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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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Panik oder Rauschmittel schürten seinen Kampfgeist. Sam lag plötzlich unter ihm, der Mann fluchend und fauchend auf ihm, die Hände tasteten nach Sams Kehle. Sam stieß nach oben und spürte, wie etwas nachgab, als schnitte er in harten Biskuitkuchen …
    Der Mann stieß einen entsetzlichen halb erstickten Schrei aus. Er rollte zurück auf seine Fersen und verweilte eine Sekunde lang kauernd über Sam, hielt seinen Leib umklammert und starrte auf die dunkel herausquellende Flüssigkeit. »O Gott«, zischte er. Dann stand er auf und schwankte auf eins der hohen Fenster zu.
    »O nein, das tust du nicht«, sagte Sam und sprang ebenfalls auf. Er raste vor Zorn, handelte jedoch mit ruhiger, präziser Klarheit. Glas ging zu Bruch. Der Dieb hing in einem Gewirr aus zerbrochenem Glas und verbogenem Bleidraht über dem Fenstersims. Jetzt schrie er. Sam packte ihn an seinem Trainingsanzug und zog ihn zurück.
    Er kämpfte und kreischte vor Entsetzen. »Ich wollte doch nichts tun«, jammerte er. »Es war nur ein Scherz. Ich bin ein Freund von Jon! Lass mich los! «
    »Nichts da, du kleiner Scheißer.« Sam schlang seinen Unterarm um seinen Hals, schleifte ihn zurück und drückte zu, bis er spürte, wie die warme, kämpfende Bestie in seinen Armen schlaff wurde. Die Körpermasse glitt zu Boden und hätte ihn fast mitgerissen.
    »Wer ist da?« Von oben ertönte die Stimme seines Vaters. Lampen gingen an und tauchten die Wände in bernsteinfarbenes Licht. Die drei großen Lüster des Saals behaupteten sich anämisch gegen die Dunkelheit.
    Sam wich keuchend zurück. Das Messer lag in seiner Hand. »Wir hatten einen Einbrecher. Ich habe ihn aufgehalten.«
    »Lawrence? Was ist denn passiert?« Sapphire trat hinter seinem Vater auf die Galerie und band den chinesischen Seidenkimono zu, den sie übergeworfen hatte. »O mein Gott.«
    Lawrence kam gemessenen Schritts die Treppe herunter. Sapphire eilte an ihm vorbei. Sam streckte seine Hände aus, um sie abzuwehren, aber sie umrundete ihn und starrte den jungen Mann an, unter dem sich eine Blutlache bildete. Sein Mund zuckte schwach.
    Sapphires Blick wanderte von dem Einbrecher zu Sam, und ihr Gesicht fiel entsetzt zusammen. »Hast du das getan, Sam?«
    »Nachdem er versucht hat mich zu erstechen, ja.« Er hatte fast keine Stimme.
    »Er lebt noch. Du stoppst die Blutung, während ich –« Sie drehte sich um und eilte wie auf blauen Seidenflügeln in Lawrence’ Arbeitszimmer. Sam hatte Sapphire bisher noch nie aufgebracht erlebt. Brauchte es also einen Mann, der vor ihrer Nase verblutete, um sie aus ihrer Reserve zu locken?
    »Ja, äh, wir sollten versuchen sie zu stoppen«, sagte Sam kaum hörbar. Er griff nach einem Kissen, kniete nieder und drückte es auf die Wunde. Der Junge stöhnte matt.
    Lawrence stand nur da und blickte ihn ausdruckslos an. »Bist du verletzt, Sam?«, fragte er.
    »Nein. Ist Jon auf dem College?« Lawrence nickte. »Gott sei Dank.«
    »Der kommt aus dem Abgrund«, sagte Lawrence, der den Mann noch immer fixierte.
    Sam blickte fragend auf. »Was? Das ist ein Mensch.«
    »Aber der Eisriese hat ihn geschickt, wie er Barada geschickt hat.«
    »Dad?« Sam erschauderte. War sein Vater verrückt geworden? Das alles war ein Albtraum. Heimzukommen war wie die Hölle betreten. »Er ist wahrscheinlich ein Junkie. Sieh mal in seinem Rucksack nach. Er sagte, er kennt Jon, aber dass du schwerreich bist, wissen schließlich alle, und du weigerst dich ja, ein verdammtes Alarmsystem anzuschaffen! Was erwartest du eigentlich, wenn du hier Edelsteine im Wert von einer Million herumliegen hast?«
    Lawrence bückte sich zum Rucksack des Mannes. Er wühlte darin herum und schüttelte ihn dann, bis sein Inhalt klappernd zu Boden fiel. Hammer, Stemmeisen, Brechstange, Taschenlampenbatterien, eine Packung Zigaretten und eine leere Tüte Kartoffelchips. Lawrence schaute fassungslos auf die kümmerlichen Trümmer.
    »Da hast du’s, er hat nichts gekriegt«, sagte Sam rau. »Dein Safe hat den Test bestanden.«
    »Aber wonach hat er gesucht? Das kann doch kein einfacher Dieb sein.« Er stand über dem Eindringling und stupste dessen Schulter mit seinem Fuß an. Die verquollenen Augen öffneten sich. »Für wen arbeitest du?«
    Der Mund bewegte sich, aber die Augen schauten ins Leere. Er begann zu zittern.
    »Wir könnten ihn foltern«, warf Sam beiläufig ein. Und als er sich daraufhin den bohrenden Blick seines Vaters einfing, fügte er hinzu: »Was denn? Du bist doch derjenige, der

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