Valentina 3 - Geheimnisvolle Verführung: Roman (German Edition)
Leonardo blickt erfreut auf. »Du kannst meine Matte benutzen, wenn du willst, ich werde den Teppich nehmen. Hast du schon einmal einen vollständigen Sonnengruß gemacht?«
Sie schüttelt den Kopf.
»Dann mach es mir einfach nach.«
Er spricht leise, gibt ihr Anweisungen, betont die Notwendigkeit, tief und langsam aus dem Bauch zu atmen. Er erwähnt Schlösser: das Wurzelschloss, das Beckenschloss … aber sie versteht nicht recht, was er meint. Yoga ist weitaus physischer, als sie sich vorgestellt hat. Er macht einen Sonnengruß nach dem anderen, und schon bald bricht ihr der Schweiß aus. Aber trotz der Anstrengung, ihm zu folgen, fühlt es sich gut an, und sie ist so damit beschäftigt, sich auf das zu konzentrieren, was sie tut, dass sie keine Gelegenheit hat, ihre Gedanken abschweifen zu lassen … zu Russell, Thomas oder der rätselhaften Sache mit Glen. Sie muss in der Gegenwart bleiben.
Er führt sie durch eine Stellung nach der anderen, fast ohne dazwischen innezuhalten. Sie dachte, Yoga sei etwas Langsames und Sanftes … jedenfalls nicht dieses Yoga. Schließlich legt er sich auf den Rücken und fordert sie auf, es ihm gleichzutun. Er sagt ihr, dass sie die Augen schließen und ihren ganzen Körper entspannen soll, Gliedmaß für Gliedmaß, Knochen für Knochen. Sie fühlt sich, als würde sie in den Boden der Wohnung sinken, als wäre ihr Körper ohne feste Materie, sondern pure Flüssigkeit. Sie driftet weg.
Valentina ist sich nicht sicher, wie lange sie auf dem Rücken gelegen hat, aber als sie wieder zu sich kommt, hört sie Musik, eine Art sanften spirituellen Gesang. Sie richtet sich auf und dreht sich zu Leonardo um, der in der Lotosposition auf der Couch sitzt, eine Orange isst und sie betrachtet. »Fühlst du dich jetzt besser?«, fragt er, während er ihr eine Orangenspalte anbietet.
Sie nickt, steht auf und nimmt die Orange, saugt an ihr, bis ihr süßer Saft in ihrem Mund explodiert.
»Du bist sehr angespannt«, bemerkt er. »So habe ich dich noch nie gesehen.
»Wie?«, will sie wissen.
»So …«, er sucht nach dem richtigen Wort, »… verschlossen.«
Sie verspürt eine Welle der Erleichterung, als er es ausspricht. Vielleicht kann endlich jemand ihre tiefe Angst vor Nähe verstehen.
»Du hast recht«, sagt sie, nimmt ihren Morgenmantel und wickelt sich wieder darin ein. »Ich dachte, indem ich extreme Dinge mit Russell tue … wie zum Beispiel, in der Öffentlichkeit Sex zu haben und mich von ihm fesseln zu lassen, könnte ich mich befreien.«
»Und, hast du?«, fragt Leonardo sie.
»Ich glaube, die Antwort darauf kennst du … natürlich nicht.« Sie seufzt. »Dadurch habe ich nur noch mehr Angst vor Nähe bekommen.« Sie hält einen Moment inne, leckt sich die Lippen. »Danke, dass du mich gestern Abend gerettet hast.«
»Gern geschehen«, sagt er und zieht sie an seine Seite, sodass sie beide aneinandergekuschelt auf der Couch sitzen.
»Erzähl mal, wie geht es dir?«, fragt sie Leonardo. »Wie war Indien?«
»Fantastisch«, sagt Leonardo. »Ich fühle mich wie ein anderer Mensch.«
»Hast du viel Yoga gemacht?«
»Ja, ich meine, ich bin jetzt ein ausgebildeter Lehrer für Vinyasa-Yoga, und für Tantra.«
»Was ist Tantra?«, fragt sie interessiert.
»Neben vielem anderen kann es eine Art sein, sich zu lieben«, erklärt er ihr. »Es geht nicht nur um den sexuellen Akt an sich, es geht darum, dein Herz wieder zu öffnen, und das tust du, indem du deinen Körper aufschließt, sinnlich.«
Er bietet ihr noch eine Orangenspalte an.
»Wenn du tantrischen Sex erlebst, dann ist das vermutlich die intensivste Ekstase, die du je erfahren wirst. SM kommt da nicht annähernd heran.«
Sie lehnt den Kopf an seine Brust. Er riecht nach Orangen, und nach dem exotischen, würzigen Duft der Räucherstäbchen.
»Wirst du mich aufschließen?«, flüstert sie an seine Brust. »Wirst du mir die Schlüssel zum tantrischen Sex zeigen?«
Leonardo weicht ein Stück zurück und sieht sie an.
»Ich bin nicht hierhergekommen, um mit dir zu schlafen, Valentina. Ich bin hierhergekommen, weil ich mir als dein Freund Sorgen um dich mache. Alle machen sich Sorgen um dich.«
»Ich weiß«, nickt sie. »Aber, Leonardo, du musst mir helfen, zu lernen, wieder zu lieben … bitte.«
Er sieht sie schweigend an, und seine Augen weiten sich. Sie kann seine Zuneigung zu ihr in ihnen sehen, Liebe sogar, die von innen strahlt. Sie braucht diese Liebe. Sie will wieder fühlen.
»Okay«, erwidert er
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