Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Valeron der Barbar

Valeron der Barbar

Titel: Valeron der Barbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew J. Offut
Vom Netzwerk:
Pflegesohn von Sungoli-Wilden, von denen er nie als ebenbürtig anerkannt worden war – genauso wenig wie später von jenen seiner eigenen Art; er, der »mein Lord Barbar« vom Mörder des Kaisers genannt worden war. Ja, sagte er sich, wie könnte ich diese zierliche Frau nicht wollen und den Thron, den sie mir bietet, der mir noch größere Macht bringt? Ich musste es den Sungoli zeigen! Musste es meiner eigenen Rasse, ja dem ganzen Branarius zeigen! Und würde es ein Kaiser Valeron nicht allen zeigen – allen auf den sieben Welten!
    Saldon hat gesagt, ich muss mir jeden Tag meinen Wert selbst beweisen. Auch wenn mir diese Worte nicht gefallen, hat er doch recht. Auch den anderen muss ich meinen Wert beweisen. Sie dürfen keinen Zweifel daran hegen, dass der von den Sungoli aufgezogene Barbar von der Barbarenwelt so gut wie jeder andere ist – nein, besser! Und dass er auch genauso zivilisiert sein kann! Oder kann ich das vielleicht nicht?
    Was will ich?
    Eine Hand auf seinem Arm riss ihn aus der Folterkammer seiner Überlegungen, die ihn seit Tagen quälten. Die Hand gehörte Lexton. Eshara und die anderen Könige standen in prächtigen Rüstungen um ihn. Der weiße Federbusch auf Esharas goldenem Helm bildete einen auffallenden Kontrast zu dem mit schwarzem Pferdehaar geschmücktem Kamm des schwarzen Helmes neben ihr, der dem immer düster gewandeten Vidul gehörte.
    Valeron und der König von Maruthia hatten inzwischen die zeitvergeudenden Förmlichkeiten wie die Titulierungen »mein Lord« und »Lord König« aufgegeben. Sie waren ebenbürtige Männer mit größter Hochachtung füreinander.
    »Lexton«, sagte Valeron, »ich lasse den größten Teil der Truppen hier unter dem Befehl Eures Hauptmanns Graylon zurück. Ich nehme nur eine kleine Abteilung mit in die Stadt. Ich schlüpfe in eine carmeianische Uniform und täusche den Offizier der Eskorte vor. Fünfzehn meiner Männer sind bereits dabei, carmeianische Uniformen zu beschaffen.«
     
    Lexton nickte. Neben ihm stand ruhigen Blickes Narran ol-Shalkh Premn. Der Zierknauf eines Breitschwerts ragte aus der mit Silberfiligran überzogenen Lederscheide an seiner linken Hüfte. Ein Zeremoniendolch, der jedoch als Waffe durchaus brauchbar war, war auf die Art seines Volkes mit dem Griff nach unten um den linken Unterarm geschnallt. Einen zweiten trug er an der rechten Hüfte. »Denkt Ihr, Ihr werdet Schwierigkeiten haben, in den Palast zu gelangen?« fragte er. Sein glattes Gesicht mit dem gepflegten Bart unter dem stählernen Helm, den ein silberner Greif zierte, verriet keinerlei Besorgnis.
    Valeron schüttelte den Kopf. »Weshalb sollten wir, Lord König, vorausgesetzt, Ihr meint damit nicht, wie es dann weitergehen wird. Niemand erwartet uns. Niemand rechnet mit einer Invasion – und schon gar nicht von den Königen! Ich stellte bereits fest, dass Sicherheitsmaßnahmen hier stark vernachlässigt werden. Wir dürfen nicht vergessen, später etwas in dieser Hinsicht zu unternehmen.«
    »Und im Palast, Lord König Valeron?« fragte Eshara.
    Die hochgewachsene Frau trug einen pelzbesetzten ärmellosen Mantel in leuchtendem Aprikot. Er war hochgeschlossen, fiel bauschig zum breiten Ledergürtel, und von dort fließend zu den Fußgelenken. Er hatte sehr weite Armlöcher und Schlitze vom Saum bis zu den Hüften. Durch sie schimmerte die Kettenrüstung mit dem wattierten Wams darunter. In den Scheiden am Gürtel steckten Dolch und Schwert.
    »Ich habe euch alle ersucht, mich nicht mehr ständig ›Lord König‹ und ›mein Lord‹ zu nennen«, sagte Valeron, und sein Blick wanderte flüchtig über jeden einzelnen, dann wandte er sich Eshara zu. »Was Eure Frage betrifft – das wird sich noch herausstellen. Unsere Männer werden sich sofort verteilen, und wir begeben uns geradewegs zum Thronsaal. Wir müssen annehmen, dass die Palastwache ohne Ausnahme in Cannus Sold steht, bis wir – oder die einzelnen – das Gegenteil beweisen können. Der Anblick der vereinten Könige dürfte ihren Widerstand schnell brechen. Wenn nicht – nun, Eshara, darum tragt Ihr heute Eure Rüstung!« Er kränkte sie nicht noch einmal, indem er vorschlug  – was er bereits einmal getan hatte –, dass sie auf dem Raumhafen zurückbleibe. »Die übrigen carmeianischen Streitkräfte, genau wie das Volk, haben keine Ahnung, welches Spiel Darcus Cannu spielt und dass er der Mörder ihres Kaisers ist.«
    »Und Cannu?« fragte der fette Narran, dessen Kettenrüstung bestimmt die doppelte

Weitere Kostenlose Bücher