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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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golden. Er hatte keine Ahnung, wo er war, aber darauf kam es nicht an. Er hatte die Tore geschlossen, war hart aufgeprallt und lebte. Sapphire gab ihm ein Glas Wasser und er trank, hustete, trank wieder. Er zitterte heftig.
    »Guter Junge.« Sapphire wandte sich ab und fragte: »Hat er was genommen?«
    Jon stand als verschwommene Gestalt neben der Tür. Er zuckte mit den Schultern. »Nur, wenn er was genommen hat, bevor er herkam.« Dabei sah er Lucas ruhig an, als wollte er jeglichen Widerspruch unterbinden.
    »Komisch, er schien mir nicht der Typ zu sein, der Drogen nimmt.«
    »Das sehe ich genauso«, sagte Jon. »Er hat Cola getrunken. Vielleicht hat jemand was reingetan.«
    »Das wäre allerdings gravierend«, sagte sie und wandte sich wieder Lucas zu. Warm lagen ihre Hände mit den langen Fingernägeln auf seinen und sie verströmte einen frischen, exotischen Duft. »Wie fühlst du dich, mein Lieber?«
    »Ganz okay«, sagte Lucas. Er wusste, dass er nichts verraten durfte. Die Welt fühlte sich scharf an wie Glas. »Tut mir leid, Mrs Wilder.«
    »Ich denke, du solltest einen Arzt aufsuchen.«
    »Nein! Nein, ich möchte meine Eltern nicht beunruhigen. Ehrlich, es war nur Apfelwein. Es wird mir gleich wieder besser gehen.«
    »Apfelwein? Jon, auf dieser Party sollte es nur antialkoholische Getränke geben. Das hatten wir vereinbart.«
    Jon verdrehte die Augen. »Ein paar haben welchen eingeschmuggelt. Mein Güte, wir sind schließlich alle über achtzehn.«
    »Lucas nicht. Egal, darum geht es nicht. Wir hatten eine Vereinbarung: Ich hab mich nicht eingemischt, solange alle sich gut benahmen.« Sie betrachtete Lucas, der den Kopf schief hielt, sodass seine hübsche Mähne ihm über die Schulter hing. Der Edelstein an ihrer Kehle barg ein ganzes Universum winziger Regenbogen. »Doch als Teenager macht man eben manchmal Dummheiten und da brauchen die Eltern ja nicht unbedingt jedes peinliche Detail zu erfahren, nicht wahr?« Sie erhob sich. »Jon, passt du bitte auf ihn auf, während ich Tee koche?«
    Jon stellte sich neben die Tür, die Daumen in die Gürtelschlaufen seiner Jeans eingehakt, und wartete, bis seine Mutter gegangen war. Dann kam er zur Couch und betrachtete Lucas mit dunklen, eindringlichen Augen. »Alles okay mit dir?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Mir wurde beim ersten Mal, als ich sie genommen habe, auch übel«, sagte Jon mit einem schiefen Grinsen.
    »Sorry«, sagte Lucas, weil er sich für sein uncooles Verhalten entschuldigen wollte. »Ich komme mir wie ein Idiot vor.«
    »Das macht doch nichts.« Jon hockte sich auf die Armlehne der Couch und senkte seine Stimme zu einem Flüstern. »Mein Vater darf nichts von den Pilzen erfahren. Versprich mir, dass du es keinem erzählst. Er würde ausrasten. Versprichst du mir das?«
    »Ich verspreche es dir«, sagte Lucas bestürzt. »Ich hätte auch so nichts gesagt.«
    »Du kennst ihn nicht. Er ist fürchterlich, wenn er wütend ist. Er hat mir verboten, auch nur an die Tore zu denken, geschweige denn einen Versuch zu unternehmen, einen Blick auf die andere Seite zu werfen. Wenn er dahinterkäme, was wir getan haben, brächte er mich um.«
    Lucas sah ihn erschrocken an. Gleichzeitig zog ihn das Leuchten von Jons Gesicht und die unglaubliche Textur seines Haars an, das an Bronze und Kupfer erinnerte. »Das ist ja furchtbar.«
    Jon zuckte mit den Schultern. »Wir müssen vorsichtig sein, das ist alles.«
    »Ging es darum?«, fragte Lucas. »Ging es um den Versuch, einen Blick hinter die Großen Tore zu werfen?«
    »Ja, du weißt schon, durch Visionen.«
    »Das hast du nicht gesagt.«
    Jon grinste. »Ich weiß. Es ist besser so. Sonst erfinden die Leute Sachen, um Eindruck auf mich zu machen. Was hast du also gesehen?«
    Lucas zögerte. Er mochte Jon und wollte ihm gefallen. »Es war ein ziemliches Durcheinander. Ich stürzte hinunter. Die Felsen wurden silbern, öffneten sich und ließen mich durch, aber dann prallte ich auf dieses große Steintor …« Seinen Albtraum wollte er nicht beschreiben. Das ergab alles keinen Sinn und die Angst saß ihm noch in den Gliedern. »Ich weiß, das klingt alles eher dürftig.«
    »Nein, das ist wirklich interessant. Du hast mehr gesehen, als ich jemals sehe, obwohl ich es immer und immer wieder versucht habe. Es gibt Kräfte, die wollen uns aufhalten, und wir müssen lernen, ihre Täuschungen zu durchschauen.«
    »Und deine menschlichen Freunde … sehen die denn irgendwas?«
    Jon zuckte die Achseln. »Nicht wirklich.

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