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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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saßen im Schneidersitz, hatten die Augen geschlossen und warteten darauf, dass die Wirkung einsetzte. Gegen seine Übelkeit ankämpfend wartete Lucas mit ihnen.
    Ein Kelch mit klebrigem Wein machte die Runde, darauf folgte ein stinkender Joint. Jon begann, belaubte Zweige zu einer groben Form ineinanderzustecken: eine Spirale, die durch ein Pentagramm führte. Einer der Studenten spielte auf der Flöte, während ein Mädchen mit stachelig abstehenden Haaren auf einer Bodhrán den Rhythmus trommelte.
    Nichts passierte. Lucas fühlte sich unwohl in dieser absurden Situation und wünschte sich, Rosie wäre dabei. Er wusste selbst nicht, warum Jon ihn sympathisch fand. Sie waren sich auf der Treppe begegnet und Jon hatte ein Gespräch mit ihm begonnen, wobei er ihn eindringlich angeschaut hatte – als hätte er plötzlich Lucs Existenz wahrgenommen.
    Es geschah nichts, aber ihm fiel auf, wie weich sich der Boden anfühlte, bröckelig, als könnte er den Raum zwischen den einzelnen Atomen spüren wie Erdkrumen auf einem Spinnennetz. Er legte sich hin, um das Gefühl ganz auszukosten. Der Himmel war das Gesicht einer Gottheit mit blauschwarzer Haut und Sternenströmen als Haare. Estel, die Herrin der Sterne, schaute auf ihre winzigen Körper herab, die sich wie eine Opfergabe auf dem Hügel darboten.
    Plötzlich verstand Lucas die Schattenreiche als einen Zustand veränderten Bewusstseins und Gegenentwurf zu einer physischen Anderswelt. Aber ja! Wieso war er da nicht schon früher draufgekommen. Die Menschen um ihn herum wurden undeutlich, aber Jon glühte rot und golden wie eine religiöse Ikone.
    Freias Krone war riesig und leuchtete, war überzogen von silbrigen Schneckenspuren. Diese Spuren waren Runen, die auf der Oberfläche schimmerten. Alles um ihn herum verlor sich im Dunkel, aber die Felsen wurden immer wuchtiger, und er hörte, wie es in ihnen rumorte. Gewaltige Zähne mahlten wie Mühlsteine, wie russische Puppen, die eine in der anderen steckten.
    Lucas spürte das Mahlen in seinem Körper. Der ganze Fels drehte sich und bohrte sich in die Erde wie eine sich durch Fels fressende Maschine. Unter ihm kippte der Boden weg und er wurde in den strudelnden Wirbel gezogen. Mit einem Schrei fiel er mitten durch die Schattenreiche und hinein in eine Kluft aus Feuer und dampfendem Eis … durch einen endlosen Bogenkorridor, bis er vor sich eine riesige Mausoleumstür aus Granit sah. Sie war so real, dass er die auf ihrer Oberfläche eingravierten Spiralen und Runen erkennen konnte. Er lief Gefahr, daran zu zerschmettern – wenn dies geschähe, das wusste er, wäre es sein Tod.
    Weißes Licht knisterte um ihn herum. Er spürte die heftige Erschütterung, als die Tür einen Spalt weit aufging – und alles noch schlimmer machte. Dahinter hauste etwas Fürchterliches, so gigantisch und blendend, dass man blind davon wurde.
    Er spürte den immensen Druck der Fluten, die danach verlangten, sich ihren Weg zu bahnen – nur dass diese Flut nicht aus Wasser bestand, sondern aus Schatten, absoluter Dunkelheit und blendendem Feuer. Als er darauf zustürzte, wusste er, dass er seine ganze Willenskraft daransetzen musste, das Tor wieder zu schließen, trotz der Gewissheit, dass der Aufprall ihn töten würde. Doch lieber sterben, als zuzulassen, dass diese entsetzliche Gewalt über die Welt hereinbrach.
    Er kämpfte, versuchte es mit Schattenboxen, verdrehte die Finger zu magischen Zeichen, aber nichts half und er konnte sich einfach nur hilflos fallen lassen. Dann tauchte aus dem wirbelnden Chaos ein bleiches, schreckliches Gesicht auf. Es war weit weg, aber riesig – schaute ihn finster mit Augen an, in denen der Wahnsinn loderte, griff nach ihm – und er wusste nur, dass er die Tore zuschlagen musste, bevor dieses Entsetzliche durchbrach –, und plötzlich war es gar nicht mehr weit weg, sondern von menschlicher Größe und ganz nah. » Lucas «, zischte ihm eine Stimme ins Ohr.
    Mit einem Schrei kehrte sich ihm das Innerste nach außen, als er sah, dass das über ihm aufragende Schreckensgesicht das von Lawrence Wilder war.
    Als er zu sich kam, lag er flach auf der Couch. Er keuchte, ihm war schwindelig und er hatte Bauchschmerzen. Sapphire Wilder beugte sich über ihn und wischte ihm seinen Mund mit einem feuchten Tuch ab.
    »Alles ist gut, Lucas. Kannst du mich hören? Schlag die Augen auf, so ist’s gut.«
    Lucas schaffte es, sich aufzusetzen. Seine Glieder waren wachsweich. Die Wände um ihn herum glühten rot und

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