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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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Schmerz begreiflich machen könnte, den ich fühle‹ – aber das ist unmöglich. Worte reichen nicht. Sie sind ihr egal. Aber was brächte sie dazu, dass es ihr nicht mehr egal ist, he?«
    Er bog in die Straße ein, die sich durchs Dorf wand. Sie war viel zu schmal, um dort zu rasen. Lucas hatte das Gefühl, in dieser geschlossenen Kapsel aus Glas und Metall mit ihrem Ledergeruch zu ersticken. Er spürte, dass Jon sich von hinten an seinem Sitz festkrallte.
    »Ich habe mir geschworen, dass mir das keine Frau mehr antun wird.« Diese Worte presste Alastair heraus. »Keine Frau, weder menschlich oder Feenwesen hat das Recht, mir das anzutun. Diese Schlampe!«
    »Jetzt halt mal die Luft an«, unterbrach ihn Lucas. »So kannst du Rosie nicht nennen.«
    »Ich nenne sie so, wie ich sie sehe. Was soll sie denn sonst sein. Ich dachte, das mit uns wäre von Dauer.« Sein Mund zitterte. »Ich dachte, dass ich sie kenne, aber dem war nicht so. Was war unser Ehegelübde für sie – ein Scherz, ein Wunschzettel oder was?«
    Bäume und Häuser flitzten vorbei. Lucas drehte sich um. »Wir sind gerade an Oakholme vorbeigefahren, Alastair. Wohin fahren wir? Nach Stonegate?«
    »Du bist hinter Sam her, nicht wahr?«, sagte Jon alarmiert. »Was hast du vor?«
    »Ich weiß es nicht, aber wenn ich diesen Mistkerl sehe, wenn ich ihn zu fassen kriege –« Alastairs Stimme ging in Schluchzen über.
    »Damit ist doch keinem geholfen!«, rief Lucas. »Was hast du vor? Ihn über den Haufen fahren? Und was dann?«
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht!« Alastair trat auf die Bremse und riss das Steuer herum, sodass der Wagen in einem Kiesschauer um die Kurve bog. Schweiß und Tränen liefen ihm jetzt übers Gesicht. »Ich muss nachdenken.«
    »Dann lass uns raus«, sagte Jon zitternd, »denn das hier ist nur Spritverschwendung, und mit uns hat das alles nichts zu tun.« Er fummelte am Türgriff, aber die Verriegelung ging nicht auf.
    Alastair raste weiter und der Wagen holperte über das Gras neben der Straße. »Hat es das nicht?« Er fuhr denselben Weg zurück, den sie gekommen waren, sodass sie ein zweites Mal an Oakholme vorbeiflitzten. Seine Fahrweise war unkontrolliert, aber er fuhr nicht mehr so schnell. »Wusstest du, Lucas, dass sie mir mal erzählt hat, was ihr das Kostbarste auf der Welt ist? Nicht ich. Du.«
    »Was?«, fragte Lucas zaghaft.
    »Ich weiß nicht, ob sie Sam liebt, aber ich weiß, dass sie dich und selbst dieses Spatzenhirn da hinten mehr liebt, als sie mich je geliebt hat. Ich habe ihr den Weg geebnet, alles wieder ins Lot zu bringen. Wie viele Männer würden so etwas tun? Ich war bereit, ihr zu verzeihen, aber sie will davon nichts wissen – als wäre mein Verzeihen wertlos. Sie kapiert es einfach nicht – ich habe mir das Herz und meinen Stolz ausgerissen und ihr beides auf dem Silbertablett dargeboten, aber das interessiert sie gar nicht, sie tritt es einfach in den Schmutz.« Er bleckte die Zähne, in seinen Augen standen Tränen. »Was braucht es, damit sie den Schmerz spürt, he? Füge dem Schmerz zu, was sie lieben. Zerstöre irgendeinen kleinen Liebling von ihnen. Das ist die einzige Sprache, die sie verstehen.«
    »Entschuldige mal«, sagte Jon, »das ist Freiheitsberaubung. Was hast du mit uns vor?«
    »Ich weiß es nicht! Halt den Mund!« Er drückte das Gaspedal durch und steuerte die falsche Straßenseite an. »Ich will euch nichts antun. Aber solange ich euch habe, habe ich das Sagen. Lasst mich überlegen!«
    »Mann, fahr langsamer«, sagte Lucas. »In diesem Zustand solltest du gar nicht fahren. Lass uns anhalten und reden.«
    »Von dir lasse ich mich nicht so herablassend behandeln, du kleiner Mistkerl.« Er bog nach links in eine weitere unbeleuchtete, gewundene Straße ein und nahm achtlos die Kurven, während er jämmerlich zwischen Tränen und Wut hin- und herschwankte. »Wir werden einfach eine Weile herumfahren, damit ich einen klaren Gedanken fassen kann. Ich habe deiner Familie vertraut! Wie konnte sie mir das antun, wo ich ihr doch vertraut habe?«
    »Hör zu«, meldete sich Jon wieder zu Wort. »Mich nervt das Ganze langsam ziemlich. Ich weiß, dass du meine blöde Gitarre kaputt gemacht hast! Ich weiß, dass du mich hasst, aber es ist nicht mein Fehler, dass Rosie beschlossen hat, meinetwegen unglücklich zu sein. Sie ist exzentrisch. Sie hat dich als Lückenbüßer geheiratet und vermutlich auch meinen Bruder als Lückenbüßer gevögelt. Schau der Wahrheit ins Auge: Sie liebt

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