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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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Mr Wilder, ich werde hinfahren«, sagte sie.
    »Wirklich?« Ein winziger Funke leuchte in seinen Augen auf. »Warum tun Sie das?«
    »Weil ich sehe, wie sehr Ihnen das zu schaffen macht, und ich es schlimm finde, mir vorzustellen, dass Sam dort ganz allein auf sich gestellt ist.«
    Lawrence brach den Blickkontakt ab und schaute zu Boden. Er vereinte in sich Aspekte von Jon und von Sam, obwohl alle drei Männer unterschiedlicher nicht sein könnten. Doch ungeachtet seiner eisigen Ausstrahlung konnte sie nachvollziehen, warum ihre Mutter ihn so umwerfend und anziehend gefunden hatte.
    »Sie werden es sicherlich absurd finden, dass ausgerechnet ich mich erdreiste, um Mitgefühl zu bitten«, sagte er. »Zumal in einer solchen Situation.«
    »Nein, das finde ich nicht. Die, äh, die Probleme zwischen Ihnen und meiner Familie, nun, die haben damit nichts zu tun. Ich möchte Ihnen helfen.«
    »Und Sie werden mich weiterhin darüber informieren, wie es ihm geht?«
    »Ja.« Sie zögerte. »Würden Sie dafür auch etwas für mich tun? Mr Wilder, erzählen Sie doch bitte Sam von Lucas. Alle scheinen darüber Bescheid zu wissen. Wenn Sie nicht mit ihm sprechen wollen, dann schreiben Sie ihm einen Brief.«
    Lawrence hielt kurz die Luft an und stieß sie wieder aus. »Ich wollte das auch tun, aber die Ereignisse kamen mir dazwischen … ja, ich werde es ihm sagen. Nennen Sie mich Lawrence, nicht Mr Wilder.«
    Das würde ihr nicht leichtfallen. Vorsichtig bemühte sie sich, die direkte Ansprache zu vermeiden. »Weiß Sams Mutter, was passiert ist?«
    Sie spürte, wie er dichtmachte. Sein Blick war in die Ferne gerichtet, sein Gesicht umwölkt. »Leider habe ich keine Möglichkeit, Kontakt zu ihr aufzunehmen. Der Tag, an dem Ginny das Haus verließ, war auch der letzte Tag, an dem ich sie gesehen und gesprochen habe. Sie ist verschwunden. Sie könnte in London, in Australien oder auch in der Spirale sein, ich weiß es nicht, und ich kann die Tore nicht öffnen, um nachzusehen. Was sollte das auch bringen, da sie offenbar nicht gefunden werden möchte? Es ist zu spät.«
    »Aber es muss doch Möglichkeiten geben, nach ihr zu suchen – Verzeihung. Sie werden das alles schon durchgegangen sein. Es geht mich nichts an.«
    Mit leiser Stimme sagte er: »Wer kann es ihr übel nehmen, dass sie fortging? Die Dunkelheit hat sie vertrieben. Sie hat Ecuador dafür verantwortlich gemacht, aber die Dunkelheit war immer ein Teil von mir, und wohin wir auch gingen, ich schleppte sie mit mir mit … Jetzt starren Sie mich an, als hätte ich den Verstand verloren, Rosie.«
    Sie widerstand der Versuchung, zu witzeln: Diese Reaktion dürften Sie oft bekommen . »Nein«, sagte sie, »ich verstehe nur nicht, was Sie damit sagen wollen.«
    »Und ich kann es nicht erklären. Es wäre meinerseits auch unangemessen, es zu versuchen. Es reicht, zu sagen, dass für mich, nachdem Ginny mich verlassen hatte, alles schlimmer wurde, sehr viel schlimmer. Die Kraft, die hinter den Toren wohnt, lässt nicht zu, dass ich sie öffne, nicht einmal, um nach ihr zu suchen, auch nicht jetzt. Dass mich das unbeliebt macht, damit habe ich mich abgefunden. Sie müssen verstehen, dass ich das tue, um sie zu beschützen.« Dabei sah er sie nachdrücklich an.
    »Mich?«
    »Ja, Sie . Und alle Vaethyr. Selbst Ihren rücksichtslosen Onkel. Und vor allem meine Söhne.«
    »Können Sie uns denn nicht sagen … was es ist?«
    Mit angehaltenem Atem wartete sie auf seine Antwort. Lawrence schien keine Worte zu finden, es war ihm fast körperlich anzusehen, wie er dichtmachte, als würde sich eine Lücke in seinem Panzer schließen, damit kein Blut austreten konnte. Schlagartig wurde ihr klar, dass es für ihn eine geistige Folter bedeutete, darüber sprechen zu müssen, und sie bekam ein schlechtes Gewissen, ihn gefragt zu haben.
    »Ich bin Ihnen unsagbar dankbar für das, was Sie für Sam tun. Hier nehmen Sie.« Er hielt ihr eine Handvoll Zwanzigpfundnoten hin. Sie zuckte davor zurück, während vor ihrem geistigen Auge ein Film darüber ablief, welche Bedeutung in dieser Geste steckte – aber Lawrence lächelte nur dünn. »Für Ihre Reiseausgaben. Bitte.«
    »Das ist zu viel.«
    »Nein, das ist es nicht. Sie werden tanken und unterwegs völlig überteuerte Erfrischungen kaufen müssen. Ich könnte aber auch einen Wagen und einen Fahrer für Sie besorgen. Ich könnte sie sogar selbst hinbringen …«
    »Nein!«, protestierte sie. »Nein, wirklich nicht. Ich bin gern unabhängig. Das

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