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Valeron der Barbar

Valeron der Barbar

Titel: Valeron der Barbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew J. Offut
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Sie lachte. »Die Alten waren wahrhaftig seltsame Menschen! Warum nicht genau zweitausend oder dreitausend oder überhaupt irgendeine gerade Zahl?«
    Saldon zuckte die Achseln. »Sie waren komplizierte Menschen.«
     
    »Ihre Schritte unterschieden sich von unseren«, warf Valeron ein und beschäftigte sich jetzt ernsthaft mit seiner Rüstung. Die Kettenglieder rieben gegeneinander. Ein gebrochenes Glied kann den Tod bedeuten, hatte man ihn gelehrt, und sein Erfahrung hatte es bestätigt.
    »Jedenfalls«, fuhr Saldon fort, »verstanden die Alten irgendwie, die Welten in gleicher Größe zu schaffen und sie in eine Umlaufbahn um Carmeis zu bringen – genau wie Carmeis sich um die Sonne dreht.«
    »Carmeis bewegt sich? Branarius bewegt sich?« Jheru sah aus, als wollte sie Saldon ins Gesicht lachen.
    »Sie weiß überhaupt nichts, Sohn Nadhs. Wie kann ich einer Idiotin etwas erklären, die mich dauernd mit ihrem unwissenden Gebrabbel unterbricht?«
    Valeron hob die Schultern und lächelte. »Ihr habt es mir erklärt, Saldon. Ich glaube Euch, genau wie ich glaube, dass dieses Schiff sich bewegt. Aber erklären könnte ich es nicht.«
    »Ihr seid ein Älterer, der sein Leben – und welch ein langes Leben! – Wisensa gewidmet hat, dem Studium seiner Pfade und der der Alten«, sagte Jheru scharf. »Es ist kein Beweis Eurer Güte, wenn Ihr mich beschimpft, weil mir nicht die Möglichkeit gegeben war zu studieren. Weshalb sollten die Menschen nicht überall gleich viel wiegen? Na gut, Carmeis bewegt sich also. Aber die Schiffe …«
    Saldon starrte sie an. »Du hast eine spitze Zunge, Sklavin von Carmeis. Was du brauchst, ist die flache Klinge – oder ihre Spitze.« Er deutete auf das Schwert, das Valeron gerade säuberte. »Aber weil ich ein Älterer bin und so viele Jahre schon lebe – woran du mich auf so unhöfliche Weise erinnert hast! –, kann ich es mir leisten – nachsichtig zu sein. Nun gut, ich werde mich nicht mehr über dich lustig machen.«
    Valeron widmete ihm einen erstaunten Blick. Das … das klang ja fast wie eine Entschuldigung! Dazu hatte Saldon sich ihm gegenüber noch nie herabgelassen. Dann war also auch der Ältere nicht unempfänglich für ihre Reize … Vielleicht war er gar nicht zu alt und dachte nicht nur an Wisensa. Offenbar verfehlte der hüpfende Busen unter dem schwarzen Tuch auch auf ihn seine Wirkung nicht. Verstohlen schaute Valeron nun auch auf Jheru. Sie war über die Worte des Älteren und Ersten Ratgebers nicht überrascht, sondern sah sie als die ihr durchaus zustehende Entschuldigung an.
    Valeron wandte sich wieder der sorgfältigen Überprüfung seiner Rüstung zu. Ein Gedanke drängte sich ihm auf, der seiner Kaiserin keine Ehre tat – genauso wenig wie ihm, der ihn dachte.
    Diese üppig gebaute Mädchenfrau, die mich nicht ernstnahm, die ohne offensichtliche Skrupel einen Wächter tötete, die Saldon ihre Meinung sagte und ihm sogar eine Entschuldigung entlockte – welch ein Unterschied besteht zwischen ihr und ihrer Kaiserin! Jheru wäre im Bett bestimmt nicht so passiv, wie ihre Herrin es gewesen war …
    Um diese doppelt unwürdigen Gedanken zu verdrängen, beschäftigte der Kriegslord von Branarius sich noch eingehender mit seiner Kettenrüstung.
    »Die Schiffe sind nur Raumfähren«, sagte Saldon. »Sie können dieses Weltensystem nicht verlassen, um zwischen den Sternen zu – segeln. Unsere Sonne ist ein Stern, einer unter vielen, musst du wissen. Die Menschen reisten früher von einem zum anderen.«
    »Wirklich?«
    Saldon schloss die Lider und lächelte. »Ja, wirklich! Wo glaubst du, ist Mutter?«
    »Ich … ich hielt Mutter immer für eine Legende«, antwortete Jheru ein wenig nervös, denn sie wollte einen Diener Wisensas nicht beleidigen.
    »Und Wisensa? Hältst du auch ihn für eine Legende, o weise Sklavin?«
    »O nein!« Hastig beschrieb sie das Zeichen: zwei überkreuzte Ellipsen. »Erlebt!«
    »Dann täuschst du dich«, sagte der Alte, »in beiden Fällen.«
    Valeron grinste.
    »Mutter ist unsere Heimatwelt«, fuhr Saldon fort. »Die Wiege der Menschheit. Unsere Vorfahren waren Kolonisten von einer  Welt, auf der nicht alle Menschen dunkle Haut und dunkles Haar hatten. Und – Wisensa ist kein Gott!«
    Hastig machte Jheru das Schutzzeichen.
    »O hör auf!« brummte Saldon. »Wisensa ist ein – Wort, ein Wort, das von Wissen kommt – und Wissen ist auch kein Gott!«
    »Valeron!« rief das Mädchen entsetzt. »Glaubt Ihr ihm? Diesem ketzerischen

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