas anderes damit passiert.
    Ich weiß nicht, ob die Flüssigkeiten genau das bewirken, was auf den Etiketten steht. Eindeutig ist nur, dass sie etwas machen, leichte Verschiebungen. Über einen längeren Zeitraum würde ich sie nicht einnehmen wollen, obwohl die meisten Inhaltsstoffe harmlos sind.
    Woher die Formeln genau kommen, lässt sich nicht nachprüfen. Ein Pariser Arzt hatte sie zwischen 1870 und 1885 gesammelt und notiert. Er beruft sich auf alte alchemistische Formeln, die er übernommen und weiterentwickelt haben will. Das kann stimmen, könnte aber auch Humbug sein. Angeblich würde die erste Formel die für »Zeit« sein. Sie sollte ewiges Leben ermöglichen. Gasset selbst schrieb, dass die Essenz  den Alterungsprozess nur beschränkt aufhalten könne. Mit anderen Worten: Die Formel funktionierte nicht. »Lust« sollte ein Aphrodisiakum werden, »Vergängnis« die Alterung beschleunigen. Also ein mildes Gift, um einen untreuen Mann um die Ecke zu bringen.« Er lachte laut. »Interessanter ist aber die Auswahl der Begriffe. Die Essenzen bilden zusammen ein großes Liebesgedicht, das auf einzelne Flaschen aufgeteilt ist. Dieses Museum hat eine Geschichte. Sie und Lou sind nicht das erste Pärchen, das sich hier der Versuchung hingab. Mögen Sie jetzt einen Rum?«
    Ich bejahte. »Maga und Lou sind zwei ungewöhnliche Frauen. Sie haben Recht, ich werde dort bleiben«, sagte ich.
    »Ja, sie sind ungewöhnlich. Sie wissen, dass ich mit Maga ein Verhältnis habe? Natürlich wissen Sie das. Das macht uns fast zu Verwandten, oder? Sie sollten wieder Liebesgedichte schreiben.«
    »Jeder in diesem Dorf scheint zu wollen, dass ich Liebesgedichte schreibe.«
    Wir tranken noch bis tief in die Nacht, schwärmten von unseren beiden Liebhaberinnen. Julio erzählte mir, wie er mit Maga früher vier bis fünfmal in der Nacht schlief, trotz seines Alters, dass sie der wahre Jungbrunnen sei und die Legenden darum sicher nur eine Metapher für Sex wären, und dass man aus dem Saft ihrer Möse Essenzen machen sollte.
    »Ich verrate Ihnen ein Geheimnis«, sagte Julio. Seine Augen waren inzwischen glasig, er legte einen Finger auf die Lippen und klopfte dann mit ihm auf den Tisch.
    »Ich habe Sie eben angelogen, André André. Die Essenzen sind von mir. Ich habe alles erfunden, noch beim Zirkus. Eine Essenz sollte gegen Haarausfall helfen, die andere gegen Impotenz, eine gegen Migräne und eine andere verkaufte ich als Liebeszauber. Als ich mit Maga im Dorf ankam, sah ich das Museum und erkannte meine Chance. Ich erfand die Geschichte mit den Essenzen, fälschte Papiere und überzeugte den Bürgermeister von der Idee, das alte Gerümpel aus dem Museum zu werfen und dafür die Essenzen auszustellen. Es war verrückt. Und wissen Sie, was noch verrückter ist? Das Museum ist genau das geworden, was ich versprochen hatte. Es gab keinen Pariser Arzt oder Alchemisten, aber das Museum ist ein Liebesgedicht und Menschen, die noch

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