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Valentine

Valentine

Titel: Valentine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka-Gabriela Schmidt
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Sie hoffte inständig, dass er seine Fahrkünste oder die Qualität des Wagens nicht überschätzte. Hier waren ihren besonderen Fähigkeiten Grenzen gesetzt. Als sie zwischendurch blinzelnd aus dem Fenster hinaussah, bemerkte sie, dass die Richtungsweiser, die das Licht der Scheinwerfer reflektierten, deutsche Städtenamen zeigten. Abrupt reckte sie sich nach vorne.
    »Was machst du? Ich dachte, wir fahren nach Hause zurück?«
    »Nein, ich hab es mir anders überlegt.«
    »Was soll das heißen, du hast es dir anders überlegt?«
    »Wir dürfen keine Zeit verlieren, wenn wir nicht wollen, dass die Erde im Chaos versinkt. Du siehst ja selbst, was los ist.«
    Moment, das ging ihr jetzt zu schnell. Sie war noch von Liebe und Freude trunken, so schnell wollte ihr Verstand nicht in die harte Realität umschalten , und ihr Körper versteifte sich. Sollte sie das etwa so verstehen, dass … »Ach, und du weißt also plötzlich , wo und was wir zu tun haben, oder wie? Dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist.« Sie fühlte sich atemlos und rang nach Luft. 
    »Ich glaube , ja«, erwiderte er mit fester Stimme und einsilbig wie meistens, wenn er sich aufs Autofahren konzentrierte. »Wir müssen zurück. Jetzt. Der Zeitpunkt ist gekommen.«
    An dieser Aussage gab es nichts zu rütteln.
    »Aber«, sie lehnte sich zurück und wandte sich an Maurice: »Du hast doch deinen Kristall überhaupt nicht bei dir. Den müssen wir doch zuerst holen.«
    »Nein, das hat Frédéric mich heute Abend schon gefragt. Ist schon organisiert. Emanuele wird ihn mitbringen.«
    Wie reizend, dass alle Bescheid wussten und sie als Letzte davon erfuhr. Ihr Bruder hatte also ganz undemokratisch entschieden und alle anderen ins Vertrauen gezogen, dass es heute geschehen musste. Warum nicht sie?
    Maurice zuckte mit den Schultern und strich ihr sanft über die Haare. »Ich – habe es vergessen , dir zu sagen.«
    Unwirsch wehrte sie seine Hand ab. Was für eine unglaubwürdige Entschuldigung!
    »Ehrlich, wenn ich dich ansehe oder küsse, dann ist mein Gehirn wie leer gefegt . Bitte glaub mir, es war keine Absicht.«
    Schon gut. Aber warum heute und nicht morgen, nächste Woche oder … wieso glaubte Frédéric, dass jetzt der ultimative Zeitpunkt war, und was war überhaupt zu tun? Sie beugte sich wieder vor. »Woher kommt deine plötzliche Erkenntnis, Frédéric?«
    Maurice ergriff ihre Hand und streichelte sie sanft. Wenn er glaubte, er könne sich bei ihr einschmeicheln, dann hatte er sich geirrt. Dafür war sie jetzt überhaupt nicht empfänglich.
    »Aldin und Nelrin waren letzte Nacht bei Emanuele und haben ihm ein Dokument überbracht, das dem gleicht, mit dem du dich vor kurzem beschäftigt hast. Keiner ist jemandes Feind … Du erinnerst dich?«
    Natürlich erinnerte sie sich, was für eine dumme Frage. Jedes einzelne Wort, das sie jemals gelesen, gehört oder übersetzt hatte, war in ihr Gedächtnis eingemeißelt. »… und aus Gemeinschaft erwächst die Kraft, die Rettung verheißt« , setzte sie das Zitat fort.
    »Genau den meine ich. Und weiter?«
    Der Händedruck verstärkte sich , und sie meinte sogar zu hören, wie Maurice ’ Herz immer schneller und dumpfer schlug. Er hatte doch nicht etwa Angst? Nun ja, ganz wohl fühlte sie sich ja selbst nicht bei dem Gedanken, dass die Stunde der Wahrheit nahte. Bislang hatten sie das alles vor sich hergeschoben.
    »Sinngemäß hieß es in etwa: das sechste Wesen bündelt die Energie, schwört Einigkeit im Zeichen des Pentagramm s , es befindet sich im Angesicht des Kölner Doms. So erhebet eure Hände, berührt einander zu einem Ganzen, auf dass die reinen Strahlen sich zu einer Macht vereinen, die das Opfer der Versöhnung auf dem Altar darbringen.«
    Im Prinzip hatte er völlig R echt – sie sollten es ausprobieren, ob dies die Botschaft der Prophezeiung war. Sie verspürte einen Hauch von Euphorie , und ihre Anspannung löste sich auf. Entweder es geschah gar nichts, oder es würde etwas Spektakuläres eintreten und die Katastrophe – hoffentlich – verhindert werden.
    Maurice beugte sich vor. »Was soll das heißen – Opfer der Versöhnung? Ein Opferlamm oder so etwas?« Er lachte irritiert auf. »Das ist absurd.«
    »Nein«, Aliénor hob ihren Kopf und blickte nach hinten.
    Die Elfe wirkte erstaunlich ruhig. Bestimmt hatten sie und Frédéric die Risiken in den vergangenen Stunden ausführlich besprochen. Während wir uns geliebt haben, dachte Valentine und fröstelte. Ob die beiden

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