Valadas versinkende Gaerten
wichtig.
Zurück bleibt eine hauchdünne Besatzungstruppe und als Stellvertreter des Stellvertreters vom Stellvertreter meine Wenigkeit, der erlauchte Hadjib Ibn Abdus, in einem Alcazar, in dem jetzt nicht einmal mehr ein Abd Al Malik sitzt. Der hat sich, so hört man, in seinem Landhaus doch tatsächlich selbst den Tod gegeben . . . Wen kümmert's noch. Seine Familie hat ausgespielt.
Zu meiner ganz besonderen Freude hat Al Mutamid auch seinen Freund, den windigen und wendigen Poeten Ibn Zaydun, wieder mitgenommen, und der war klug genug, mit ihm ohne Widerrede zu verschwinden. Er wusste, dass ihn ohne die schützende Hand des Prinzen, der nun Emir ist, hier in Cordoba nichts vor meinem Zugriff bewahrt hätte. (Sicher erwartet ihn am Hof zu Sevilla eine große Zukunft.)
So scheint alles beim Alten zu sein. Fast jedenfalls. Bis auf den unbändigen Zorn der geliebten Frau auf mich, den Verräter.
Während dieser Zeit, in der Valada im Alcazar in freiwilliger »Schutzhaft« war und sich so hartnäckig wie eine bockige Geiß weigerte, ihr Gelass zu räumen, war ihr Haus ohne Herrin. Ihre eigene Leibwache hatte sie, gleichsam als letzten Hoheitsakt aus ihrer Gefangenschaft heraus, entlassen – ein hochmütiges Zeichen ihrer Kapitulation. Auch die Shorta war angewiesen, nichts zu bewachen.
Trotzdem wurde und wird nicht geplündert. Die Berber trauen sich nicht. Die Lage ist für sie zu unübersichtlich. Wer weiß, wie die neuen Herren – auch wenn sie weitgehend abwesend sind – auf so einen Anfall von Willkür der »Rechtgläubigen« reagieren würden? Und der neue Emir aus Sevilla auf der anderen Seite will wohl das Haus der Prinzessin nicht freigeben, um es sich nicht ganz mit den Leuten von Cordoba zu verderben – jene Leute, die sich nie und nimmer an etwas vergehen würden, was »ihrer Herrin« gehört.
Es ist einer jener Vorgänge, die ich gern den weißen Zauberder Omayaden nenne. Eine unsichtbare Glocke wölbt sich, wie es scheint, über diesen Gebäuden, diesen Parks und Gärten, diesem Innenhof, diesen Säulenhallen und Pavillons.
Doch dass alles leer steht, ist nicht ganz nach meinen Intentionen.
So muss ich denn selbst ein bisschen eingreifen – bevor ich Valada überreden werde, wieder in ihr Eigentum einzuziehen. – Der Brief, den ich ihr schließlich schreibe, kostet mich eine halbe Nacht. –
»An Valada bint Al Mustakfí, geheime Gebieterin über Cordoba und erklärte Herrin über mich, ihren Diener.
Prinzessin, wirf diesen Brief nicht ungelesen weg, ich flehe dich an, sondern lasse zu, dass ich zu dir spreche.
Allah, dem Erhabenen, ihm, der niemals schläft und dessen Weisheit den Erdball regiert, hat es in seiner Güte gefallen, die Dinge in Cordoba wieder ins rechte Lot zu rücken.
Von den Sevillanern ist nicht mehr geblieben als eine hauchdünne Schicht von Soldaten und die Tributverträge, die wir mit dem Emir zu schließen hatten. Dein Diener verwaltet nun Cordoba unumschränkt, zwar öffentlich im Auftrag Sevillas, aber recht eigentlich in deinem Sinne, Gebieterin. Denn auch der Mann Abd Al Malik vom Stamme der Yahwar ist nicht mehr vorhanden.
Der üble Streich, der uns, der dir von den machtgierigen Herren aus Sevilla gespielt wurde, hat zwar, das begreife ich, dein Herz wie mit Messern zerschnitten, aber es hat uns auch eins gelehrt: Es gibt keinen Nachkömmling der Omayaden mehr auf Gottes bewohntem Erdkreis – außer dir.
Du selbst kannst keinen Kalifenthron besteigen. Der wird leer bleiben. Aber im Schatten dieses Thrones, meine Geliebte und meine Gebieterin, sollst du herrschen – durch mich, deinen Hadjib und Diener.
Wir beide, wenn ich uns denn in einem Atemzug nennen darf, werden bestimmen, was in dieser Stadt geschieht und nicht geschieht. Und ich verspreche dir, dass ich Recht und Billigkeit walten lassen will in diesem unserem kleinen Reich, so, wie du es mir anbefehlen wirst.
Wir werden zwar weder az-Zahra noch az-Zahira wieder erbauen können; dazu wird die Kraft der Taifa Cordoba allein nicht ausreichen. Aber wir können deinen Musenhof neu erblühen lassen.
Ich weiß, dass du mein Verhalten für den schwärzesten Verrat gehalten und mich deshalb verachtet hast. Aber bedenke: Dieser ›Verrat‹ hat uns nun gerettet.
Und so wird es auch in Zukunft sein: Was an schmutzigen Dingen anfällt bei den Regierungsgeschäften, an Mühsal und an Ärgernis, das sei mein Teil. Den Ruhm, den Glanz der Gerechtigkeit überlasse ich dir,
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