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Valadas versinkende Gaerten

Valadas versinkende Gaerten

Titel: Valadas versinkende Gaerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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meine Herrin. Er soll, zusammen mit der Poetenkrone, deine schöne Stirn für alle Zeit schmücken.
    Wenn du bereit bist, diese Allianz einzugehen, so verspreche ich dir, deinen Befehlen zu gehorchen wie der letzte Sklave deines Hauses.
    Ich werde am Morgen des Freitags zu dir kommen und dich von Angesicht zu Angesicht bitten, dein Asyl im Alcazar zu verlassen, damit ich dir dein Haus zurückgeben kann. Gemeinsam könnten wir dann zum Abendgebet in die Mezquita gehen und auf diese Weise dafür sorgen, dass man uns gemeinsam sieht, ehe wir uns trennen   – bevor du hinaufsteigst in die Galerie der Frauen und ich unten demütig mich zu Boden werfe vor dem Höchsten.
    Dein Diener küsst dir Hände, Füße und die Lippen, hinter denen die Zähne schimmern wie die Sterne am dunklen Himmel . . . Ach, ich gerate ins Schwärmen.
     
    Dein Diener Ibn Abdus«

39
    IM HAUS VALADAS.
    An diesem sonnigen Morgen unterscheidet das Haus der Prinzessin sich in nichts von anderen Adelshäusern des Viertels, nur dass das Eingangstor weit offen steht.
    Valada bint Al Mustakfí geht neben dem Wesir her, ohne ihn anzusehen, aber ihre Füße bewegen sich im Gleichschritt mit den seinen. Am Portal angelangt, nimmt die Hausherrin die Parade der Dienerschaft und der Hausverwahrer ab, die sich vor ihr zu Boden werfen und ihre Stirnen in den Staub zu ihren Füßen drücken; blumige Begrüßungsreden sind zu hören, und sie lächelt und dankt.
    Ihr Haar hat sie so frisiert, dass der verkrustete Schnitt an ihrem Hals für alle gut zu sehen ist.
    Zwei der Verwalter schließen sich dem Rundgang an und berichten, atemlos vor Aufregung, dass das Haus weitgehend von Plünderern verschont geblieben ist. Bis auf . . . ja . . .
    »Bis auf was?«
    »Es ist uns ein Rätsel! Die Schatzkammer, deren Lage und Zugang nur ganz wenige des Hausgesindes kennen   – sie ist ausgeräumt worden. Fast vollständig. Herrin, strafe uns nicht! Es ist zur Nacht geschehen. Wir waren nicht schuld. Schließlich war das Haus offen, die Leibwache fort.«
    Ibn Abdus räuspert sich. »Wie du befohlen hattest, Sayyida.«
    Valada wirft ihrem Begleiter zum ersten Mal einen Blick zu. Lang, nachdenklich.
    »Du wusstest davon?«
    »Ich? Wie kommst du darauf, meine Schöne?« Der Wesir gibt sich erschrocken. (Suad hat gute Arbeit geleistet, als sie das Versteck des Omayaden-Vermögens preisgab. Die Dienerschaft außer Gefecht zu setzen, war schon schwieriger. Sie lieben ihre Herrin. Ein leicht betäubendes Getränk half nach, sie süß schlummern zu lassen. Und es brauchte in der Tat seine Zeit, um die Kammer leer zu räumen, obwohl das Gold schon so geschrumpft war.) »Das ist ein entsetzliches Verbrechen, und ich werde nach den Schuldigen fahnden!«
    »Lass es uns gemeinsam ansehen!«, fordert Valada. Es klingt fast freundlich.
    In Schweigen gehen sie durch die Räume, der Hausverwalter vornweg, dann die Hausherrin, zuletzt der Hadjib. Gelangen ins Herz des belebten Hauses, gehen durch immer weniger aufwendige und prächtige Räume hin zu einem nüchtern wirkenderen Trakt des Hauses.
    Schließlich, hinter einem Vorhang, eine Geheimtür, die keine mehr ist, denn sie steht klaffend offen. Das Schloss ist erbrochen. Die fensterlose Kammer ist so leer, wie etwas nur sein kann. Nein, nicht ganz. Am Boden finden sich zwei Golddinare. Offenbar war ein Behältnis undicht, oder etwas ist über den Rand gefallen . . .
    Valada bückt sich, hebt die beiden Münzen auf, wägt sie, in jeder Hand eine. »Ich bin mittellos«, stellt sie sachlich fest. Dann bricht sie in schallendes Gelächter aus.
    »Unterlass es, nach den Schuldigen zu fahnden, Ibn Abdus! Ich glaube, ich kenne sie.«
    Der Minister geht nicht darauf ein.
    »Ich könnte mein Hab und Gut im Ganzen zurückverlangen, da würde sich bestimmt ein Verantwortlicher finden lassen«, fährt Valada fort. »Aber an welchem Ort es auch ist   –ich werde es   – nun sagen wir einmal   – abrufen, nach und nach. Ich lebe auf großem Fuße, Wesir.« Sie lächelt boshaft. »Alles, was in diesem geheimen Raum war, werde ich wiedererlangen. Und einiges darüber hinaus.«
    Wieder räuspert sich Ibn Abdus.
    »Dir steht mein gesamtes Vermögen bis auf den letzten Dirhem zur Verfügung, meine Herrin!« Er verbeugt sich.
    »Und ich werde es nutzen, verlass dich darauf. Das hast du völlig richtig erkannt. Ich werde keine Rücksicht nehmen«, erwidert Valada. »Wenn man mich schon kaufen will, dann reichen eben tausend Dinare wie für diesen armen

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