Valentina 3 - Geheimnisvolle Verführung: Roman (German Edition)
Saiten streichen über ihre Brüste und ihre Nippel, während seine flinken, geschickten Finger ihr tiefer unten eine Melodie entlocken. Er erspürt die Vibrationen ihres Körpers und bringt ihre Seele zum Schwingen.
Und während er spielt, verwandeln sich die Schatten der heruntergekommenen Häuser in Menschen, denen sie einst in Ostberlin begegnet ist: Sabine und Rudolf, Hermann und Simone, und Lottie. Karel ist das warme strahlende Licht, um das sich alle versammeln.
Tina erwacht schweißbedeckt, ihre Kleider kleben an ihrem Körper. Valentina schläft tief und fest. Tina steht auf und zieht sich aus. Was kann der Traum bedeuten? Dann begreift sie. Es gibt eine letzte Möglichkeit, Karel zu finden. Sie schaltet die Nachttischlampe ein und sucht in der Tasche nach ihrem Adressbuch. Sie holt es heraus und blättert, bis sie Lotties alte Berliner Adresse findet.
Als Lottie am nächsten Morgen ihre Wohnungstür öffnet, erkennt Tina sie auf den ersten Blick. Ihr Punk-Look ist zwar etwas zahmer – die Haare nicht ganz so stachelig, die Augen nicht so stark geschminkt –, doch sie hat immer noch diesen herben Charme, der Tina damals bewogen hatte, sie als Model zu buchen. Lottie starrt sie einen Moment lang sprachlos an, sie ist überrumpelt, sie zu sehen. Schließlich ist das letzte Mal fünf Jahre her.
»Mein Gott, Tina!«, ruft sie endlich. »Und das, ist das da deine Tochter? Hallo.« Sie beugt sich zu Valentina hinunter und reicht ihr die Hand.
»Hallo, freut mich, dich kennenzulernen«, antwortet Valentina höflich auf Italienisch.
»Ach, wie süß.« Lottie richtet sich wieder auf. »Was machst du in Berlin?«, fragt sie überschwänglich. »Na ja, klar, die Mauer ist offen. Ist das nicht aufregend? Seit dem neunten ist hier jeden Tag Party.«
Sie führt ihre Besucher in eine unordentliche Küche.
»Tut mir leid, hier sieht es schlimm aus. Wollt ihr eine Tasse Tee?«
»Nein, danke. Warst du schon drüben?«
»Na klar! Am neunten war ich genau um halb zehn am Brandenburger Tor. Es war unglaublich. Ich habe echt geweint.«
»Hast du dich mit Sabine getroffen? Ihr müsst ein großes Familienfest gefeiert haben.«
Das Thema scheint Lottie unangenehm zu sein, ihre blassen Wangen erröten etwas.
»Ja, meine Eltern sind rübergefahren, um ihre Familie zu treffen«, sagt sie und wechselt das Thema. »Die Atmosphäre in der Stadt ist einfach fantastisch. Endlich sind alle Deutschen vereint.« Sie strahlt.
»Und hast du dich mit Hermann getroffen?«, erkundigt sich Tina weiter.
Lottie verkrampft ihre Hände ineinander, ihr Lächeln erstirbt.
»Hermann ist tot«, sagt sie, wendet den Blick ab und schaut durch das trübe Küchenfenster.
Tina beißt sich auf die Lippe. Warum musste sie so taktlos sein?
»Das tut mir schrecklich leid, Lottie. Was ist geschehen?«, fragt sie sanft.
»Deshalb habe ich den Kontakt zu meiner Cousine Sabine abgebrochen«, erklärt Lottie und bietet Tina mit einer Handbewegung einen Stuhl auf der anderen Seite des Küchentischs an. »Ich hatte immer schon vermutet, dass ihr widerwärtiger Freund bei der Stasi ist, aber es hat sich herausgestellt, dass Sabine selbst ebenfalls als Informantin gearbeitet hat.«
»Aber sie war doch so ein nettes Mädchen«, sagt Tina und denkt zurück an die reizende junge Frau.
»Sie war schwach, nicht nett«, erwidert Lottie bitter. »So hat sie Rudolf überhaupt kennengelernt. Er hat sie verhört, und ich schätze, dass er sie psychisch irgendwie unter Druck gesetzt hat. Er hat ihr Angst eingejagt und sie so zum Spitzel gemacht.«
»Aber was hat das mit Hermann zu tun?«, bohrt Tina weiter.
»Ich habe den Fehler begangen, Sabine von Hermann und Simone zu erzählen. Dass ich ihnen Musik und Klamotten mitgebracht habe. Sie hat es Rudolf weitererzählt. Kurz danach hat man sie hochgenommen. Aus irgendeinem Grund haben sie sich auf Hermann eingeschossen. Simone haben sie laufenlassen. Die Stasi hat ihn eingesperrt und psychisch gefoltert. Als sie ihn schließlich wieder freigelassen haben, war er fertig.« Lottie tippt sich an den Kopf. »Er hat sich das Leben genommen, hat sich mit einer Glasscherbe die Pulsadern aufgeschnitten.«
Sie wendet den Blick von Tina ab. Da bemerkt sie, dass Valentina neben ihr steht und sie mit großen Augen ansieht.
»Tut mir leid, das Kind hatte ich ganz vergessen«, murmelt sie.
»Das ist schon okay, sie versteht kein Englisch«, beruhigt Tina sie. »Das mit Hermann tut mir wirklich leid. Und was ist mit Simone
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