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Valentina 3 - Geheimnisvolle Verführung: Roman (German Edition)

Valentina 3 - Geheimnisvolle Verführung: Roman (German Edition)

Titel: Valentina 3 - Geheimnisvolle Verführung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evie Blake
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schwer vorstellbar, dass hier jemand wohnt. Doch Menschen kommen und gehen, und die Atmosphäre ist ganz anders als in den anderen Vierteln, die Tina bislang kennengelernt hat.
    »In Prenzlauer Berg wohnen viele Künstler«, erzählt Lottie.
    Sie bleiben vor einem Blumengeschäft stehen, in dem es Nelken und Gerbera gibt. Lottie kauft einen Strauß Gerbera für »eine kranke Freundin«.
    Sie biegen in eine Straße ein, die kaum besser aussieht als nach den Bombenangriffen der Alliierten. Tina kann nicht glauben, dass hier überhaupt jemand wohnt. Lottie bleibt vor einem abbruchreifen Haus stehen.
    »Hier ist es. Das ist das Haus meiner Familie. Es ist etwas heruntergekommen.« Sie dreht sich um und blickt Tina mit trauriger Miene an.
    »Eines Tages werden wir es zurückbekommen, und dann renoviere ich es. Wollen wir hineingehen und meinen Freunden einen Besuch abstatten?«
    »Du kennst die Leute, die jetzt hier wohnen?«
    »Ja, komisch, nicht? Ich habe sie kennengelernt, als ich vor ein paar Monaten hergekommen bin, um mal wieder nach dem Haus zu sehen. Wir waren uns auf Anhieb sympathisch.«
    Lottie öffnet die Eingangstür, die fast aus den Angeln fällt.
    »Es ist in ziemlich schlechtem Zustand«, warnt Lottie. »Erschrick nicht.«
    Am Eingang klettern sie über allerlei Müll, alte zerbrochene Flaschen und Blechdosen hinweg. Tina folgt Lottie einen feuchten Flur hinunter und eine wackelige Treppe hinauf, die aussieht, als würde sie jeden Moment zusammenbrechen. Oben klopft Lottie an eine Tür, von der die Farbe blättert. In der Luft hängt ein unangenehmer Geruch von feuchter, fauliger Erde. Wie kann man hier wohnen?
    Ein junger Mann mit kurzen wasserstoffblonden Haaren öffnet die Tür. Er trägt ein Netzhemd, hautenge gebleichte Jeans mit Hosenträgern und alte Militärstiefel.
    »Lottie!« Seine Miene hellt sich auf, und er schließt sie herzlich in die Arme.
    »Hi, Hermann«, grüßt Lottie auf Englisch. Tina bemerkt, dass das Mädchen errötet. »Ich habe ein paar Blumen für Simone mitgebracht. Wie geht es ihr?«
    »Wie lieb von dir. Das wird sie sicher aufmuntern. Es geht ihr einigermaßen. Na, du wirst es ja sehen.«
    »Und das ist Tina, eine Freundin. Sie ist Italienerin und Fotografin.«
    Hermann mustert sie interessiert. »Bist du Journalistin?«, fragt er.
    »Nein, Modefotografin. Lottie hat bei meinen Aufnahmen Modell gestanden.«
    Hermann pikst Lottie in den Bauch. »Ausgerechnet du ein Fotomodel. Du stehst wohl heimlich auf den ganzen oberflächlichen Westkram«, zieht er sie grinsend auf.
    Lottie schiebt seine Hand fort.
    »Nun«, entgegnet sie etwas verlegen, »wenn du den Westen so oberflächlich findest, willst du wohl dein Geschenk gar nicht haben.«
    »Das habe ich nicht gesagt«, widerspricht Hermann.
    Lottie öffnet den Reißverschluss ihrer Tasche und wühlt im Futter.
    »Tada!« Sie befördert eine Kassette hervor.
    »Du bist einfach toll, liebste Lottie.« Hermann küsst sie so herzlich auf die Wange, dass Lottie erneut errötet.
    »Es ist eine Post-Punk-Kassette mit ein paar Stücken, die dir gefallen dürften. Ich habe die Namen der Bands auf die Hülle geschrieben.«
    Hermann nimmt ihr die Kassette ab und öffnet sie.
    »Oh, das ist großartig.« Er ist begeistert. »All meine Lieblingsbands: The Fall, Joy Division, Lene Lovich, My Bloody Valentine, Suicide, Nick Cave, Violent Femmes, Nina Hagen – weißt du, dass sie eigentlich von hier ist? Die Glückliche ist in den Siebzigern rausgekommen.«
    »Ja, ich war auf einem Konzert von ihr«, sagt Lottie. »Sie ist genial.«
    »Danke, Lottie, ich weiß das wirklich zu schätzen.« Er umarmt sie noch einmal, und Tina bemerkt, wie Lotties Augen glänzen.
    »Ich habe auch noch Schokolade und Zigaretten mitgebracht.« Sie zaubert die Sachen ebenfalls aus ihrer Tasche hervor.
    »Das ist eine Wundertasche. Ich weiß nicht, wie du es geschafft hast, die ganzen Sachen an der Grenze zu verstecken«, staunt Hermann. »Komm rein, dann kannst du Simone Hallo sagen und ihr die Blumen geben.«
    Er stößt eine Tür auf und sie betreten das, was das Wohnzimmer sein muss. Es ist in einem schrecklichen Zustand. Es gibt keinen Teppich oder Läufer, nur nackte Holzdielen. Darauf stehen ein Sofa mit kaputten Beinen, auf dem ein schmutziger Überwurf liegt, sowie ein paar Holzstühle und ein Tisch. Das Fenster ist gesprungen und dreckig, daneben hängen zerschlissene Vorhänge. Als die Sonne herauskommt und ins Zimmer scheint, sieht alles noch schäbiger

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