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Vaclav und Lena

Vaclav und Lena

Titel: Vaclav und Lena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haley Tanner
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erwachsen und lächelt sein Vaclav-Lächeln. Er hat sie noch nicht gesehen. Lena wundert sich über den schieren Zufall, dass ihre Aufmerksamkeit sich auf die eine Person konzentriert, den einen Hinterkopf, der sich als Vaclavs Kopf herausstellt. Freilich ist Vaclav groß, jeder würde ihn bemerken. Wer hätte je gedacht, dass Vaclav so groß werden würde? Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass die eine Person, nach der Lena Ausschau hält und die ihr alles bedeutet und die auch im Universum etwas Besonderes ist, die anderen überragte und so |261| ganz offensichtlich spektakulär, strahlend, beeindruckend, ja magisch war?
    Sie sitzt da und fragt sich gerade, ob Vaclav sie ebenso erkennen wird, als er die Straße am Zebrastreifen überquert und unmittelbar auf sie zusteuert. Sein Haar ist schwarz wie das von
Superman
im Comic, und fast erwartet sie, dass sein elektrisierendes Blau die Schwärze noch hervorhebt. Es ist wild, als hätte er den ganzen Tag mit den Fingern daran herumgezwirbelt. Sie ist hingerissen von seinem Haar, vor allem aber kann sie den Blick nicht von seinen Augenbrauen abwenden.
    Vaclavs Brauen sind dicht, sie sind dunkel, aber voneinander getrennt, sie brechen in der Stirnmitte nicht wie unter ihrer Last zusammen und verschmelzen dort. Sie sind schwer und dennoch irgendwie leicht und luftig, wie Holzkohle, nur glänzender, lebendiger, glühender? Konnten sie glühen? Er strahlt über das ganze Gesicht, ein Lächeln, das sich weiter ausdehnt, selbst als das Maximum an Lächeln erreicht ist, dehnt es sich noch, unglaublich, und auch sie lächelt, steht von der Bank auf, weil er nun vor ihr steht, und sie ist sich unsicher, ob sie sich umarmen oder nicht, ja, sie umarmen sich, und dann, ja, dann ist sie in seinen Armen, und ihre Füße heben sich vom Boden, und sein Gesicht ist in ihrem Haar, und sie lacht, lacht, lacht, und er macht einen Laut, der dem Schrei gleicht, wenn man die steilste Wasserrutschbahn im Park hinuntersaust, und sie bleiben so für immer.
    |262| Das Gefühl, wenn Ewigkeit aufhört
    Vaclav hatte schon gewusst, dass sie dort sitzen würde, bevor er sie überhaupt sah. Er hatte ihren Blick gespürt. Er wusste, dass sie es sein musste, denn plötzlich wurde er von einem Zwang überfallen, sich in ihre Richtung zu drehen und auf die Bank zu schauen, so als wären Magneten in seinen Augen und sie ein stark eisenhaltiges Stück von einem anderen Planeten und gerade zur Erde gefallen.
    Sie war noch immer klein, noch immer dunkel, ihre Augen noch immer beunruhigend, aber ihr Gesicht hatte an Anmut gewonnen. Sie hatte lockiges Haar, so kraus, so unbändig, eine richtige Mähne, wie der Halskragen einer Echse, der sich, wenn es Zeit ist, mit Rivalen zu kämpfen, rund um den Kopf aufstellt. Alles an ihrem Gesicht war viel selbstsicherer geworden. »Hier! Ich bin die Nase, ich bin der Mund, das sind wir.« Alles schien ausgeglichen, am rechten Platz zu sein. Er hätte sich nicht vorstellen können, dass sie so aussah, aber nachdem er sie gesehen hat, kann er sie sich nicht anders vorstellen. Er wollte sie nur umarmen, doch als er sich neigte und sie sich streckte, war es, als wäre sie gewichtlos und wollte nur in seine Arme springen, und dann hielt er sie umschlungen, was er überhaupt nicht geplant hatte, und er war etwas beunruhigt, denn in dem Augenblick, wo er sie absetzte, würden beide sich unbehaglich fühlen, und das Unbehagen war ihnen schon auf den Fersen, es wollte sich unbedingt ausbreiten.
    Er setzt sie auf dem Bürgersteig ab, und da sind überraschenderweise all die anderen Menschen, die versuchen, ihnen auszuweichen. |263| Noch einen Augenblick zuvor war sie in der Luft, in seinen Armen, da schien es niemanden sonst auf der Welt zu geben. Sie schaut zu ihm hoch und lächelt, und ihr Lächeln ist breit und albern, aber ihre Lippen sind schön, und Vaclav erwidert das Lächeln.
    »Ich möchte, dass du mit mir nach Russland gehst«, sagt sie.
    »Na klar.«
    »Ich meine es ernst«, sagt sie lächelnd.
    »Ich weiß.«
    »Möchtest du irgendwohin gehen?«, fragt sie.
    »Ich dachte, wir gehen nach Russland.«
    Sie legt die Hände auf die Hüften, und ihre Miene wird streng, eine Augenbraue ist nach oben gezogen, die andere bleibt unten, das Kinn ist gebieterisch vorgestreckt, dieselbe strenge Miene wie beim letzten Mal, als sie sich gesehen haben.
    »Ich habe jetzt gemeint«, sagt sie.
    »Wann gehen wir nach Russland?«, fragt er.
    »Bald.«
    »Heute

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