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Valentina 3 - Geheimnisvolle Verführung: Roman (German Edition)

Valentina 3 - Geheimnisvolle Verführung: Roman (German Edition)

Titel: Valentina 3 - Geheimnisvolle Verführung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evie Blake
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Verdeck an einem der Grenzübergänge unter der Schranke hindurchpasste. Eines Tages mietete er in Westberlin ein solches Auto und fuhr in den Osten, um Ursula abzuholen. Sie warteten bis zwei Uhr morgens, da sie dachten, die Wachen seien dann weniger aufmerksam. Alfredo versteckte Ursula im Kofferraum des Wagens und fuhr zur Grenze. Die erste Schranke stand offen, und der Grenzbeamte überprüfte nur oberflächlich seinen Reisepass. Dann winkte man ihn jedoch zur Fahrzeugkontrolle. Das war der entscheidende Moment, denn nun würde man den Kofferraum öffnen, um ihn zu durchsuchen. Trotz der Warnrufe und der anschließenden Schüsse hielt Alfredo nicht an, sondern drückte den Fuß aufs Gaspedal. Diesen Fehler würde er sich nie verzeihen. Er umfuhr drei Betonpoller und raste mit eingezogenem Kopf unter der letzten Schranke hindurch. Ununterbrochen feuerten die Wachen weiter auf ihn. Alfredo schaffte es in den Westen, doch als er den Kofferraum öffnete, war Ursulas Körper von Kugeln durchsiebt. Alfredo gab sich die Schuld, er hatte die Liebe seines Lebens getötet. Diese Geschichte belastete Guido Rosselli. Er hatte nicht nur politische Prinzipien, er glaubte auch an die Liebe. Er versuchte, seinen Freund zu trösten, dass er nicht schuld am grausamen Tod seiner Verlobten sei. Aber vergeblich – drei Monate nach dem gescheiterten Fluchtversuch warf Alfredo sich am Bahnhof Friedrichstraße vor einen Zug.
    Je mehr Geschichten Tinas Vater von Menschen hörte, die versuchten, die Berliner Mauer zu überqueren, desto wütender wurde er.
    »Man kann eine Stadt nicht durch eine Mauer in zwei Hälften teilen!«, tobte er. »Was ist los mit der Welt? Können Ost und West nicht ein Abkommen schließen? Sind wir Barbaren? Wo ist die Menschlichkeit in unserer zivilisierten Welt geblieben?«
    Auf dem Weg durch Westberlin entdeckt Tina nichts Beunruhigendes oder Bedrohliches. Es sieht aus wie in jeder anderen Metropole, nur opulenter. In den Schaufenstern der Geschäfte sind unzählige Luxusartikel ausgestellt. Tina nimmt an, dass das ein Zeichen des Westens an den Osten ist. Westberlin ist vom Rest der westlichen Welt isoliert. Wie fühlt es sich wohl an, hier zu wohnen? Vermutlich haben sich die Berliner inzwischen an die Teilung gewöhnt. Schließlich steht die Mauer bereits seit 23 Jahren. Eine Mauer, die sich von den Betonpollern und Holzschranken aus der Zeit Alfredos in eine ausgeklügelte Konstruktion aus Todesstreifen, Wachtürmen, Minenfeldern und Panzergräben mit Maschinengewehren und Hunden verwandelt hat. Es gibt eine ganze Generation junger Leute, die nichts anderes mehr kennt.
    Das Taxi biegt rechts ab, und Tina erhascht einen ersten Blick auf die Berliner Mauer. Die westliche Seite sieht überraschend harmlos aus: eine glatte Betonmauer, die mit Graffiti besprüht ist. Doch je genauer sie hinsieht, desto bedrohlicher wirkt sie. Die Mauer ist nicht so hoch, dass sie unüberwindlich scheint, und doch ist sie eine Todesfalle. Sie ist so glatt, dass man nirgends Halt findet. Oben liegt Stacheldraht, sodass man sich auch dort nirgends festhalten kann. Tina hebt den Blick und sieht einen Wachturm direkt hinter der Mauer. Innen erkennt sie die Umrisse von zwei Grenzsoldaten, auf deren Rücken ein furchteinflößendes Gewehr zu erkennen ist. Auf dieser Seite der Mauer wirkt alles so normal. Doch wäre sie zufällig auf der falschen Seite der Mauer geboren, könnte man sie in den Rücken schießen, dann wäre ihr Leben nichts wert.
    Tina wünschte, sie könnte ihrem Vater erzählen, dass sie in Berlin ist, aber er ist schon lange tot. Ihre Eltern sind vor neun Jahren bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Tina wird bewusst, wie allein sie ist. Sie hat weder Geschwister noch Tanten oder Onkel. Die Familie ihres Vaters war jüdisch, sie alle wurden im Zweiten Weltkrieg umgebracht, und ihre Mutter war ein Einzelkind. Sie hat nur noch Belle, ihre Großmutter, die immer noch erstaunlich fit ist und in Venedig lebt. Und Mattia, ihren Sohn, und natürlich Phil. Kein Wunder, dass sie ihn braucht. Sie ist mit Mitte zwanzig Waise geworden. Das macht einen stark, aber vielleicht etwas zu stark. Manchmal wünschte Tina, sie könne weicher sein, weiblicher, mehr wie ihre Mutter. Als das Taxi an ihrem Hotel hält, hellt sich Tinas Stimmung auf. Vielleicht hat sie Phil belogen, weil sie wusste, dass eine Pause ihnen guttun würde. Dass man sich manchmal von demjenigen trennen musste, den man liebte, damit man ihn wieder von

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