Valentina 3 - Geheimnisvolle Verführung: Roman (German Edition)
englischen Upperclass-Akzent.
»Bitte, gern«, sagt Tina.
»Lucinda Green.« Die Dame streckt Tina die Hand entgegen.
»Tina Rosselli«, erwidert sie und ergreift ihre Hand, die so weich und zart wie die eines Neugeborenen ist.
»Ich hoffe, es stört Sie nicht, wenn mein Mann später noch zu uns stößt«, sagt sie zu Tina.
»Nein, keineswegs.«
Sie machen Smalltalk, während sie auf Lucindas Ehemann warten. Sie erzählt Tina, dass er der britische Botschafter in Rom sei und dass sie auf dem Weg zurück in die Ewige Stadt über Venedig reisen.
»Es war schon immer mein Traum, einmal mit dem Orient-Express zu fahren, daher hat mich Rudi zu unserem ersten Hochzeitstag mit einem Wochenende in Venedig und diesen Fahrkarten überrascht.«
»Sie sind erst seit einem Jahr verheiratet?«
»Ja, frischgebacken«, antwortet sie lächelnd. »Und Sie, sind Sie verheiratet?«
»Nein«, meint Tina und wechselt dann rasch das Thema. »Ich lebe in Mailand. Ich arbeite als Fotografin.«
»Augenblick«, sagt Lucinda, »Sie sind Tina Rosselli, die Modefotografin?«
»Die bin ich.«
»Oh, ich habe ein Buch mit einigen Ihrer Fotografien darin. Ich bin ein großer Fan von Ihnen.«
»Danke«, murmelt Tina. Sie ist plötzlich abgelenkt, als einer der umwerfendsten Männer, die sie je gesehen hat, das Zugrestaurant betritt.
»Nach Ihrer Miene zu urteilen, gehe ich davon aus, dass eben mein Mann hereingekommen ist«, bemerkt Lucinda mit einem leichten Grinsen.
»Verzeihung.« Tina errötet. »Ich wollte nicht unhöflich sein.«
»Schon gut, ehrlich gesagt bin ich geschmeichelt, und ich bin es gewohnt. Sobald Rudi einen Raum betritt, drehen sich alle Köpfe nach ihm um.«
Er ist fast so schön wie Karel, denkt Tina, aber nicht ganz. Niemand hat die Schönheit ihres verlorenen Cellisten erreicht. Rudi schlendert durch das Zugrestaurant, hält offensichtlich Ausschau nach Lucinda. Er hat hohe Wangenknochen, große braune Augen, dunkle, olivfarbene Haut und ein sexy Dreitagebart. Er trägt einen Smoking, samt Fliege, und schafft es dennoch, lässig auszusehen.
»Ah, da bist du ja«, sagt Rudi, sobald er ihren Tisch erreicht. Von Nahem sieht er sogar noch hinreißender aus.
»Ich möchte dir gerne Tina Rosselli vorstellen, Rudi. Sie ist meine neue Freundin.«
Sie teilen sich zwei, drei, vier Flaschen Champagner. Das Essen ist ausgezeichnet, aber Tina pickt wie üblich nur daran. Alles verschwimmt vor ihren Augen, sie weiß nur, dass sie Lucindas und Rudis Gesellschaft über die Maße genießt. Nach dem Essen torkeln sie im Zug den Gang hinunter.
»Möchtest du noch auf einen Drink mit in unser Abteil kommen?«, fragt Lucinda sie.
Das historische Abteil ist zu einem Luxus-Schlafzimmer umgestaltet worden. Tina gleitet mit den Händen über das dunkle Holz der Einrichtung, das so glänzend poliert ist, dass sie darin fast ihr eigenes Spiegelbild erkennen kann.
»Was ist das?«, fragt Tina, als Rudi ihr ein bernsteinfarbenes, perlendes Getränk reicht.
»Pimm’s Royale«, antwortet Lucinda. »Das ist Pimm’s, aufgefüllt mit Champagner. Mein Lieblingsdrink.«
»Das ist alles sehr englisch«, bemerkt Tina.
»Na ja, wir sind ja auch Engländer«, entgegnet Rudi.
Sie nimmt einen Schluck. »Mmm, köstlich.«
Sie setzt sich aufs Bett, und Lucinda nimmt neben ihr Platz, während Rudi sich auf einen Schemel vor ihr sinken lässt. Er löst seine Fliege und öffnet den obersten Knopf seines Hemds. »Ich kann gar nicht glauben, dass ich neben Tina Rosselli sitze«, schwärmt Lucinda. »Und Sie sind auch noch so hübsch.«
Tina betrachtet Lucindas engelsgleiches Gesicht. Sie hat eine zarte Pfirsichhaut, und ihre Augen funkeln in einer Million verschiedener Blau- und Brauntöne. Sie sitzt so dicht neben ihr, dass sie sie riechen kann. Sie duftet nach Lavendel und Vanille, eine berauschende Mischung.
Später weiß sie nicht mehr, wie es angefangen hat, aber auf einmal küsst sie Lucinda. Sie hat noch nie eine Frau auf die Lippen geküsst, und es fühlt sich so verblüffend anders an. Zart und duftend, als würde man die saftigen Blätter einer Blüte sanft mit der Zunge öffnen. Sie kommen sich immer näher, außerstande, aufzuhören, und als Lucinda die Träger an Tinas Schultern herunterzieht, hält sie sie nicht auf. Ihr ist bewusst, dass Rudi völlig still dasitzt, wie eine Katze, die ihre Beute beobachtet, doch stattdessen beobachtet er, wie seine Frau Tina verführt. Die ganze Situation ist bizarr und zutiefst erotisch.
Die
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