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Valhalla: Thriller (German Edition)

Valhalla: Thriller (German Edition)

Titel: Valhalla: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Oberflächlich betrachtet, schon. Aber die Ärztin meinte, sie müsse noch ein paar Ergebnisse auswerten. Eigentlich wollte sie schon längst wieder zurück sein …« Er blickte auf die Uhr.
    »Was denn für Tests? Ich hoffe doch, es ist alles in Ordnung.«
    »Weiß ich selbst nicht genau. Es ging um Hirnströme, wenn ich das richtig verstanden habe. Aber ich kann mich auch täuschen. Ich war so glücklich, dass mit der Geburt alles geklappt hat und dass Hannah und das Baby gesund und munter waren, dass ich gar nicht richtig hingehört habe. Verdammt, diese Warterei bringt mich noch um …«
    »Warte mal, John, ich glaube, da kommt sie.«
    Die Ärztin war eine kleine, kräftige Person mit roten Wangen und meist einem ansteckenden Lächeln. Doch jetzt wirkte ihr Gesicht ernst. Auf ihrem Kittel prangte der Aufdruck
Asklepios Klinik, Barmbek
. In ihrem Schlepptau lief die Krankenschwester, die Leni bisher betreut hatte.
    Eine kurze Begrüßung, ein Blick auf Lenis Messwerte, dann bat die Ärztin die beiden Männer nach nebenan ins Besprechungszimmer. Die Krankenschwester blieb bei dem Brutkasten und leitete die nächste Fütterung ein. John hielt es nicht mehr länger aus. »Sie schauen so finster, ist etwas mit meiner Tochter?«
    »Wenn Sie mit
etwas
meinen, dass ihr etwas fehlt, so kann ich Sie beruhigen«, sagte die Ärztin. »Das Serum hat sehr gut angeschlagen, sämtliche Blutwerte liegen innerhalb der Parameter. Ihre Tochter wird leben, Mr. Evans, und das sollten Sie nach allem, was vorgefallen ist, als großes Wunder betrachten.«
    »Das tue ich auch. Aber was ist es dann? Irgendetwas bereitet Ihnen doch Sorge, das kann ich sehen …«
    »Es sind in der Tat die Messwerte, die wir vom EKG erhalten haben, die mir etwas Sorge bereiten. Nein,
Sorge
ist vielleicht der falsche Ausdruck. Sie verblüffen mich, das trifft es eher. Ich habe mich eben mit meinen Kollegen ausgetauscht, und wir sind der Meinung, dass wir es hier mit einem ziemlich einzigartigen Vorgang zu tun haben, den wir unbedingt weiter beobachten sollten.«
    Johns Magen verknotete sich. Was er da hörte, klang alles gar nicht gut.
    »Schauen Sie, ich habe Ihnen die Messwerte mal mitgebracht«, sagte die Ärztin und heftete zwei transparente Grafiken an das beleuchtete Klemmbrett.
    »Links sehen Sie die Kurven von Puls, Herztätigkeit, Blutdruck und Hirnströmen eines anderen Frühgeborenen, rechts die von Leni. Wie Sie sehen, ist die Atemfrequenz bei beiden ziemlich ähnlich, etwa 75 Züge pro Minute. Beide Babys sind in der 31. Woche, beides Mädchen. Die Größe links beträgt 39,8 Zentimeter, bei Leni sind es 41,1. Auch ihr Gewicht ist mit rund 1500 Gramm durchaus vergleichbar.« Sie atmete tief durch. »So weit, so gut. Aber jetzt bitte ich Sie, einen Blick auf die Hirnstrommessung zu werfen. Das EEG liefert einen detaillierten Bericht über die Hirnfunktionen und lässt sich zu einer Kurve zusammenfassen. Gerade bei Neugeborenen ist dieser Wert sehr aussagekräftig, weil er ein Beleg dafür ist, wie viele Synapsen pro definiertem Zeitraum neu gebildet werden. Deren Produktion beginnt zwar schon in der fünften Woche im Mutterleib, aber da allein in der nur zwei bis drei Millimeter dicken Großhirnrinde mehr als zehn Milliarden Nervenzellen verschaltet werden müssen, dauert dieser Prozess bis weit nach der Geburt an. Das Gehirn eines Neugeborenen ist sozusagen ein Rohling, der erst noch ausgebildet werden muss.«
    »Die Werte liegen bei Leni aber um einiges höher, habe ich recht?«
    »Um ein Vielfaches«, erwiderte die Ärztin. »Genau genommen sprengen sie die Skala, weswegen wir hier auch bereits mit einem anderen Maßstab arbeiten mussten.« Sie deutete an den linken Rand, wo irgendwelche Zahlen abgebildet waren, die John nichts sagten.
    »Lenis derzeitiger Stand befindet sich auf dem Niveau eines Babys drei Wochen nach der Geburt. Sie hat also einen Vorsprung von 13 Wochen.«
    »Das ist viel, oder?«
    Die Ärztin zwinkerte ihm zu. »Astronomisch. Aber kein Grund, sich deswegen Sorgen zu machen. Ihrer kleinen Tochter geht es gut, sie durchläuft nur eine schnellere geistige Entwicklung. Sobald sie aus dem Brutkasten raus ist und stabil genug, um sie ausgiebigeren Tests zu unterziehen, würden wir sie gerne in einem Institut für Neurowissenschaften untersuchen lassen. Ihr Einverständnis natürlich vorausgesetzt. Dann können wir wesentlich detailliertere Aussagen treffen. Bis jetzt können wir lediglich sagen, dass Ihre Tochter einmal

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