Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vali

Vali

Titel: Vali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Weiß
Vom Netzwerk:
bringen. Er nahm sich vor, ihr alles zu erklären, wenn sie aufwachte.
    Diesmal war von ihr keine Gegenwehr gekommen, sie hatte aufgegeben, in ihrer Resignation alle Schilde fallen lassen. Das war es, was Vali wirklich geschockt hatte, er hatte einen weiteren Kampf erwartet, niemals eine Kapitulation. Als ihre Knie nachgaben hatte er sie gehalten, bis Grischa mit einem fahrbaren Untersatz zurückgekehrt war. Die ganze Fahrt lang hatte sie auf seinem Schoss gesessen, an seine Brust gelehnt. Er hatte ihren Duft tief eingeatmet und sich gefragt wie es sich anfühlen würde, wenn sie freiwillig in den Schutz seiner Arme flüchten würde. Der Gedanke war genauso unlogisch wie unpassend gewesen, also hatte er ihn schnell wieder in die Versenkung geschickt. Eigentlich hätte Vali auf das jüngste Mitglied seines Teams wütend sein müssen. Der Kleine hatte sich tatsächlich von einer Frau überrumpeln lassen. Die Tatsache jedoch, dass Achill schon damit anfing ihn aufzuziehen, und die blauen Eier die sich Grischa zweifellos zugezogen hatte, waren im Moment Strafe genug.
    Vali hatte Sarah vorsichtig auf sein Bett gelegt und sobald er sich sicher war, dass sie tief und ruhig schlief, hatte er das Zimmer verlassen. Er verfügte nicht wirklich über die Fähigkeiten eines Heilers, aber er hatte versucht ihr die stärksten Schmerzen zu nehmen, bevor seine Gedanken wieder in eine unpassende Richtung abgeschweift waren.
    Vali mochte seine Gefühle unterdrücken können, aber seine körperliche Reaktion auf Sarah Meinhard war eine ganz andere Geschichte.
    Auf dem Weg zur Dusche hatte Thore ihn nur kurz fragend angesehen, aber sich noch immer jeden Kommentar verkniffen. Nicht nur dafür hatte er Einen gut. Vali fragte sich, ob er je sein Schuldenkonto bei dem blonden Krieger ausgleichen konnte.
    Er stellte den Wasserstrahl ab, und griff sich ein Handtuch. Das kleine Badezimmer sah aus wie ein türkisches Dampfbad, dicke warmfeuchte Nebelschwaden waberten um ihn herum, als er vor dem Spiegel stand.
    Mit einer Hand wischte er das beschlagene Glas frei und sah seinen verschwommenen Umriss.
    Schatten zeigten sich unter seinen Augen, Wangen und Kinn trugen einen fast Drei-Tage-Bart. Eine Rasur, ein kurzes Frühstück und eine Mütze voll Schlaf würden seinem Hirn vielleicht wieder auf die Sprünge helfen. Das Gefühlschaos das in ihm tobte, beunruhigte ihn mehr als es eine ganze Streitmacht des Kaders es je gekonnt hätte.
     
    Thore saß mit den anderen in der kleinen Küche des Ferienhauses und lauschte mit einem Ohr, auf das leise Rauschen, das aus der Dusche kam.
    Er machte sich ernsthaft Sorgen um Vali, das Verhalten seines besten Freundes war ihm ein Rätsel. Temperamentvoll war er schon immer gewesen, aber Unzurechnungsfähigkeit war total neu im Repertoire. Genauso wie Stimmungsschwankungen und Gefühlsduselei. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, könnte man annehmen Vali wäre in den menschlichen Wechseljahren gelandet.
    Als sich die Badezimmertür öffnete, und ein nur mit Handtuch bekleideter Vali auf den Flur trat, hoffte Thore vergeblich auf eine Erklärung. Vali musste seinen Blick gespürt haben, denn er sah ihn kurz über die Schulter an, schüttelte unmerklich mit dem Kopf und ging in Thores Schlafzimmer.
    „Oh nein mein Freund, ohne mich.“ Er würde Vali nicht so einfach davon kommen lassen. Thore erhob sich, um ihm zu folgen. Das Gespräch das er beabsichtigte war ohnehin nicht für die Ohren der Anderen bestimmt.
    Ohne sich damit aufzuhalten anzuklopfen, trat er ein.
    Außerdem war es eigentlich sein Schlafzimmer, aber da sie jetzt noch zwei zusätzliche Gäste hatten, wurde es langsam eng mit freien Betten. Vali saß auf dem Bettende, die Arme auf die Knie gestützt. Sein Blick war auf den Teppich gerichtet, als würde er dessen chemische Zusammensetzung analysieren.
    „Wie geht es dir mein Bruder?“ Thore schloss die Tür leise hinter sich, und lehnte sich gegen den Holzrahmen.
    Vali hob den Kopf für einen fragenden Blick.
    Ach so, Thore meinte die Schusswunde die er sich eingefangen hatte, als er Sarah vor den Geschossen des Kaders abgeschirmt hatte.
    „Die Wunde ist schon geschlossen. Die Kugel ging glatt durch.“, antwortete er und es klang selbst in seinen Ohren müde.
    „Das habe ich nicht gemeint, und das weißt du auch.“ Thore würde nicht locker lassen.
    „Es geht mir gut.“
    „Bullshit.“
    „Was willst du denn hören?“, Vali hatte nicht den Nerv sich jetzt über sein Gefühlsleben

Weitere Kostenlose Bücher