Vaethyr: Die andere Welt
sie.
»Dazu braucht es zwei.« Seine Daumen strichen leicht über ihre Arme. Mit seinen heiß auf dem Stoff liegenden Händen hielt er ihre Schultern fest. »Jetzt riechst du nach mir«, sagte er. »Und wenn ich es wieder anziehe, werde ich nach dir riechen. Nach der heißen, glutvollen Rosie. Und ich werde mich nie mehr waschen.«
»Toll«, sagt sie. Doch unter ihrer Flapsigkeit brodelte ein Ozean. Was hat das zu bedeuten, dass wir für immer voneinander bedeckt sein werden und es nie mehr wegwaschen können? Hat es überhaupt eine Bedeutung oder ist es nur Sex, unglaublicher Sex und sonst nichts? Kann es so etwas wie nur Sex geben, wenn dieser es vermag, das ganze Universum auf den Kopf zu stellen?
»Ich bin zu nichts nutze, Rosie«, murmelte Sam mit funkelnden Augen, während er sich unter ihr bewegte. »Das hast du immer gewusst. Und deshalb bist du auch vor mir zurückgeschreckt. Weil ich nicht tun konnte, was der Anstand geboten hätte, nämlich, dich in Ruhe lassen. Ich bin schlimm.«
»Schlimm bist du«, bestätigte sie mit rauer Stimme. »Und darauf bist du stolz. Deshalb will ich dich auch. Und du willst mich, weil du mich nicht kriegen kannst.«
Qualvoll in ihrem Versprechen baute sich die zweite Welle langsam auf. »Jahrelang habe ich darauf gewartet. Du hast keine Ahnung, wie sehr ich mich danach gesehnt habe, in dir zu sein, unberührbare Rosie.«
»Wusstest du denn nicht, dass ich dich auch wollte? Ich hätte dich am liebsten über den Gefängnistisch gezerrt …« Aufgelöst wand sie sich auf ihm.
»Mein Gott, hättest du es nur getan.« Er bewegte sich jetzt kraftvoller in ihr und schaute ihr dabei fest in die Augen. Seine Stimme kam abgehackt. »Wir sind immer auf das hier zugesteuert. Und haben das auch beide immer gewusst.«
»Wir sind beide schlimm, Sam.« Die Worte kamen aus ihrem Innersten und sie konnte sie nicht zurückhalten, weil sie sich auflöste.
»O ja. Einer so schlimm wie der andere.«
Der Orgasmus kam mit so unglaublicher Kraft und war von solcher Dauer und Vielschichtigkeit, dass Rosie erstaunt war, ihn zu überleben. Das Hemd rutschte herab, als sie zuckend explodierte. Sams Hände umfassten ihre Hüften und hielten sie fest, um ihr alles zu entlocken. Dann fiel sie erschöpft auf seine Brust. Er hielt sie mit seinen kräftigen Armen fest und seine Finger verströmten wohlige Wärme auf ihrer nackten Haut und er flüsterte: »Ist ja gut, ich bin da, ich halte dich.«
Benommen lag sie neben ihm.
Sam stützte sich auf seine Ellbogen und streichelte ihr Gesicht. Zärtlich und mit der Intensität einer Katze betrachtete er es. »Was ist?«, fragte sie schließlich.
»Und jetzt wirst du gleich wieder eine Panikattacke bekommen, mir erzählen, dass nichts passiert ist, und dann davonrennen. Denk da bloß nicht dran!«
»Tue ich nicht. Ich kann mich nicht rühren.«
Blaugrüne Lichter huschten funkelnd über seine Augen, als er ihr Gesicht Zentimeter für Zentimeter erforschte. Befriedigt, aber noch immer begierig spekulierend. »Es gibt da etwas, was ich immer mit dir tun wollte, was wir aber bisher noch nie getan haben.«
»O ja?« Sie rekelte und streckte sich, bereit, sich jeder Herausforderung zu stellen. »Schock mich. Peitschen mit Metallspitzen?«
»Hey, du warst diejenige mit dem Handschuh. Das hier«, sagte er und schlang seine Arme kraftvoller um sie. »Den zärtlichen Teil. Mit dir danach im Bett liegen. Das habe ich mir mehr als alles andere gewünscht.«
Der Meeresboden kippte unter ihr weg und sie ertrank.
Es war so leicht, mit ihm zu streiten. So überaus einfach, schmutzige Quickies an unpassenden Orten zu haben oder erotische Machtspielchen zu spielen. Aber dazuliegen und ihn festzuhalten, das taten Menschen, die einander liebten und vertrauten, und es war ein schlimmerer Verrat an Alastair als alles, was sie bisher getan hatte. Und sie bekam plötzlich Angst. Was sehr menschlich war. So weit hatte ihr Elfen-Selbst offenbar nicht gedacht.
»Was hast du mit mir gemacht?«, flüsterte sie atemlos. »Wenn ich mit Alastair im Bett bin –«
»Lass es«, sagte er unwirsch, aber sie musste es ihm erzählen.
»Wenn ich mit Alastair im Bett bin, komme ich nur, wenn ich an dich denke.«
Sein Mund suchte den ihren. Sie küssten sich und das großartige verzehrende Feuer war wieder entfacht. Und da erst wurde ihr bewusst, dass dies bei allem, was sie getan hatten, für heute der erste Kuss war. Dann lass uns noch ein paar Stunden küssen . Seit sie hier oben
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