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v204525

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Titel: v204525 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Fellber
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uns wieder, dieses Mal lange. Wir leckten und saugten, wieder und wieder, unfähig, aufzuhören. Auch als wir uns ankleideten, küssten wir uns weiter, auf dem Weg zur Tür, im Türrahmen, als sie ging, in die Luft, als sie sich entfernte, zu einem Punkt wurde auf dem Pfad, der in die Berge führte, und ich schickte noch einen letzten Kuss auf die Reise zu ihr, als sie längst nicht mehr zu sehen war.

5. Kapitel
    Samstagnacht. Lou war wieder unterwegs, wahrscheinlich tanzen, ich wusste es nicht so genau. Maga hatte Hackfleischbällchen mit Tomaten gemacht. Wir hatten bereits eine ganze Karaffe Wein getrunken, sie holte eine neue, stellte sie ab und beugte sich zu mir vor. Sie nahm meine Hand in ihre.
    »Ich muss Ihnen etwas sagen. Etwas Wichtiges. Es geht um meine Tochter. Sie studiert und in der Stadt sind viele Männer. Ich weiß, dass sie eine Affäre mit meiner Tochter haben.«
    Ich rührte mich nicht, spürte aber, wie mir das Blut in den Kopf stieg.
    »Ich weiß es schon lange. Es ist eine Affäre für Sie, oder? Und für meine Tochter sind Sie eine Affäre. Keine Angst, in meinem Leben habe ich viele Affären gehabt. Fast jede habe ich genossen, außer den wenigen, bei denen ich mein Herz verschenkt hatte. Das ist es, was ich Ihnen sagen möchte. Lehren Sie meiner Tochter die Liebe, aber passen Sie auf, dass sie sich nicht verliebt. Wenn das der Fall sein sollte, beenden Sie es oder heiraten sie Lou. Sie hat mein Temperament. Heute Abend ist sie mit den Jungs aus, tanzen, trinken, und sie wird ihre Jugend genießen, wie ich sie genossen habe. Aber Gnade Ihnen Gott, wenn sich Lou in Sie verliebt und Sie sie zurückweisen sollten.«
    »Ja«, versprach ich.
    Maga tätschelte meine Hand.
    »Sie sind ein guter Mann«, sagte sie. »Sie haben Liebesgedichte geschrieben und wer weiß mehr über die Liebe als ein Dichter?«
    »Wer weiß mehr über die Liebe als eine schöne Frau wie Sie?«
    »Sie machen mir doch keine Avancen, oder?«
    »Ich verspreche Ihnen, dass ich Ihrer Tochter treu bleibe.«
    Sie entzog ihre Hand, begann zu gestikulieren.
    »Aber genau das sollen Sie nicht, junger Mann. Finden Sie eine Frau, die Sie liebt, mit der Sie eine Familie gründen können. Meine Tochter wird Sie früher oder später verlassen und dann sitzen Sie herum wie ein Trauerkloß, wie alle Männer, die von einer heißblütigen Frau verlassen werden. Ich weiß es, ich habe Dutzende Männer verlassen und mehr als einem das Herz gebrochen.«
    »Ich bin es gewohnt.«
    »Nichts sind Sie gewohnt. Wissen Sie, warum wir Luna heißen? Ich habe Zirkusblut in mir, meine Eltern waren beim Zirkus, ich wurde in einem Zirkuswagen gezeugt und wuchs im Zirkus auf. Vierzig Jahre meines Lebens. Ich habe die Trapezkünstler vernascht und den Schlangenmenschen. Der Schlangenmensch.« Sie lehnte sich zurück, schaute träumerisch an die Decke. »Ein Mann, der so gelenkig ist, ist wie ein Liebhaber mit tausend Händen und zehntausend Umarmungen. Er wand sich um mich wie eine Boa Constrictor, sein Mund und seine Zunge waren überall.« Sie nahm wieder meine Hand.
    »Lou hat auch dieses Blut. Wir sind fahrendes Volk, Gitanos, wir sind anders. Irgendwann wird ein Mann kommen und Lou zähmen. Sie werden nicht dieser Mann sein, Sie sind zu weich, haben ein sesshaftes Herz. Es wird einer sein, der grob ist und sich nimmt, was er will. Er wird rau wirken, brutal, aber sie wird sich beschützt und verteidigt fühlen. Sie sind zu nett. Nette Männer können Frauen nicht halten.«
    »Vielleicht«, sagte ich.
    Sie zog an ihrer Zigarette und blies mir den Rauch ins Gesicht.
    »Sonne, Mond und Sterne. Das Riesenrad drehte sich, die Paare wechselten. Ich hatte im Zirkus eine schöne Zeit. Sie kennen Julio, Julio war auch beim Zirkus. Die Männer begehrten mich, wenn ich nackt im Brunnen saß, sie bewunderten meine Schönheit. Nicht nur einer spielte auf dem Musikinstrument meines Körpers, manche entlockten mir wohlklingende Töne, andere übten und versuchten und waren fertig, bevor sie mich zum Singen brachten. Kleine Jungen, alte Männer, die ihre Zähne auf dem Nachttisch ablegten, bevor sie zwischen meine Schenkel tauchten um von meinem Jungbrunnen zu kosten. Zauberer mit Taschenspielertricks, Muskelmänner, Messerwerfer, Jongleure, die auch in der Liebe geschickte Hände hatten. Dompteure, die mit der Peitsche knallten. Ich stand auf allen Vieren und brüllte. Aber die Clowns. Ich hatte eine Schwäche für Clowns. Sie sind ganz anders als alle anderen im

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