Valentina 3 - Geheimnisvolle Verführung: Roman (German Edition)
Brandung hört Valentina nichts.
Sie seufzt und blickt zum Himmel hinauf. Valentina beobachtet die kreisenden Vögel am blauen Firmament und schwankt gefährlich über dem Nichts. Plötzlich erinnert sie sich an einen anderen Tag, an dem sie ebenfalls einen strahlend blauen Himmel betrachtet hatte. Thomas und sie hatten im Mailänder Parco Sempione auf dem Rücken im Gras gelegen. Es war ein heißer Junitag gewesen, kurz nachdem sie sich kennengelernt hatten. Knapp zwei Jahre war das nun her. Sie hatten sich an den Händen gehalten und in den makellosen Himmel hinaufgeblickt.
Da verspürte Valentina den Impuls, Thomas nahe zu sein. Sie rollte sich auf die Seite, kniete sich über ihn, schloss die Augen und küsste Thomas. Sie hatten Eiscreme gegessen, und er schmeckte süß. Seine Lippen fühlten sich kühl und weich auf ihren an.
»Öffne die Augen«, hatte Thomas geflüstert.
Sie wollte nicht, schüttelte den Kopf, vergrub das Gesicht an seinem weichen Nacken und atmete seinen Geruch ein.
»Bitte, Valentina«, beharrte Thomas, »sieh mich an.«
Sie fühlte sich bedrängt, sie wollte genießen, wie wundervoll ihre Körper in der heißen Sonne miteinander verschmolzen. Wenn sie die Augen öffnete, bedeutete das eine Trennung.
»Was ist los?«, hatte sie gezischt, den Kopf zurückgeworfen und ihn mit funkelnden Augen angesehen. Ihre Stimme klang deutlich gereizt.
Thomas sah sie unverwandt an. In seinen kühlen blauen Augen brannte unbändiges Verlangen, und Valentinas Gereiztheit löste sich augenblicklich in Nichts auf. Thomas’ Blick sagte mehr als tausend Worte. Tief im Innern wusste Valentina, was er für sie empfand. Es bereitete ihr große Angst. Noch nie hatte ein Mann sie auf diese Weise angesehen, noch nie hatte jemand in sie hinein gesehen. In dem Augenblick wusste Valentina, dass Thomas sie liebte. Monate, bevor er es ihr sagte, und fast ein Jahr, bevor sie es ihm selbst gestand. Als dann ein Lächeln auf seinem Gesicht erschien, war ihr das Herz aufgegangen und auch sie hatte sich in ihn verliebt.
Valentina begreift, dass sie sich an jenem Juninachmittag ineinander verliebt hatten.
»Guck nicht so ernst, Valentina«, hatte Thomas sie geneckt, seine Arme um sie gelegt und sie so fest an seine Brust gezogen, dass sie seinen Herzschlag spürte. Sie hatte sich in seine Arme gegeben und die Wärme seiner Umarmung genossen. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte Valentina sich nicht allein gefühlt.
Valentina lässt den Kopf sinken und blickt erneut hinunter auf das tosende Meer, das sich an Capris Felsen bricht. Seine Dämonen rufen nach ihr, und sie rückt noch näher an den Rand der Klippe. Valentina ist kurz davor aufzugeben, doch da flackert erneut die Erinnerung an jenen Junitag auf, und sie hört Thomas’ Stimme:
»Du bist etwas ganz Besonderes, Valentina«, hatte er gesagt.
» Jeder ist irgendwie besonders«, hatte sie entgegnet.
»Natürlich«, hatte er geduldig geantwortet. »Ich meinte, dass du etwas ganz Besonderes für mich bist. Ich bin noch nie einer Frau wie dir begegnet.«
Sie hatte sich von ihm herunter ins Gras gerollt, sich aufgesetzt und zu ihm hinuntergeblickt.
»Ist dir eigentlich klar, wie kitschig das klingt?«
Er hatte sich schützend die Hand über die Augen gehalten und zu ihr aufgesehen. Schatten fielen auf sein Gesicht.
»Ich meine es so«, sagte er ernst. »Du hast einfach alles: Du bist schön, klug und begabt … und du bist so unglaublich sexy.« Er lächelte. »Aber noch attraktiver wirst du für mich, weil du bist, wie du bist, und durch das, was du tust.«
Valentina hatte ihn überrascht angesehen und nicht gewusst, was sie darauf erwidern sollte. Kein Mann, mit dem sie bislang zusammen gewesen war, hatte sich je für ihre Arbeit interessiert, vielmehr hatten sie ihren Schwung und Elan und vor allem ihren Erfolg als bedrohlich empfunden.
»Versprich mir etwas, Valentina«, hatte Thomas gesagt und sich auf seine Ellbogen aufgestützt. »Egal, welches Unglück dir im Leben widerfahren mag, du musst immer fotografieren.«
»Ich mache einfach genau dasselbe, was meine Mutter getan hat: Modeaufnahmen. Ich kopiere sie bloß.«
Er schüttelte den Kopf und sah sie an, als wüsste er es besser.
»Du bist weitaus mehr als Tina Rossellis Tochter. Deine Bilder besitzen eine Tiefe, die ihre nicht haben. Ich bin sicher, dass deine Arbeit wegweisend sein wird.«
Sie gab ihm einen freundschaftlichen Stoß, es war ihr etwas peinlich, dass er derart an sie glaubte.
»Du
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