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Valadas versinkende Gaerten

Valadas versinkende Gaerten

Titel: Valadas versinkende Gaerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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Kaufmann kürzlich nicht aus.«
    »Ich verstehe dich, Gebieterin.« Im Gesicht des Wesirs rührt sich kein Muskel.
    Valada wirft die beiden Münzen dem Hausverwalter zu. »Falls dies das Letzte sein sollte, was ich besitze, so richte davon für mich und den Hadjib ein Mahl aus. Ich will viel Wein haben, schöne Kristallgläser, eine scharfe Kükentajine und vor allem Süßigkeiten: Pistazienkerne und Mandeln, Zitronentörtchen mit Moschus, Kerzen am hellen Tag und Orangenblütenwasser, die Luft zu erfrischen. Und beeil dich. Nein, Musik brauchen wir keine.«
     
    Sie sitzen sich gegenüber auf den Polstern, essen und trinken und schweigen.
    Nachdem sie sich die Hände gewaschen haben und die Süßigkeiten aufgetischt werden, sagt Ibn Abdus beiläufig: »Hat sich der Dichter eigentlich von dir verabschiedet?«
    Valada hält die Lider gesenkt.
    »Wenn du auf diese Weise unser Gespräch eröffnen willst, hast du dir eine sehr ungünstige Art ausgesucht, indem du nach etwas fragst, was dich überhaupt nichts angeht. Wer sich von mir verabschiedet oder nicht, wer mich küsst und wer mich grüßt, wer mich beschenkt, beglückt und mit mir schläft,das wird weiterhin ganz und gar meine eigene Angelegenheit sein. Wenn du das nicht verstehst, wird unser Bündnis hinfällig.«
    »Haben wir denn ein Bündnis?«, fragt er behutsam.
    Sie lacht auf. »Zwangsläufig. Du hast gesiegt, Ibn Abdus. Und mit diesem letzten Schritt hast du mich völlig in deiner Hand. Aber nie«, sie erhebt die Stimme, »nie werde ich deine Frau vor dem Gesetz. Weder du noch sonst jemand wird mich besitzen. Ich bin eine freie Frau. Das musst du akzeptieren.«
    »Ich weiß«, sagt er demütig. »Und das, was ich im Brief schrieb?«
    »Das ist akzeptabel«, erwidert sie nüchtern und nimmt sich eine Handvoll Mandeln. »Ich werde so etwas wie eine heimliche Regentin sein, wenn ich es recht verstanden habe. Meine Träume flogen höher. Ich wollte den alten Glanz wieder herstellen. Wollte, dass ein Nachkomme des Propheten   – und ich an seiner Seite   – das wieder errichten, was vor einem Jahrhundert hier zerstört wurde. Aber das wäre wohl nur möglich, wenn der Segen Mohammeds über uns ausgeschüttet würde. Und das ist nicht geschehen. Wir werden keine neuen Paläste bauen. Nun   – man muss nehmen, was erreichbar ist, und ganz leer sind meine Hände ja nunmehr nicht. Es muss uns genügen, wenn die Leute Brot haben und die Schöpfräder wieder instand sind und den Fluss regulieren und die Felder bewässern. Das wenigstens werden wir doch schaffen.
    Wenn einem der Adler nicht zur Beizjagd zur Verfügung steht, muss man mit einem Bussard vorliebnehmen.«
    Sie streift ihn mit einem funkelnden Blick und registriert anerkennend, dass er nicht mit der Wimper zuckt.
    »Mein Haus aus Licht soll wieder über der Stadt leuchten, wenn es schon keine neue az-Zahra mehr geben wird.«
    »Ja, Gebieterin.« Er greift nach ihrer Hand, aber sie entzieht sich ihm.
    »Hör meine Bedingungen: keine Berberüberfälle mehr.Zumindest keine vom Alcazar aus gesteuerten. Jedes Mal, wenn so etwas geschieht, werde ich auf meinem weißen Pferd und mit meiner neuen eigenen Leibwache anreiten und dazwischengehen. Ich, die Prinzessin!
    Und ich will selbst mit dir zu Gericht sitzen. Der Kadi Ibn Al Dakhil ist abzusetzen. Bestechungsgelder sollten . . . ach, alles wird sich finden.«
    »Du willst zu Gericht sitzen?«
    »Neben dir, Hadjib. Wenn du nicht einverstanden bist, beenden wir dieses Gespräch. Ich . . .«
    »Nein, Herrin. Es wird möglich sein.«
    »Gewiss doch.« Sie kaut an ihren Mandeln.
    »Ach, und meine Feste müssen prächtiger werden   – nun, ich sehe in dir jetzt meinen Vermögensverwalter.« Sie lacht kurz auf.
    Er vergräbt sein Gesicht tief im Weinkelch, antwortet nicht.
    Als sie in die Hände klatscht, um neuen Wein zu verlangen, kommt die alte Sklavin Suad herbei, das dünne, unscheinbare Geschöpf.
    »Hast du keinen hübscheren Mundschenk?«, bemerkt der Wesir. Er ist ein bisschen nervös. »So ein altes Weib verdirbt mir die Stimmung.«
    »Kennst du sie nicht? Das ist Suad!«, bemerkt sie wie beiläufig.
    »Woher sollte ich . . .« An seiner Stirn pocht eine Ader.
    »Ach, lass nur«, entgegnet sie gleichmütig. »Das ist eine Stumme, meine Mutter hat ihr damals die Zunge entfernt, damit niemand etwas von ihren Abenteuern ausplaudern konnte. Ich behalte sie aus Mitleid. Sie ist harmlos. Oder . . . Diese Sklavin kann lesen, sogar Schriften, die auf dem Kopf

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