Valentina 3 - Geheimnisvolle Verführung: Roman (German Edition)
schaffen würde. Sie weiß nicht, was sie antreibt, ihm zu helfen. Will sie sich von Phil trennen und ein neues Leben mit Karel beginnen? Die Vorstellung, Phil aus ihrem Leben zu verbannen, schreckt sie, doch an der Seite von Karel ist sie wieder jung und verliebt. Obwohl die unerbittlichen Gesetze des Regimes sie gleich erneut trennen werden, fühlt Tina sich frei. Als schwebte sie, als funkelten Sterne in ihren Haaren. Sie ist so von ihrem Glück berauscht, dass sie nicht den dunklen Wagen bemerkt, der ihnen den ganzen Weg bis zur grell erleuchteten Mauer folgt.
Valentina
»Bist du sicher, dass du dich mit diesem Russell treffen willst?«, fragt Marco, während sie vor dem Badezimmerspiegel um den Platz rangeln.
» Du hast doch gesagt, ich soll Sex haben«, entgegnet Valentina, während sie sich im Spiegel betrachten.
»Ja, ich weiß, dass ich gesagt habe, du bräuchtest Sex. Ein One-Night-Stand ist ja auch okay, aber ich glaube nicht, dass du schon bereit für eine richtige Verabredung bist«, entgegnet Marco und steckt Valentina die Haare hinter die Ohren.
»Wo ist da der Unterschied?«, will sie wissen.
»Das ist ein großer Unterschied. Der Kerl ist ein vollkommener Fremder, Valentina. Niemand darf dich jetzt enttäuschen oder dir weh tun. Du bist noch zu labil.«
Ob er recht hat? Nun, jetzt ist es zu spät. Es ist Sonntag, und Valentina wartet in der Halle des MoMa auf Russell. Was soll hier schon passieren? Sie sehen sich das Museum an und verbringen ein bisschen Zeit miteinander. Alles ist besser, als zu Hause zu warten. Seit ihrem Gespräch mit Delaney und Balducci am Mittwoch hat Valentina nichts mehr von der Polizei gehört. Marco und sie haben aufmerksam die Nachrichten verfolgt, während Valentina ihre Aufnahmen für Harper’s Bazaar nachbearbeitet hat, aber anscheinend gibt es keine neuen Entwicklungen bei den Ermittlungen um dem Kunstraub. Keine Spur von Glen. Valentina muss aufhören, daran zu denken. Die Sache macht sie langsam mürbe.
Da es Sonntag ist, ist das Museum überfüllt. Russell und Valentina bahnen sich einen Weg durch die Menge hinauf in den dritten Stock, wo sich die Abteilung für Fotografie befindet.
»Ich dachte, wir sehen uns die Aktaufnahmen von Bill Brandt an«, schlägt Russell vor und führt Valentina in eine Ausstellung mit dem Titel Licht und Schatten . »Ich liebe seine Porträts«, fügt er begeistert hinzu.
Valentina ist überrascht, dass ein männliches Model sich auf diese Weise für Fotografie interessiert, aber bei ihrem ersten Treffen hatte Russell ihr erzählt, dass er Künstler sei. Sie folgt Russell durch die Ausstellung, die Brandts Arbeiten aus dem England der Dreißigerjahre und dem Zweiten Weltkrieg zeigt. Valentina kennt ein paar bekannte Bilder der Bombenangriffe auf London. Außerdem sind einige seiner Porträts und eine Reihe faszinierender Aktfotografie mit starken Kontrasten aus den Fünfzigerjahren zu sehen. Die Akte sind nicht sehr erotisch. Vielmehr sind einzelne Körperteile auf eine Weise dargestellt, dass sie wie wunderschöne Momentaufnahmen der Natur wirken. Besonders gefallen Valentina die Bilder mit den abstrakten Körperteilen, die Brandt an der Küste von East Sussex aufgenommen hat. Einige der Frauenkörper sind verzerrt dargestellt, und Russell erklärt ihr, dass Brandt häufig Weitwinkel mit Fixfokus-Objektiv benutzt hat, wie es an Tatorten von Verbrechen üblich ist. Es verleiht den Bildern eine gewisse Dramatik, wie dem der Frau, die mit nacktem Oberkörper an einem Tisch sitzt und dem Betrachter ihre Hand entgegenstreckt, oder die Aufnahme von einem Frauenrücken, der wie ein Cello geschwungen ist.
Sie verbringen Stunden in der Fotoausstellung, und als sie fertig sind, sind sie hungrig und durstig.
»Darf ich dich zum Mittagessen ins The Modern einladen?«, fragt Russell.
»Gern«, antwortet Valentina und lässt auf dem Weg zur Treppe ihre Hand in seine gleiten. Die Aufregung über ihre kühne Geste beschleunigt ihren Herzschlag.
Russell lässt den Wein in seinem riesigen Glas kreisen. Er schimmert honigfarben, ebenso wie die Schattierungen in Russells braunen Augen. Sie haben köstlich gegessen, diverse Gläser Wein getrunken und intensiv über Kunst diskutiert. Valentina erfährt, dass Russell neben seiner Arbeit als Model tatsächlich versucht, als Künstler Fuß zu fassen. Er erzählt, dass er Porträts malt.
»Deshalb gefallen mir Brandts Porträts so gut. Obwohl es Fotografien sind, sind es keine bloßen
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