Valentina 3 - Geheimnisvolle Verführung: Roman (German Edition)
herumzustapfen wie die anderen. Sie erzählte Tina, dass sie nördlich des Polarkreises in Schweden aufgewachsen sei. Das andere Model, Tove, war aus Finnland, mit glatten pechschwarzen Haaren und slawischen Augen. Sie war erschreckend groß und erschreckend dürr, und schweigsam – das hieß, bis sie anfing, Wodka zu trinken, dann verwandelte sie sich in das lebhafteste und redseligste Model, dem Tina je begegnet war.
Der Teil mit dem Shooting hatte Tina auf dieser Reise gut gefallen, trotz der Kälte, denn sie hatte das Gefühl, einige der schönsten Bilder ihrer Karriere gemacht zu haben, und das Team hatte jeden Abend in der Hotellounge fröhlich beisammengesessen und getrunken und geplaudert. Das Winterlicht war absolut erstaunlich und stellte sie vor Herausforderungen, vor denen sie noch nie gestanden hatte. An einem Abend tänzelten die Polarlichter für sie. Valentina war außer sich vor Aufregung. Sie sagte ihrer Mutter, es seien Prinzessinnen, die am Himmel tanzten. Tina hatte ein paar Aufnahmen von Berit und Tove vor dem Hintergrund der Lichter gemacht, und die wirbelnden grünen und violetten Schleier bildeten einen wundervollen Kontrast zu den Mädchen in ihren cremefarbenen und schwarzen künstlichen Pelzen.
Sie waren mit den Aufnahmen längst fertig, und alle anderen waren nach Hause gefahren, um Weihnachtsvorbereitungen zu treffen. Sie konnte es kaum erwarten, zurück nach Mailand zu kommen. Warum hatte sie sich überhaupt zu dieser Reise mit Valentina entschlossen? Sie wohnten in einem ruhigen Hotel am Rande von Tromsø, einer Kleinstadt im nördlichsten Eck Norwegens. Sobald Valentina im Bett lag, konnte Tina nun nirgends hingehen oder irgendetwas unternehmen. Das Einzige, was sie tun konnte, war, in der Hotellounge zu sitzen und, tödlich gelangweilt, eine Flasche des hiesigen Biers zu trinken. Wenn sie in Mailand wäre, dann könnte sie wenigstens einen Babysitter engagieren und ausgehen. Das hat sie in letzter Zeit ziemlich oft getan.
Nach ihrer Reise mit dem Orient-Express nach Venedig kam Tina zu dem Schluss, dass das Leben als Single-Frau eigentlich gar nicht so schlecht war. Sie kann tun, was ihr gefällt, und genau so leben, wie sie will, ohne ständig an die Bedürfnisse eines Mannes denken zu müssen.
»Ja, aber wird es dir nicht einsam?«, fragen sie all diese selbstgefälligen verheirateten Frauen.
»Nein«, entgegnet sie dann, »natürlich nicht. Wenn ich Gesellschaft brauche, ist es nicht schwer, welche zu bekommen. Ich kann Sex haben, wann immer ich will. Ich bin ein Freigeist«, erklärt sie.
Single zu sein heißt auch, dass Tina auf Zack bleibt. Sie achtet auf sich, sorgt dafür, dass sie immer gepflegt und in Form ist und gut aussieht.
»Es ist ein solch umwerfendes Gefühl, wenn du weißt, dass du noch immer die Aufmerksamkeit eines jungen Mannes auf dich ziehen kannst«, sagt sie zu ihren verheirateten Freundinnen. »Und wenn du mit ihnen schläfst, geben sie dir das Gefühl, eine Göttin zu sein.«
»Aber was ist mit Liebe?«, fragen sie sie.
»Ich liebe mich selbst«, entgegnet Tina. »Ich liebe meinen Sohn. Ich liebe meine Tochter. Das ist genug Liebe für mich.«
Was sie ihnen nicht sagt, ist, dass sie auch Tage hat, an denen sie sich hasst, an denen sie es bedauert, Phil verloren zu haben, und an denen die Sehnsucht nach etwas mehr in ihrem Leben sie schmerzt. Es ist ein Schmerz, den nichts, nicht einmal noch so viele Umarmungen von ihrer kleinen Tochter, lindern kann. Besser fühlt sie sich dann nur, wenn sie ausgeht und mit jemandem vögelt. Wenn sie deprimiert ist, ruft sie, anstatt sich mit einem Eis vor den Fernseher zu setzen, die Babysitterin an, schmeißt sich in Schale und geht auf die Pirsch. Sie hat die Bezeichnung Pumafrau gehört, für eine ältere Frau, die sich jüngere Männer aufreißt, und sie nimmt an, dass sie genau das geworden ist. Aber keiner dieser jungen Männer ist ein Opfer. Sie lieben die Freiheit, mit einer Frau wie Tina zu schlafen, die weiß, was sie tut, und keinerlei Verpflichtung von ihnen erwartet.
Sie ist allmählich genervt, während sie in diesem langweiligen kleinen Hotel in Tromsø sitzt. Sie weiß, was sie braucht, um sich aufzumuntern, aber sie sitzt hier mit Valentina fest. Während sie sich damit abfindet, sich wieder einen trostlosen Abend lang Skiabfahrtsrennen im Fernsehen anzusehen, geht die Tür auf, und ein junger Mann kommt herein, in dem lächerlichsten Weihnachtspullover, den sie je gesehen hat. Er hat kurzes,
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