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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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Feuchtigkeit und Rauch. »Ja, ich weiß. Sorry.«
    »Nein wirklich, kein Problem. Warst du das?« – sie zeigte nach draußen – »Der da Straße entlanglief?«
    »Ja. Ich habe keinen Bus bekommen. Und mir war gar nicht klar, wie weit es ist.«
    »O Gott, ich hätte dich fast umgefahren. Tut mir leid. Wenn ich gewusst hätte, dass du das bist, hätte ich natürlich angehalten.«
    »Schon gut.« Jon fuhr sich mit der Hand erneut durch die strähnigen Haare, es war eine nervöse Angewohnheit. »Ich wusste nicht, wo ich sonst hätte hingehen können«, sagte er kopfschüttelnd. Er hatte Zuckungen, sein Knie unter dem Ellbogen federte auf und ab.
    »Tatsächlich?«, hakte sie vorsichtig nach. »Wieso um Himmels willen bist du nicht nach Oakholme gegangen?«
    »Das soll wohl ein Witz sein. Da hätte ich keinen sehen wollen. Außerdem konnte ich nicht klar denken … egal, ich bin einfach losgelaufen.«
    »Oh … Möchtest du eine Tasse Tee?«
    »Der Wein sieht gut aus.«
    »Kein Problem.« Sie eilte davon, um ein Glas und die Flasche zu holen und wäre auf dem Rückweg beinahe über die Schwelle vor der Küche gestolpert.
    »Danke«, sagte er und leerte das Glas halb, ohne auch nur einmal Luft zu holen. Rosie setzte sich auf die Sofalehne und betrachtete ihn. Sie war ratlos, was sollte sie sagen, was sollte sie tun? Die Person, nach der sie sich in all den Jahren mit so viel Bewunderung verzehrt hatte – das war nicht er und doch war er es. Aber sie hätte sich nichts Unangemesseneres vorstellen können, als jetzt einen Annäherungsversuch zu machen.
    »Du musst Schreckliches durchgemacht haben«, sagte sie einfühlsam.
    »Es ist alles so dumm«, murmelte Jon. »Der Typ, der umgekommen ist – er hat gesagt, er kennt mich. Ich kann mich aber nicht erinnern, vom College war er nicht. Vielleicht hat er sich mal die Band angeschaut. Aber mein Vater ist durchgedreht und hat mir die Schuld gegeben …«
    »Das tut mir leid. Das ist schrecklich.«
    »Ich habe es zu Hause nicht mehr ausgehalten.«
    »Kann ich denn irgendwas für dich tun?«
    Er zögerte und schob zitternd sein Haar zurück, das ihm aber sofort wieder ins Gesicht fiel. »Ja, ich muss dich um einen Gefallen bitten, einen wirklich großen Gefallen.«
    »Natürlich.« Rosie überwältigte allein schon die Tatsache, dass er hier war. Sein elender Zustand appellierte an ihren Beschützerinstinkt. »Was immer es ist.«
    »Du hast das von Sam erfahren?«
    »Ja. Es tut mir leid. Es muss sehr hart für dich und deine Familie sein.«
    »Er befindet sich in Untersuchungshaft, und sie haben ihn nach Yorkshire geschickt, weil die Gefängnisse vor Ort alle voll waren. Die Sache ist die, ich soll ihn morgen besuchen, aber …« Jon schauderte. »Er weigert sich, meinen Vater oder Sapphire zu sehen, also bleibe nur ich. Luc und ich finden es unweltbewusster, kein Auto zu haben, deshalb haben wir auch keinen Führerschein, was in dieser Situation allerdings sehr ärgerlich ist.«
    »Möchtest du, dass ich dich hinfahre?«, bot Rosie ihm warmherzig an.
    Sie plante es bereits in allen Einzelheiten. Sie würde Jon zum Gefängnis fahren, auf ihn warten und ihn trösten, wenn er wieder herauskäme. Sie würden viel gemeinsame Zeit im Auto verbringen und auf dem Rückweg vielleicht irgendwo anhalten, um etwas zu essen …
    »Ich schaff das nicht«, sagte Jon, der von ihren Erwägungen nichts ahnte. »Ich schaff das nicht, Rosie. Ich würde es nicht ertragen, ihn dort eingesperrt zu sehen. Und ich habe mir überlegt … würdest du das an meiner Stelle machen? Für mich?«
    »An deiner Stelle? Kann ich das überhaupt? Ich dachte, man benötigt einen Besuchsschein oder so etwas.«
    »Nein, das geht auch so. Solange er in Untersuchungshaft sitzt, kann ihn bis zur Verurteilung jeder besuchen … falls es dazu kommt … Bitte. Ich weiß, das ist viel verlangt, aber ich kann es einfach nicht.«
    Sie war erschrocken und bestürzt. Doch er sah so elend aus, dass sie nicht Nein sagen konnte. »Dann willst du also gar nicht mitkommen?«, brachte sie mit Mühe über die Lippen.
    »Tut mir leid«, sagte er mit niedergeschlagener Miene. »Ich würde ja, wenn ich könnte, aber ich pack das nicht.«
    »Ist schon gut«, hörte sie sich sagen. »Keine Sorge. Wenn du dich so fühlst, werde ich natürlich hinfahren.« Er belohnte sie mit einem erleichterten Lächeln voller Dankbarkeit und ihr ging das Herz auf. Sie war ein leichtes Opfer. Für ihn tat sie alles.
    Je näher Rosie dem Gefängnis kam,

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