Valentina 3 - Geheimnisvolle Verführung: Roman (German Edition)
verliebt hatte.
»Das ist Karel«, sagte ihre Mutter traurig.
Jetzt ist sie wieder in Leonardos Wohnung. Das Shooting mit Sophia hat sie hinter sich gebracht, auch wenn sie die ganze Zeit das Gefühl hatte, nicht wirklich bei der Sache zu sein. Sie hat die Aufnahmen eher instinktiv als mit dem Verstand gemacht. Sie erzählt Leonardo alles, während sie zwischen seinen Beinen auf seiner Futonmatratze sitzt. Er hat die Arme um sie gelegt und hört schweigend zu. Als sie die ganze Geschichte zu Ende erzählt hat, drückt Leonardo sie fest, bevor er das Wort ergreift.
»Es ist unglaublich, dass dieser Mann dein Vater war«, sagt Leonardo zu ihr.
»Aber ich werde ihn nie kennenlernen. Er ist tot. Meine Mutter gibt sich die Schuld daran, weil sie ihm von mir erzählt hat. Sie sagt, das ist der Grund, weshalb er versucht hat, über die Mauer zu fliehen … aber Leo, ist es nicht schrecklich, dass ein Teil von mir so froh ist, dass er von mir wusste und dass er mich so unbedingt sehen wollte?«
»Nein, es ist überhaupt nicht schrecklich, es ist natürlich. Er hatte den Instinkt eines Vaters. Einen Instinkt, der so stark war, dass er ihn letztendlich das Leben gekostet hat.«
»Er ist meinetwegen gestorben«, flüstert Valentina.
Leonardo umarmt sie fest.
»Nein, das ist er nicht. Es ist weder deine Schuld noch die deiner Mutter. Es ist die Schuld des Grenzsoldaten, der ihn in den Rücken geschossen hat. Es ist die Schuld derjenigen, die dem Soldaten den Schießbefehl erteilten. Es ist die Schuld des kommunistischen Regimes in Ostdeutschland, das Karel Slavik das Recht verwehrte, in den Westen zu reisen.«
»Jetzt weiß ich, warum Mama so ist, wie sie ist«, bemerkt Valentina nachdenklich. »Ich wünschte nur, sie hätte es mir schon früher erzählt.«
Sie sitzen eine Weile schweigend da und lauschen auf die Geräusche draußen vor dem Fenster: Leute, die einander zurufen, Musik, die aus einem Auto auf der anderen Straßenseite dringt, ein Streifenwagen, der vorbeirast.
»Willst du die Musik hören, Valentina?«, fragt Leonardo sie leise. Sie wendet sich zu ihm um und nickt. Es ist das Einzige, was sie von ihrem Vater hat. Ihre einzige Möglichkeit, ihn kennenzulernen, und doch hat sie zugleich Angst, dass die Musik ihr nichts bedeuten könnte.
Valentina schließt die Augen, während die Klänge von Karels Cello sie durchströmen. Sie hatte Musik erwartet, die sie traurig machen würde, sie empfand Cellomusik immer schon etwas melancholisch, doch dieses Stück, das ihr Vater für sie komponiert hat, stimmt sie anders. Es klingt fast fröhlich. Sie erkennt, dass Karel versucht, die Welt durch die Augen seiner kleinen Tochter, wie er sie sich vorstellt, darzustellen. Er spielt dem Kind darin vor, und was er heraufbeschwört, ist etwas Magisches und Leichtes, eine Musik, die ihr Herz zum Flattern bringt, bei der sie lächeln will. Er ist in dieser Musik lebendig. Sie stellt sich den ernsten jungen Mann vor, den sie auf der Innenseite der CD -Hülle gesehen hat, wie er leidenschaftlich sein Cello spielt, wie sein ganzer Körper mit dem geschwungenen Korpus des Cellos tanzt und seine kräftigen langen Finger die Saiten zupfen, mit der ganzen Wucht seiner Verzweiflung. In seiner Musik spielt er all die Wiegenlieder, die er ihr nie vorspielen konnte, singt ihr all die Kinderreime vor, die er nie singen konnte, erzählt ihr all die Märchen und Geschichten von seiner Heimat und seiner Familie, die er nie mit ihr teilen können wird. Als sie die Augen wieder aufschlägt, sieht sie, dass Leonardo sie beobachtet, in ihrem Gesicht nach ihren Gefühlen forscht. Sie tut etwas ganz Seltenes, sie lächelt. Es ist ein Lächeln, das in ihrer Magengegend beginnt, sich durch i hre Brust und ihr Herz ausbreitet und ihr Gesicht erhellt.
Sie spielen die Musik immer wieder und liegen nackt aneinandergeschmiegt auf Leonardos Bett. Das frühabendliche Sonnenlicht strömt durch die offenen Vorhänge herein, Valentina ist in den Armen ihres Geliebten gebettet und fühlt sich geborgen und gewollt.
Leonardo zieht sich hoch, um sich neben ihr auf die Seite zu legen, und schiebt sein Becken nah an ihres. Er schlingt seine Beine um ihre, sodass sie eine Schere bilden, und jetzt berühren sie sich leicht. Er nimmt ihre Hände in seine und führt sie an seinen Penis, der samtig und eingerollt in seinem Schoß ruht. Sie kämpft gegen den Drang an, ihn zu stimulieren, zuzusehen, wie er anschwillt, und lässt sich stattdessen zeigen, was sie tun
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