Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vali

Vali

Titel: Vali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Weiß
Vom Netzwerk:
auf.
    Thore fand den Gedanken nicht allzu ungewöhnlich.
    „Wir wissen, sie bezahlt alle ihre Rechnungen, dazu braucht sie Geld, oder? Von wem hat sie denn in der letzten Zeit ihr Gehalt bezogen?“
    „Das ist es ja was mich stutzig macht.“, antwortete Tomasz. „Sie hat das Geld immer selbst bar eingezahlt.“ Thore pfiff leise durch die Zähne. „Das ist für Menschen eher ungewöhnlich.“
    Tomasz nickte, „Aber nicht für Mitglieder des Ordens. Die Frage die sich also wirklich stellt ist, ob es Zufall war, oder Absicht.“
    „Was meinst du damit?“ Thore setze sich auf.
    „Was wäre wenn Malachi sie gezielt ausgewählt hat?“ Tomasz war wie immer drei Gedankengänge voraus. Das erschwerte oft eine normale Unterhaltung.
    „Du bist der Denker, sag Du`s mir.“ Thore war zu müde für Detektivspielchen.
    „Vielleicht ist sie ja doch nicht nur eine Zeugin, sondern spielt eine wichtigere Rolle. Lucius ist sonst auch nicht gerade pingelig, wenn es um die Verschleierung seiner Verbrechen geht.“
    „Das stimmt, aber er hat einen kompletten Trupp losgeschickt um Sarah zu erledigen.“ Thore kratzte sich am Kopf, als könnte das seinen grauen Zellen auf die Sprünge helfen. Tomasz war noch nicht fertig mit seinen Ausführungen.
    „Ihre Schwester wurde vor fast genau einem Jahr getötet. Der Leichnam war bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Hälst du das für einen Zufall?“
    Tomasz neigte den Kopf zur Seite, und drehte sich auf seinem Bürostuhl zu Thore um.
    „Nein.“ Thore nippte an seinem Kaffee.
    “Ich denke wir  sollten Sarah in dieser Richtung auf den Zahn fühlen. Sie ist außergewöhnlich, und das meine ich nicht nur weil sie Grischas Gesicht umdekoriert hat.“
    Ein kleines Zucken von Tomasz Mundwinkel deutete das an, was bei jedem anderen der Truppe ein breites Grinsen gewesen wäre.
    Mehr war bei Tomasz allerdings nicht zu erwarten. Thore hatte seinen Bruder noch nie Lachen gesehen, allein der Gedanke war gruselig.
    Grischa stöhnte auf der Couch. „Na toll. Noch etwas was ihr mich nie vergessen lassen werdet. Hab ich Recht?“
    Thore schmunzelte. „Tja mein Bruder. Wer den Schaden hat, du kennst das ja.“ Grischa verzog das Gesicht und erhob einen Mittelfinger in Thores Richtung. Der konnte sich nur mit Mühe das Lachen verkneifen, als er aufstand.
    „Ich werde mal oben nachsehen, wie es unseren Gästen geht.“
    Er wusste Tomasz hatte immer Recht mit seinen Vermutungen. Dieser Typ spielte kein Schach, er hatte dieses Spiel praktisch erfunden. Von allen Mitgliedern der Truppe war Tomasz, derjenige der am undurchsichtigsten wirkte. Der Kerl war ein wandelndes Kontrastprogramm. Ein ausgezeichneter Kämpfer, der sich aber wesentlich wohler mit seinen Computern fühlte. Seine langen Haare gepaart mit den zahllosen Tattoos die seinen Körper schmückten, - Thore war sich sicher nicht einmal die Hälfte davon zu kennen - kennzeichneten ihn, als den unerbittlichen Krieger der er sein konnte. Seine Vorliebe für Kaschmirpullis und Stoffhosen passte da wiederum gar nicht ins Bild. Selbst bei der Musikauswahl lag er weit außerhalb des allgemeinen Geschmacks der Truppe. Tomasz liebte die Klassik in all ihren Varianten, vor allem aber die Oper. Das war ein weiterer Grund für das Headset, kein Mensch brauchte am frühen Morgen schon Vivaldi. Thore schüttelte sich kurz angewidert bevor er die schmale Treppe ins Obergeschoss hoch joggte.
    Er öffnete die Tür wo sie „Gast“ Nummer eins untergebracht hatten.
    Der Kerl lag auf dem Bett, und seine Hände steckten immer noch in den Handschellen die am Kopfteil festgemacht waren. Nachdem er aufgewacht war, hatte er schlimmer geflucht als ein Kesselflicker, also hatten sie ihm einen Knebel verpasst. Die Nachbarhäuser waren zwar weit genug entfernt, so dass er keine Nachbarn auf den Plan rufen konnte, aber niemand wollte den ganzen Tag dieses Gejammer hören.
    Jetzt sahen Thore zwei hasserfüllte Augen an. Naja, eigentlich nur eins, das andere war noch zugeschwollen. Valis Haken waren legendär, und der Kerl hatte keine Ahnung wie viel Glück er hatte überhaupt noch am Leben zu sein. Überzeugt davon, dass der Drecksack noch ein bisschen länger am Leben bleiben würde, schloss Thore wortlos die Tür und ging. Vali hatte darauf bestanden, dass er derjenige sein würde, der den Menschen verhörte. Thore war sich nicht ganz sicher ob das wirklich eine so gute Idee war. Valis Selbstbeherrschung hing im Moment an einem seidenen Faden und die Chancen waren

Weitere Kostenlose Bücher