Valeron der Barbar
schlang sie die Arme um seinen Hals und drückte sich schmerzhaft fest an ihn. Ihr Herz war voll des quälenden Verlangens nach ihm.
»Du bist mein Lord«, murmelte sie. »Und frei von dir werde ich nie sein können.«
Und er gab sie auch stundenlang nicht frei. Noch nie zuvor war Jheru so heftig geliebt worden – und noch nie war sie so glücklich gewesen.
16
Zepter und Schwerter
Präfekt Abdu, der Leiter des Raumhafens von Carmeis, einen Kilometer außerhalb der Stadt, hatte so etwas noch nie erlebt. Ein Schiff mit dem kaiserlichen Wappen war kaum gelandet, schon sprintete ein Mann in der beigen Uniform von Maruthia über das Feld zu seinem Turm.
»Hauptmann Graylon, Königliche Armee von Maruthia«, hatte er sich keuchend bekannt gemacht, noch ehe die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte. »In dem soeben gelandeten Schiff befindet sich mein Lord König Lexton. Fünf weitere Fähren werden in Abständen von jeweils fünfzehn Minuten mit den anderen Königen ankommen. Ihr …«
»König Lexton … Die anderen Könige! Alle? Die Könige?«
»… müsst jedes Schiff sofort von der Landefläche bringen, damit das nächste landen kann.«
Präfekt Abdu schluckte. Noch nie hatte er sich dem Problem einer solchen Massenlandung gegenübergesehen – und schon gar nicht den Fünf Königen – alle zur gleichen Zeit! In den vier Jahren, seit er hier Präfekt war, hatte er überhaupt erst einen von ihnen zu Gesicht bekommen, wenn man den branarischen Mörder nicht mitrechnete. In seiner Aufregung fiel ihm nur eines ein:
»Aber – König Jallad ist bereits hier, es können doch keine …«
»Präfekt! Der Lord König von Maruthia wartet! Weitere sind unterwegs. Im letzten Schiff befindet sich der Premierminister des Knaben Jallad – wir wissen, dass er hier ist, Mann!«
»Ich … jawohl.« Abdus Lippen zuckten in einem Lächeln. Zwei Krieger kamen sich näher durch die Bezeichnung »Knabe« für den jungen König, und Abdu fühlte sich dadurch irgendwie gleich ein wenig wohler. Sein Gehirn begann wieder klar zu arbeiten. Er griff nach dem Lauthorn auf dem Schreibtisch. »Ich muss sofort einen Kurier zum Palast senden.«
»Verzeiht, Präfekt, ich habe mir bereits die Freiheit genommen, einen Läufer zum Palast zu schicken«, log Graylon glatt. »Ich dachte, Ihr würdet Euch voll und ganz auf die Landung der einzelnen Schiffe und auf die Befehligung Eurer Leute konzentrieren wollen.«
»Danke!« sagte Abdu sichtlich erleichtert und vergaß seinen Kurier.
Der Carmeianer trat zum Fenster, griff nach dem Lauthorn und erteilte seine Befehle an die Männer auf dem Raumhafen. Graylon beobachtete ihn ein wenig amüsiert, doch nicht ohne Achtung. Der Präfekt hatte die unerwartete Situation erstaunlich im Griff und handelte völlig ruhig und folgerichtig. Innerhalb von acht Minuten war das maruthische Schiff von der Landeplattform auf eine freie Startrampe geschleppt worden.
Des Präfekten Männer kehrten gerade zur Landeplattform zurück, als das zweite Schiff pfeifend aus dem Himmel tauchte.
Kaum hatte es aufgesetzt, schwärmten sie geschäftig wie Ameisen darüber.
Als das sechste Schiff sicher gelandet war, wischte Abdu sich den Schweiß von der Stirn und biss sich auf die Unterlippe. Er warf einen Blick hinunter auf das Feld und sah den maruthischen Hauptmann – hieß er Graylon? Was jetzt? überlegte er. Im Protokoll, das Darcus Cannu vor Jahren selbst aufgesetzt hatte, stand nichts über eine derartige beispiellose Lage. Sechs Schiffe mit Abgesandten des neuen Regimes waren zu den anderen Welten geflogen – und nun kehrten sie alle gleichzeitig zurück, und jedes mit einem König, vermutlich zu einer Sympathiekundgebung und um der mädchenhaften neuen Kaiserin den Treueeid zu leisten. Aber – was sollte er jetzt tun?
Gut, dass dieser Graylon ihm zumindest geholfen hatte, indem er einen Boten zum Palast schickte. Ah, da kam er wieder, in Begleitung von zweien seiner eigenen Leute, wie aus der etwas farblosen Uniform zu erkennen war.
»Präfekt, meine Hochachtung! Ihr habt Eure Sache großartig gemacht«, lobte Graylon ihn, als er mit den beiden Soldaten das Turmgemach betreten hatte. »Bedauerlicherweise ist es jetzt meine unangenehme Pflicht, Euch davon zu informieren, dass der Raumhafen sich nun unter der Kontrolle und Befehlsgewalt der Sechs Könige befindet. Habt die Güte, uns keine Schwierigkeiten zu machen, und stellt Euch unter die Bewachung dieser beiden Soldaten. Ihr seid
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